Nicci French

Höhenangst

Roman
Cover: Höhenangst
C. Bertelsmann Verlag, München 1999
ISBN 9783570002940
gebunden, 384 Seiten, 21,93 EUR

Klappentext

Alice ist eine selbstbewußte junge Frau, glücklich verbunden mit dem fürsorglichen Jack. Bis sie eines Morgens auf dem Weg ins Büro einen Mann sieht und beide wie vom Blitz getroffen stehenbleiben. Mittags wartet der Mann auf Alice; sie folgt ihm in eine fast leere Wohnung. Von da an führte Alice ein Doppelleben - voller Ausflüchte und Lügen.Schließlich bricht sie alle Brücken ab und heiratet Adam. Sie weiß nur, daß er Extrembergsteiger ist, Touren im Himalaya geführt hat, daß bei der letzten mehrere Teilnehmer umgekommen sind. Alice setzt sich eine Art biographisches Puzzle zusammen. Doch die dunklen Lücken beunruhigen sie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.12.1999

Wenn Frauen für Frauen schreiben, und zwar bevorzugt Liebesgeschichten, dann ist das Verlagskalkül, meint Barbara Sichtermann in einer Sammelbesprechung von gleich fünf Liebesgeschichten, diese zumindest alle von Frauen verfaßt. Und das kühle Kalkül der Lektoren, die auf einen überwiegend von Leserinnen in Gang gehaltenen Markt schielen, merkt man zumindest drei der besprochenen Bücher auch an, konstatiert Sichtermann abgekühlt. 1) Nicci French: "Höhenangst"
Eine Liebesgeschichte mit Krimihintergrund - wohl kein Zufall, schreibt Frau Sichtermann, daß die schlechteren Romane etwas kriminelle Aufforstung nötig hätten. Auch in dem Buch der Engländerin Nicci French, die angeblich bereits bei den "Ladies of crime" mitmischt, tropft die Moral, rächt sich ein coup de foudre, werden die Leserinnen gefoppt von einer Geschichte, die vom vermeintlichen Blitzschlag der Liebe handelt, aber nur Strohfeuer entzündet.
2) Judith Lennox: "Tildas Geheimnis"
Judith Lennox, die schon mehrere Romane veröffentlicht hat (auf deutsch ist "Das Winterhaus" erschienen), bringe in "Tildas Geheimnis" eine gewisse romantische Anlage (spielt auf dem Land) und epische Breite (umfaßt ein Jahrhundert) ein. Zugleich sei sie mit der vielschichtigen Rahmenhandlung bereits überfordert. Ihr Erzählstil ist "schmucklos", meint Barbara Sichtermann, und erzeuge keinerlei Atmosphäre oder Spannung, da sie ihren Gegenstand, die große Liebe und alle anderen damit einhergehenden großen Gefühle wie Verrat oder Hass, pausenlos banalisiere. Am Ende bewährt sich die Vernunftsliebe. Das Urteil: langweilig!
3) Delia Falconer: "Die Liebe zu den Wolken"
Die unerwiderte Liebe einer Frau zu einem Fotografen ist Thema des Romans "Die Liebe zu den Wolken" der Australierin Delia Falconer. Nicht ein Satz verginge, beklagt sich Barabara Sichtermann, in dem nicht ein Wind- und Wettermotiv die Titelmetapher in Erinnerung bringe. Gerade dieses Metapherngeklingel beweise, daß ein gutes Buch nicht nur schöne Formulierungen, sondern auch erzählerisches Temperament braucht.
4) Connie Palmen: "I.M. Ischa Meijer"
Auch die Holländerin Connie Palmen berichtet von einer amour fou, der Begegnung zwischen ihr, der Schriftstellerin, und dem Journalisten Ischa Meijer. Vielleicht weil es ihre eigene Geschichte ist, beschreibe Connie Palmen die Beziehung, die ebenso blitzartig begann wie sie nach vier Jahren durch Meijers plötzlichen Tod endete, intelligent und humorvoll: eine allzu seltene Mischung, meint die Rezensentin.
5) Suzanne Latour: "Eines Sommers im August"
Ein hoffnungsvolles Talent entdeckt Barbara Sichtermann bei der jungen Hamburger Autorin Suzanne Latour mit ihrer "hemmungslosen Fabulierlust", die ungekünstelt und bodenständig zugleich drauf los erzähle. Berichtet wird die Geschichte dreier Schwestern, von denen eine zu Tode kommt, und wie die jüngste von ihnen durch eine langsam heranreifende Liebesbeziehung damit fertig wird. Noch etwas mehr literarische Bodenhaftung erhofft - und verspricht - sich Sichtermann von Latour für die Zukunft.