Marcel Korolnik, Annette Korolnik-Andersch

Sansibar ist überall

Alfred Andersch: Seine Welt in Texten, Bildern, Dokumenten
Cover: Sansibar ist überall
Verlag text und kritik, München 2008
ISBN 9783883779379
Gebunden, 251 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Im Fall von Alfred Andersch hat dessen Leben im "Dritten Reich" und während des Zweiten Weltkriegs in den letzten Jahren zu Debatten geführt. Doch Anderschs Biografie erzählt viel mehr: Sie ist zum Beispiel auch eine Geschichte der europäischen Kunst und Intelligenz der 1950er bis 1970er Jahre. Das Netz der Intellektuellen spann sich weit über Europa und darüber hinaus. In besonderem Maße streckte Alfred Andersch seine Fühler aus, erkundete, förderte und pflegte internationalen Austausch mit Schriftstellern und Künstlern: von Giorgio Bassani, über Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Max Frisch, Luigi Nono und Arno Schmidt bis zu Italo Valenti und Emilio Vedova. Die hier vorgenommene Analyse von Alfred Anderschs Zeit zwischen 1941 und 1943 macht den Weg wieder frei für eine Auseinandersetzung mit seinem Wirken als Kulturvermittler und -förderer und vor allem für eine Wiederbegegnung mit seinem literarischen Werk. Beispielsweise führt Hans Magnus Enzensberger ein fiktives Gespräch über Andersch, Michael Augustin lässt einen Hemingway zurückreisen, Roland Berbig sieht sich zwei Autoren in einem Dorf an, Daniele Scuto, ein junger Schriftsteller, versetzt sich ins Cafe Rosati im römischen Winter, Arturo Larcati findet Anzeichen einer nicht geschriebenen Oper.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.01.2009

Helmut Böttiger hat mit gespannter Aufmerksamkeit diesen Materialienband zu Alfred Andersch in die Hand genommen, den die Tochter des Schriftstellers, Annette Korolnik-Andersch, zusammen mit ihrem Mann Marcel Korolnik herausgegeben hat. Zunächst zeigt sich der Rezensent von der Farbigkeit des Bandes, der neben Buch-Umschlagbildern viele Fotos enthält, überrascht, ist sein inneres Andersch-Bild doch eher schwarz-weiß geprägt, wie er bekennt. Böttiger hebt lobend den Beitrag von Jan Bürger zu Anderschs wohl berühmtestem Roman "Sansibar oder Der letzte Grund" von 1957 hervor. Auch den Aufsatz von Roland Berbig zu Schweizer Freund- und Bekanntschaften ist ihm eine positive Erwähnung wert. Und Johannes Tuchels Untersuchung zu Anderschs Verhalten während der Nazizeit, das in den 90er Jahren von W. G. Sebald mit ernsten Vorwürfen belegt wurde, rehabilitiert in den Augen des Rezensenten den Schriftsteller zu Recht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.11.2008

”Wunderschön”, aber auch höchst erhellend findet Rezensent Rolf Vollmann diesen Bildband über Alfred Andersch und seine Zeit, den Anderschs Tochter zusammen mit ihrem Mann herausgegeben hat, ”zwei Künstler”, wie Vollmann konstatiert. Gelungen findet er hier besonders das Konterkarieren von Anderschs Selbstdarstellungen mit ”den vorliegenden Dokumenten über sein wirkliches Leben”. Aber auch der Blick auf Freude und Zeitgenossen wie Max Frisch, Heinrich Böll, Golo Mann oder Luigi Nono begeistert den Rezensenten sehr. Fühlte er sich dadurch doch angeregt, sich auch mit diesen Künstlern noch einmal neu zu befassen. Hauptreiz des Buchs ist für ihn jedoch seine Bebilderung, seine grafische Gestaltung, in der Textdokumente gleichrangig neben den Bildern stehen, wie er schreibt, und deren Zettelhaftigkeit Vollmann mitunter gar an Arno Schmidt denken lässt. ”Ein Bilderbuch mit Texten” also - unter Verwendung von offensichtlich hochwertigen Privatfotos, Manuskript- und Gästebuchseiten, Kinderkunstwerken und Titelbildern der Andersch-Bücher.
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