Nicol Ljubic

Ein Mensch brennt

Roman
Cover: Ein Mensch brennt
dtv, München 2017
ISBN 9783423281300
Gebunden, 336 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Wenn es um Fußball geht, kann man dem zehnjährigen Hanno Kelsterberg nichts vormachen. In Sachen Protest allerdings auch nicht. Seit zwei Jahre zuvor der asketische Hartmut Gründler ins Souterrain der Familie zog und sich als unbeugsamer Politkämpfer entpuppte, steht Hannos einst heile Welt auf dem Kopf. Statt Fußball zu spielen, muss er nun mit zu Demos und verteilt Handzettel. Während der Vater den Mann im Keller zunächst belächelt, gerät die Mutter in den Bann des kompromisslosen Idealisten, die Ehe zerbricht. 

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.02.2018

Rezensent Hans-Peter Kunisch ist beeindruckt, wie Nicol Ljubic in seinem Roman "Ein Mensch brennt" journalistische Recherche in Literatur verwandelt. Er erzählt von dem Umweltschützer Hartmut Gründler, der sich aus Protest gegen die Atomkraft 1977 in Hamburg selbst verbrannte. Heute ginge eine solchen Nachricht sofort um die Welt, damals interessierte sie kein Schwein. Helmut Schmidt nannte den Mann einen "irregeleiteten Gutmeinenden". Ljubics erzählt Gründlers Geschichte aus der Sicht des Jungen, in dessen Tübinger Familie der Aktivist einst gelebt hatte, wie der Kritiker berichtet: Die Mutter war der Faszination seiner Radikalität erlegen, der Vater als liberaler Gemütsmensch auf Distanz geblieben. Kunisch goutiert die schnörkellose Sprache und verfolgt gespannt, wie am Ende die Irritation des Erzählers in Abscheu umschlägt. Für Kunisch ist "Ein Mensch brennt" ein "tief deutscher" Roman und Ljubics bisher bester.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2017

Zunächst einmal gefällt Rezensentin Hannah Bethke die Idee des Schriftstellers und Journalisten Nicol Ljubic, das Schicksal des Atomkraft-Gegners Hartmut Gründler, der sich nach Protesten und Hungerstreiks in den Siebzigern selbst verbrannte, zum Ausgangspunkt eines Familienromans zu machen. Durchaus gebannt folgt die Kritikerin den Erinnerungen von Hanno, der hier von seiner Kindheit zwischen distanziertem Vater und überdrehter Mutter erzählt, die spätestens als jener Hartmut als Untermieter zur Familie stößt, von diesem gänzlich besessen ist und ihr Kind von klein auf indoktriniert. Wie Hannos kindliche Bedürfnisse auf der Strecke bleiben und das Verhältnis zu seiner Mutter zunehmend "verstörender" gerät, vermag Ljubic anschaulich nachzuzeichnen, lobt die Kritikerin. Dass Hartmut Gründler indes ziemlich blass wirkt, trübt das Lesevergnügen ebenso wie die wenig elegante Sprache, schließt Bethke.
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