Maik Siegel

Hinterhofleben

Roman
Cover: Hinterhofleben
Divan Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783863270469
Broschiert, 300 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Was passiert mit einer Hausgemeinschaft, wenn auf einmal statt Mülltrennung Weltpolitik diskutiert wird? Die Linde im Hinterhof grünt gerade erst, als die Bewohner der Nummer 68 im Prenzlauer Berg entscheiden, dem syrischen Kriegsflüchtling Samih Unterschlupf zu bieten. Doch mit der Zeit spaltet sich die Hausgemeinschaft in hilfsbereite und um die eigene Sicherheit besorgte Menschen, deren Zentrum die Linde im Hof bildet und als Inbegriff des deutschen Raumes gilt. Im Hinterhof erlebt sie als stumme Zeugin, das Verhalten und die Gedanken der 68er gegenüber ihrem neuen Nachbarn Samih. Maik Siegel hat mit "Hinterhofleben" ein Buch geschaffen, das ein Gesellschaftsroman im klassischen Sinne ist und aktuelle und gerade hoch brisante Themen behandelt, ohne dabei den Humor zu verlieren. Von den Kriegszuständen in Syrien, den Flüchtlingsströmen zu Land und zu Wasser, der deutschen Willkommenskultur, Homosexualität, Gewalt in Computerspielen, der europäischen Kolonialisierungsgeschichte, kindlicher Abenteuerlust und dem Helfer-Syndrom wird mal mit Ernsthaftigkeit, mal mit Witz und Sarkasmus erzählt. Dabei gibt die Komplexität der Charaktere den gängigen Argumenten in der Flüchtlingsdebatte ein Gesicht, das jenseits von Schwarz- und Weißmalerei liegt...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.03.2018

Rezensent Michael Watzka gefällt die Idee von Maik Siegel, seine Hauptfigur, den Syrer Samih, der von einer aus dem üblichen Prenzlauer-Berg-Personal bestehenden Hausgemeinschaft aufgenommen wird, weitgehend schweigend auftreten zu lassen. Denn so führe der Autor in seinem Debütroman eindringlich vor Augen, dass in Deutschland zwar viel über, kaum aber mit Flüchtlingen gesprochen werde, fährt der Kritiker fort, der hier nachliest, wie die Mischung aus Hilfsbereitschaft und "insgeheimen Vorbehalten" auf beiden Seiten krachend an der Realität scheitert. Dass es Siegels Figuren mitunter an Tiefe mangelt, verzeiht Watzka gern: Viel zu hoch rechnet er dem jungen Autor an, dass dieser sich keine Perspektive zu eigen macht.
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