Mario Gonzalez Suarez

Als Kind

Roman
Cover: Als Kind
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827003706
Gebunden, 165 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Aus dem mexikanischen Spanisch von Christian Hansen. Der Junge Francisco ist mit seiner Familie an den äußersten Rand der riesigen Stadt gezogen. Sein Vater, ein glückloser Kleinkrimineller, hofft, auf diese Weise der Verfolgung durch die Polizei weniger ausgesetzt zu sein. Ansonsten ist der Vater verzweifelt auf der Suche nach der eigenen Mutter, die er nie kennen gelernt hat. Zur Begegnung mit ihr sollen alle möglichen Hexer und Hexen verhelfen. Auch Franciscos Mutter nimmt Kontakt zu Schwarz- wie Weißmagiern auf, um die Zuneigung ihres Mannes wiederzugewinnen und seine Gewalttätigkeit in Grenzen zu halten. Dazwischen stehen Francisco und seine Geschwister, bald unterwegs mit Freunden in dem Ödland, das gleich hinter der Siedlung beginnt: Irgendwo dort wird Francisco schließlich den Eingang ins Reich der Toten entdecken ?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.06.2002

Karin Ceballos Betancur klärt zunächst einmal darüber auf, dass in Mexiko ein besonderes Verhältnis zum Tod gepflegt wird - man verbannt ihn nicht wie in Europa in eine sprachlose Tabuzone. Bei González Suárez jedoch wird aus der vertrauten, fast zärtlichen Beziehung zu "La muerte" die Angst vor einer Reihe grässlicher Gespenster, die die Protagonisten quälen, wie die Rezensentin schildert. Das würde sie, auch wegen des stets unangekündigten Auftretens der Geister als "magischen Realismus" beschreiben, wenn dieser Begriff nicht schon so abgenutzt wäre. Auch als "Revolutionskritik" könne man den Roman des mexikanischen Autors lesen, meint Ceballos Betancur, die allerdings dazu neigt, hier vor allem das Motiv der "todbringenden, todbergenden Frau und Mutter" gestaltet zu sehen. Sie findet, dass das Buch das Spannungsfeld von Tod und Sexualität sehr intensiv gestaltet. Nur schade, so die Rezensentin bedauernd, dass "Intensität" mitunter in "Exaltation" kippt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.02.2002

Der Autor, schreibt Diemut Roether, entwerfe eine "veritable Familienhölle". Vorteilhaft findet sie, dass dabei alles so unsentimental abgeht und Suarez ohne Gefühlskitsch, Spannungspausen und künstliche Effekte auskommt. Die erzählte Kindheit auf der Flucht wirkt auf die Weise schön "beklemmend" (was der Übersetzer, wie es heißt, sogar ins Deutsche hinüberretten konnte). Wohl getan schließlich hat Roether auch der Verzicht auf Traditionspflege im Sinne eines Anschlusses an den lateinamerikanischen magischen Realismus. Keine Mythenwelt, nirgends.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.11.2001

Der magische Realismus ist tot, es lebe Gonzalez Suarez! Katharina Döbler liest jetzt lieber, was dieser Autor, autobiografisch erzählend als auch unter psychologischen und esoterischen Aspekten betrachtend, wie sie schreibt, "von der Kindheit oder aus der Kindheit" zu berichten hat, anstatt sich weiter mit dem "politischen Barock" eines Gabriel Garcia Marquez oder Carlos Fuentes zu befassen. Obgleich sich Döbler etwas Prosaischeres als den Schauplatz der Handlung in diesem Roman nicht denken kann, gelingt es dem Autor, sie sowohl auf die Ebene der Reflexion von Literatur und allgemeiner auf die der Metaphysik des Schöpferischen wie auch in einen Bereich der Beunruhigung mitzunehmen, der die Rezensentin an die schwarze Romantik erinnert. Über dem Realismus "bis zur Schmerzhaftigkeit", mit dem hier "Mechanismen von Unterdrückung, Flucht und Wut" festgehalten werden, schwebt für Döbler "die stets gegenwärtige Gespenstergeschichte, für die es keine erzählerische Notwendigkeit zu geben scheint."