Olga Bach

Kinder der Stadt

Roman
Cover: Kinder der Stadt
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2023
ISBN 9783462003178
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Olga Bach erzählt  von drei ungleichen Freund:innen, die durch das Theater zueinanderfinden, von einem scheinbar simplen Auftrag, der grandios zu scheitern droht, und von der emanzipatorischen Kraft der Kunst.Zur Eröffnung eines Museums sollen der Regisseur Orhan und die Dramatikerin Irina eine Performance entwickeln, in der sie sich mit den vielfältigen Identitäten der Berliner Nachwendegeneration auseinandersetzen. Schnell getan, gut bezahlt, denken sie sich. Da die Museumsleitung "Ost-Biografien" vertreten sehen will, bitten sie ihre Freundin Maria, mitzumachen. Als Jugendliche lernten sie sich am Theater kennen, durchstreiften die sich rasant wandelnde Stadt und realisierten erste gemeinsame Projekte - bis zu einer Auftragsarbeit vor sieben Jahren, die alles veränderte. Beim Schreiben der Texte versucht Irina nun zu verstehen, was damals geschehen ist, zu ordnen und zusammenzuhalten, was ihr in der Gegenwart zu entgleiten droht. Denn während die Eröffnung aufgrund der Pandemie immer wieder verschoben wird, die Museumsleitung mehr und mehr inhaltliche "Vorschläge" macht und ihr exzentrischer Vater das Gedächtnis verliert, bringt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit lang unterdrückte Konflikte ans Licht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.11.2023

Anregend und anstrengend ist der erste Roman der Theatermacherin Olga Bach, so Rezensentin Christiane Lutz. Erzählt wird, erfahren wir, auf drei Ebenen: Erstens protokolliert das Buch das Scheitern eines Kunstprojekts über die Wiedervereinigung, das die Hauptfigur Irina gemeinsam mit Orhan und Maria realisieren will; zweitens wird die Jugend dieser drei erzählt; und drittens schiebt Bach auch noch Szenen eines fiktiven Theaterstücks ein, das Irina schreibt, nachdem das Projekt scheitert. Das ist viel Stoff, findet Lutz, und hinzu kommt noch, dass Bach Fiktives und Reales vermischt, zum Beispiel hinsichtlich Parallelen zwischen ihr selbst und Irina oder ihrem Real-life-Kollaborateur Ersan Mondtag und Orhan. Herausgekommen ist laut Rezensentin das teils auch klischeegesättigte Porträt einer selbstbewussten, aber auch selbstbezogenen Künstlergeneration.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.10.2023

Rezensentin Eva Behrendt freut sich über das Romandebüt der Dramatikerin Olga Bach, die mit dieser Coming of Age Geschichte von drei "sensiblen, hochbegabten Außenseitern" versteckt die Geschichte ihrer Freundschaft mit Regisseur Ersan Mondtag erzählt. In verschiedenen Erzählsträngen, die durch Datumsangaben zusammengehalten werden, schildert die Autorin das Leben von drei Freunden, die an einem gemeinsamen Kunstprojekt arbeiten und füreinander zur Ersatzfamilie geworden sind, so Behrendt. Sie alle sind aus persönlichen, meist negativen Gründen nach Berlin gekommen. Wie die Autorin das schildert, ohne zu psychologisieren oder Mitleid zu erregen, imponiert der Rezensentin. Auch der "coole, unsentimentale Stil" gefällt ihr. Für Theaternerds gibt es zusätzlich einige Namen zu enträtseln. Trotzdem liegt Behrendt hier kein reiner Schlüsselroman über die Theaterwelt vor, Bach weiß nämlich außerdem gekonnt die Dynamik zwischen den Freunden zu einer "Klassenanalyse" zuzuspitzen, schließt die angetane Kritikerin.