Marcel Möring

Der nächtige Ort

Roman
Cover: Der nächtige Ort
Luchterhand Literaturverlag, München 2009
ISBN 9783630871622
Gebunden, 560 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. In der niederländischen Kleinstadt Assen scheint in einer warmen Juninacht in den achtziger Jahren der ganze Ort auf den Beinen zu sein, überall finden Sommerfeste statt. Auch der gut sechzigjährige Jakob Noach ist unterwegs, und er resümiert in dieser Nacht sein Leben. Er ist Jude, und er hat als Einziger seiner Familie den Zweiten Weltkrieg überlebt, weil er sich drei Jahre lang in einem Erdloch versteckt hat. Danach hat er versucht, durch Arbeit und das Streben nach Wohlstand und Reichtum die Leere in seinem Leben zu füllen. Nun gehört er zwar zu den größten Unternehmern der Stadt, doch er muss sich eingestehen, dass er seiner eigenen inneren Hölle nie hat entfliehen können. Hat er seine Frau je geliebt? Was ist mit seinen drei Töchtern, auf die er so stolz ist? Jakobs Führer durch die Nacht ist ein Hausierer, der sich als Jude von Assen vorstellt und merkwürdig viel von seinem Leben weiß. Und noch ein anderer Außenseiter geistert neben den feiernden Nachtschwärmern durch den Ort: Marcus Kolpa, der aus der Großstadt in seinen Heimatort gekommen ist, weil er Chaja wiedersehen will, Jakobs jüngste Tochter und Marcus? erste große Liebe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2010

So sehr der Autor seinen Vorbildern Dante, Proust, Joyce und Faulkner auch nacheifert, Sarah Elsing kann er nicht vollends überzeugen. Für sie bleibt die an Dantes Höllenkreisen orientierte Geschichte der in einer einzigen Nacht an einem Ort sich konzentrierenden ganzen Schlechtigkeit der Welt allzu unscharf. Marcel Mörings Anleihen bei Prousts Löffelbiscuit und bei Faulkners und Joyces Konstruktion, Stil und Multiperspektivik, sein Figurenreichtum, die Erkenntnis fördernden Bewusstseinsströme, typografischen Spielereien und (wenig inspirierten) Comicstripeinlagen - all das weiß Elsing zwar zu schätzen. Ein verbindendes Element zwischen den so angerissenen Genres der Sozialsatire, der mythischen Tragödie, des Softpornos, der Erinnerungsliteratur vermisst sie allerdings schmerzlich.
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