Navid Kermani, Natan Sznaider

Israel

Eine Korrespondenz
Cover: Israel
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN 9783446280700
Gebunden, 64 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Am 7. Oktober 2023 wachte der israelische Soziologe Natan Sznaider in einer anderen Welt auf. Entsetzt und verzweifelt waren unzureichende Worte, um das Massaker der Hamas zu fassen. Aus der Ferne erkannte der Kölner Schriftsteller Navid Kermani den Schrecken wieder, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits über so viele Völker im Nahen Osten gekommen war. Die beiden Freunde erinnerten sich eines leidenschaftlichen Mailwechsels, den sie 2002 nach ihrer ersten Begegnung in Haifa geführt hatten. Dasselbe gespenstische Gefühl beschlich sie, weil sich alle Befürchtungen bewahrheitet hatten. 21 Jahre später hilft ihre Korrespondenz die Gegenwart im Nahen Osten zu verstehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.01.2024

Dass auch ein zwanzig Jahre alter Email-Austausch hochaktuell sein und mit großem Gewinn gelesen werden kann, zeigen Navid Kermani und Natan Sznaider dem Rezensenten Thomas Ribi. Die beiden so verschiedenen Persönlichkeiten, Kermani ist deutsch-iranischer Schriftsteller, Sznaider israelischer Soziologe, haben sich 2002 in Haifa kennengelernt und von da an für einige Monate Emails über Israel ausgetauscht, erfahren wir. Auch wenn es fast aussichtslos erscheint, wird die Frage, wie das Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern gestaltet werden kann, mit allen bekannten Argumenten diskutiert: "Weil es nicht keine Lösung geben kann." Ribi hofft bei der Lektüre mit den beiden mit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.11.2023

Einen erschreckend aktuellen Briefwechsel hat Rezensent Arno Widmann da vor sich: Schon 2002 haben sich der iranischstämmige Autor Navid Kermani und der israelische Soziologe Natan Sznaider wichtige Gedanken zur Situation Israels gemacht. "Alles ist noch schlimmer geworden", befürchtet Widmann bei der Lektüre, aus deren wichtigsten Passagen er zitiert. Zum Beispiel aus dem erst jetzt entstandenen Vorwort, das sich trotz allem für ein friedliches Miteinander starkmacht und die LeserInnen mit der Hoffnung darauf vor der Verzweiflung schützt. Terroristische Attentate finden ebenso Erwähnung wie die Frage nach der Zweistaatenlösung, die Siedlungspolitik Israels, aber auch die Überzeugung, dass eine Lösung möglich ist. Der Austausch endet mit der für den Kritiker zentralen Frage nach den Auswirkungen, die "genozidale Fantasien" bei beiden Konfliktparteien haben könnten.

Buch in der Debatte

9punkt 28.11.2023
Bereits 2002 haben sich Natan Sznaider und Navid Kermani in einem Mailwechsel Gedanken zur Situation in Israel gemacht, die Korrespondenz haben sie nun aktualisiert veröffentlicht. "Der selbstlose Universalismus, der sich für die meisten Deutschen und Europäer in den vergangenen Jahrzehnten herausgebildet hat, kann für Israelis nach 1945 nur noch als ideales Bild existieren, nicht als Lebenswelt", schreibt Sznaider heute in einem Essay auf SpiegelOnline, in dem er die "unüberwindbare Kluft" zwischen den Juden in Israel und den Deutschen darlegt: "Für uns Juden und insbesondere Israelis gab und gibt es keine Nachkriegszeit. Die Zeit nach der Schoa ist nie 'danach', sie ist immer im Jetzt. " Unser Resümee