Madita Oeming

Porno

Eine unverschämte Analyse
Cover: Porno
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783499012334
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

In der Minute, die Sie brauchen, um diesen Text zu lesen, besuchen rund 100.000 Menschen weltweit die Seite pornhub.com. Etwa 85 Prozent aller Männer und gut ein Drittel aller Frauen in Deutschland konsumieren Pornos. Längst sind sie Teil unserer Alltagskultur geworden - und zugleich ein Tabuthema geblieben. Angst, Scham und fehlendes Wissen stehen einem offenen Dialog im Weg, ob im Privaten oder in der öffentlichen Debatte. Das will dieses Buch ändern. Es eröffnet einen Raum, in dem das Sprechen und Nachdenken über Pornos möglich wird. Fernab von Panikmache oder Sensationslust, aber ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, beantwortet es, was wir mit Pornos machen, was sie mit uns machen und welchen Platz sie in unserer Gesellschaft haben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.10.2023

Rezensentin Berit Dießelkämper hofft, dass sie mit den beiden Büchern der Pornowissenschaftlerin Madita Oeming und der Pornodarstellerin und -produzentin Paula Pappel künftig weiß, wie sie sich zum Thema Porno - vor allem als Frau - zu positionieren hat. Feministisch, aber nicht prüde - das ist möglich, denn beide Autorinnen verstehen sich als "sexpositiv", haben also nichts gemein mit Anti-Porno-Feministinnen wie Andrea Dworkin oder Alice Schwarzer, klärt die Kritikerin auf. In den offenbar sehr ähnlich argumentierenden Büchern liest die Rezensentin, dass Frauen - sofern die Filme im Einvernehmen entstehen - im Porno keineswegs unterdrückt werden, Pornos feministische und ethische Werte vertreten können - und Frauen in Pornos keineswegs zum Objekt werden müssen. Vielmehr diene die Subjektwerdung der Frau als Darstellerin und Konsumentin der Befreiung weiblicher Sexualität. Dass Pornodarstellerinnen übrigens deutlich mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen, erfährt Dießelkämper ebenfalls. Über das Geschäft, das mit Pornos gemacht wird oder den Druck, der Frauen dazu treibt, ihre Sexualität in "marktfähige Produkte" zu verwandeln, hätte die Rezensentin in beiden Büchern allerdings gern mehr gelesen. Und so bleibt sie trotz interessanter, auch unterhaltsamer Lektüre doch immer noch ein wenig ratlos zurück.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2023

Rezensentin Juliane Liebert bespricht zwei neue Bücher, die sich mit dem negativen Image von Pornografie befassen, das beide nicht verdient finden: Madita Oemings "Porno" und Paulita Pappels "Porno Positiv". Beide sehen in der Tabuisierung von Pornografie vor allem den Einfluss einer konservativ-patriarchalen Sexualmoral und wünschen sich einen gelasseneren Umgang mit Sex. Soweit kann Liebert gut mitgehen. Oemings Forderung, die Performance von Sex nicht mit gewaltsamem Sex zu verwechseln, leuchtet ihr ebenso ein, wie die Forderung, Jugendlichen das Pornoschauen nicht zu verbieten, sondern lieber "Medienkompetenz" bei der Auswahl zu fördern. Auch mit Paulita Pappels Ansatz, Pornografie als "gelebte Emanzipation" zu betrachten - sofern die Produktionsbedingungen stimmen - gefällt Liebert im Prinzip. Wenn Pornografie, wie in diesen beiden Büchern, aber vor allem als "empowernd" gefeiert wird, geht ihr doch ein bisschen das "anarchistische Potenzial" der Pornografie verloren. Zumal auch die beiden Autorinnen nichts daran ändern können, dass die Hübschen immer mehr Sex haben als die weniger Hübschen, denkt sich die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.08.2023

Etwas zwiegespalten betrachtet Rezensentin Susanne Billig Madita Oemings Buch zu Pornos: Dass sie mit den sieben Kapiteln ihres Buches der Tabuisierung des Pornokonsums entgegenwirken möchte, findet Billig gut, es gelingt Oeming, ihr zu zeigen, dass Pornos auch einen befreienden, Lust und Sexualität feiernden Aspekt haben können. Doch dass auch immer wieder Gewalt damit verbunden wird, wird der Kritikerin zufolge mit zu leichter Hand beiseite gewischt, hier hätte sie sich durchdachtere und ernsthaftere Ansätze gewünscht, wie man damit umgehen kann, resümiert sie.