Martin Stingelin (Hg.)

'Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Säkulum'

Schreibszenen im Zeitalter der Manuskripte
Cover: 'Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Säkulum'
Wilhelm Fink Verlag, München 2004
ISBN 9783770538898
Kartoniert, 269 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

In Zusammenarbeit mit Davide Giuriato und Sandro Zanetti. Die Kulturtechnik des Schreibens ist eine komplexe Tätigkeit, die verschiedene Elemente voraussetzt. Die Literaturwissenschaft hat sich bislang weitgehend darauf beschränkt, die Geschichte des Schreibens aus der Perspektive seiner Semantik vornehmlich als Geschichte der Literatur, der Rhetorik und der Poetik zu behandeln. Schreiben aber setzt sich neben der Sprache (der Semantik des Schreibens) unabdingbar aus zwei weiteren Elementen zusammen: Um die in der Sprache formulierten Gedanken festhalten zu können, braucht man Schreibwerkzeuge, eine Technologie (die Instrumentalität des Schreibens), deren Benützung spezifische Gesten, d. h. ein Training voraussetzt (die Körperlichkeit des Schreibens). Die drei sich gegenseitig bedingenden Elemente Instrumentalität, Körperlichkeit und Semantik bilden gemeinsam eine Szene, auf der sich alle drei als Quelle möglicher Widerstände darstellen können, die im Schreiben überwunden werden müssen. Diese "Schreibszene" stellt die Frage nach ihrem Rahmen, ihren Rollenverteilungen und -zuschreibungen und ihrer Regie. Alle Beiträge zu diesem Sammelband dokumentieren, dass erst dieser umfassende Begriff des Schreibens in eine neue Dimension des Denkraums Literatur vorstößt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2007

Überzeugend findet Rezensent Malte Kleinwort diesen von Martin Stingelin, Davide Giuriato und Sandro Zanetti herausgegeben Band über "Schreibszenen im Zeitalter der Manuskripte". Im Zentrum sieht er die Frage nach der technischen und handwerklichen Seite des Schreibens. Besonders instruktiv scheint ihm hier Michael Stolzls Aufsatz über den mittelalterlichen "Schreibakt". Indem Stolzl diesen als Teil eines vielgestaltigen "Arbeitsprozesses" vorstellt, würden traditionelle Vorstellungen von Text, Autor und Werk problematisiert. Eine Stoßrichtung, die nach Ansicht Kleinworts die meisten anderen Beiträge bestimmt. Er bescheinigt den Aufsätzen durchgehend eine hohe Qualität und unterstreicht insbesondere ihre Theorieoffenenheit und Textnähe.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.11.2004

Der Basler Literaturwissenschaftler Martin Stingelin habe ein Buch herausgegeben, berichtet der "lx" zeichnende Rezensent, in dem sich mit den verschiedensten Aspekten des Schreibens befasst werde. Dabei gehe es nicht nur um die Semantik, die literaturwissenschaftliche Ebene, sondern auch um die technischen Dinge wie die Federführung, die Schreibtechnik und in gewissem Sinne sogar um das "Lebensbedrohliche", was das Schreiben für manchen Schreiber darstellt. Ein "anregender ? Band", findet der Rezensent, belässt es allerdings bei dieser einzigen Wertung.