Michael Kleeberg

Dämmerung

Roman
Cover: Dämmerung
Penguin Verlag, München 2023
ISBN 9783328600114
Gebunden, 480 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Karlmann will's noch mal wissen. Obwohl in die Jahre gekommen, zählt er sich keineswegs zum alten Eisen. Jetzt, zu seinem 60sten, lädt er zur großen Sause. Und er zieht Zwischenbilanz, wie eh und je mit süffisantem Eigensinn, frei von Sentimentalität und nach wie vor nicht willens, klein beizugeben. Das, was sich für ihn wie eine zweite Jugend anfühlt, ist vom Gedanken an Unwiederbringliches überschattet. Doch gegen die Übermacht der Gefühle hat Charly Renn sich schon immer zu wappnen gewusst. Das ist auch bitter nötig. Denn sein Selbstbild wird nicht nur in der Corona-Zeit auf eine harte Probe gestellt, sondern auch in der des Abschiednehmens vom sterbenden Vater und in der Konfrontation mit den eigenen Kindern, die längst ihre eigenen Wege gehen. So nimmt er ein letztes Projekt in Angriff, eins, das ihm noch einmal all seine Steherqualitäten abverlangt. In einer Hamburger Kultureinrichtung wird er zum Aktivisten wider Willen, nur um am Ende festzustellen, dass eine neue, eine völlig andere Zeit angebrochen ist, die nicht mehr viel mit ihm zu tun hat.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.12.2023

Rezensent Jörg Magenau kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum es dieser Roman nicht mal auf die Longlist des Deutschen Buchpreis geschafft hat. Großartig findet es Magenau, wie Michael Kleeberg ein gesellschaftliches Panorama um seinen Romanhelden Karlmann Renn entspinnt, das nicht nur eine "boshaft-präzise Studie einer alternden Gesellschaft" umfasst, sondern auch bravourös die Zeit der Corona-Jahre, jubelt Magenau. Zu Beginn des Bandes feiert der Protagonist seinen 60. Geburtstag, zusammen mit allen möglichen Personen aus seiner Vergangenheit - 170 Seiten lang wird diese Party erzählt und das ist keine Zeile zu lang, versichert der Kritiker. Unterbrochen werden die Ereignisse von meisterlich erzählten Rückblenden auf Charlys Leben, Magenau denkt dabei an Proust und John Updike. Angetan ist er auch von der allwichtigen und allmächtigen Instanz des Erzählers und von den Figurenporträts, die dieser liefert. Der Kritiker ist also rundum glücklich mit diesem Abschlussband der Karlmann-Trilogie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.09.2023

Mit einem Fest, das zu einem veritablen Gesellschaftspanorama des deutschen Mainstreams wird, setzt Michael Kleebergs Abschluss der Charly-Trilogie ein, schreibt Rezensent Burkhard Müller. Begeistert ist Müller von der Detailfülle, die keineswegs einem satirischen, also wertenden Blick untergeordnet sei. Vielmehr interessiert sich Kleeberg schlichtweg für alles, freut sich der Rezensent. Es geht um die Mitte der Gesellschaft, so Müller, und um sie zu fassen zu bekommen wechselt Kleeberg zwischen subjektiver und objektiver Perspektive, zwischen dritter und erster Person, zwischen Singular und Plural geschickt hin und her. Sehr angetan ist der Rezensent von all dem und dass am Ende auch noch Thomas Gottschalk einen - anonymen - Auftritt hat, freut ihn besonders. Jetzt darf Charly in Rente. Mission accomplished, so das Fazit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2023

Ein bisschen wehmütig verabschiedet sich Rezensent Peter Körte von Charly aka Karlmann Renn, dem Protagonisten der Romanserie Michael Kleebergs über einen deutschen Durchschnittsmann. Wie die vorherigen Charliebücher, führt Körte aus, ist auch dieses aus multipler Perspektive erzählt, gelegentlich wechselt die Prosa mitten im Satz Ich-Erzählung und dritter Person, oder auch dem direkten "Du". Das macht den literarischen Stil flexibel, findet Körte, zum Beispiel in einer Szene auf einer Party, die der Rezensent nachzeichnet. Am besten gefällt das Buch Körte dann, wenn Kleeberg von detailgenauen Beobachtungen ausgeht. Nicht ganz so gut wie in früheren Büchern gelingt es Kleeberg, moniert Körte allerdings, Gegenwartsdiagnose und Fiktion zu verknüpfen, etwa mit Blick auf Corona und Metoo. Manche Figuren sind nicht mehr als Stellvertreter für gesellschaftliche Diskurse und eine vermutliche Übergriffigkeit seitens Charlys bleibt "im gnädigen Halbdunkel", so die Kritik.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2023

Neun Jahre nach dem zweiten Teil beendet Michael Kleeberg mit "Dämmerung" seine im Jahr 2007 begonnene Trilogie um Charly Rennmann, einen aufrichtigen "Kotzbrocken", der zumindest biografisch als Alter Ego des Autors zu erkennen ist, erklärt Rezensentin Beate Tröger. Kleeberg schildert in seiner Trilogie einen Zeitraum von 37 Jahren, stets begleitet von einem onkelhaften Kommentator, so Tröger: Im dritten Teil ist Charly nun in der Gegenwart angekommen, die Pandemie und der Krieg gegen die Ukraine spielen eine Rolle, vor allem aber sind es die Frauen, berufliche und private Probleme, die Charly weiterhin umtreiben. Fünf Nachfolgerinnen hat er nach der Trennung von seiner Frau in die Flucht geschlagen, von der Tochter ist er entfremdet und auch der Tod der Eltern stellt ihn vor neue Herausforderungen: Vom Vater hat er die Geschäftsführung des Lessinghauses übernommen, das Charly nach Kriegsausbruch gegen alle Widerstände zum "Ukraine-Zentrum" ausbauen will. Auf einer Benefiz-Gala werfen ihm zwei Ukrainerinnen dann allerdings sexuelle Belästigung vor. Dass Kleeberg das in Anspielung auf Woody Allen unter dem Kapitel "Deconstructing Charly" erzählt und seinen Helden in Folge von allen Vorwürfen freispricht, findet die Kritikerin allerdings problematisch. Davon abgesehen aber verdankt sie dem Buch einen Einblick in "weltanschauliche Abgründe", wenngleich sie den Protagonisten nicht gerade ins Herz schließt.
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Buch in der Debatte

Efeu 14.09.2023
In der FR spricht Michael Kleeberg über seinen Roman "Dämmerung", mit dem er seine Trilogie um Karlmann Renn und zugleich seine Sittengeschichte der jüngeren Bundesrepublik abschließt. Unser Resümee