Norbert Müller

Feierabend

Roman
Cover: Feierabend
Residenz Verlag, Salzburg 2005
ISBN 9783701714223
Gebunden, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Robert Feyerabend fehlt vorerst noch der zündende Gedanke, obwohl er bereits einen zahlkräftigen Abnehmer dafür hat: Die Firma Skalpi wünscht sich ein Event der Superlative zur Promotion ihres neuen Shampoos Global Hair. Nora Feyerabend hat jede Menge zündender Gedanken, doch die will keiner haben, und so ruhen sie in Form von unveröffentlichten Romanmanuskripten in der Schublade. Eine Diskrepanz, die das Eheleben nicht eben einfacher macht: Zumal Nora ihren Mann nicht nur mit abendlichen Privatlesungen traktiert, sondern ihn auch mit Selbstmorddrohungen von der existenzsichernden Kreativarbeit abhält. Doch dann wendet sich das Blatt: Ein renommierter Verlag findet Gefallen an Noras Manuskripten und der Lektor nicht minder an der Autorin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2005

Gerrit Bartels würde Norbert Müllers "Feierabend" am liebsten zum schlechtesten Roman des Jahres küren - wäre dies "nicht irgendwie auch eine Auszeichnung". In seinen Augen fehlt es dem Buch an jeglicher Existenzberechtigung. Die Geschichte vom depressiven Werbeagentur-Menschen und seiner erfolglosen Schriftstellerfreundin könne "platter" nicht sein. Von "Überflüssigkeiten" lebe das Buch, bei dem man sich schon nach den ersten Seiten nur noch fragen könne, "warum hat Müller diesen Roman geschrieben?" Die Crux liege vor allem darin, dass der Autor sich nicht klar entschieden habe, ob es nun als Satire, "Verarsche oder einfach nur lustig" daherkommen soll. Die Sprache wirkt auf den Kritiker "zwanghaft locker", die Dialoge sind "öde-witzig-pseudokryptischwichtig". Seiner Meinung nach hätte sich Müller fragen müssen, warum die Welt gerade jetzt gerade dieses Buch braucht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.11.2005

Katharina Rutschky erklärt, dass es Norbert Müller in "Feierabend" um die ganz gewöhnliche "condition humaine", der "kosmischen Verlorenheit", die den Menschen zwischen Selbstverwirklichung und Sinnsuche umtreibt, so die Rezensentin. Im Mittelpunkt des Romans stehen der Werber Robert und seine literarisch ambitionierte Frau Nora. Während Nora mit Hilfe eines begeisterten Lektors auf dem Literaturmarkt landet, stürzt Robert aus seinem alten Leben, Job und Status und natürlich auch seine Frau, fasst Rutschky zusammen. Sie ist von der Sachkunde des Autors beeindruckt und meint, dass es dem Buch anzumerken ist, dass er sich in der "Welt der studierten Dreißig- bis Vierzigjährigen" genau auskennt. Offenbar nutze Müller hier eigene Erfahrungen, ohne diese jedoch "sentimental zu überschätzen", lobt die Rezensentin. Besonders aber hebt sie den "Verzicht auf Kritik" hervor, dem es Müller erlaubt, seine Protagonisten mit viel Humor, aber ohne jede "billige Ironie" zu schildern. Durch diese Haltung durchzieht den Roman ein "gleichschwebender Humor", der eine "eigentümliche Heiterkeit und Zuversicht" ausstrahlt, so Rutschky eingenommen. Im Grunde habe der Roman "kein Thema", sondern beschreibe einen "Zustand" des modernen Lebens, meint die Rezensentin weiter, die Müller als seltenen "Fall eines humoristischen Autors auf der Höhe der Zeit" preist.