Ottessa Moshfegh

Mein Jahr der Ruhe und Entspannung

Roman
Cover: Mein Jahr der Ruhe und Entspannung
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2018
ISBN 9783954380923
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger. New York, am Anfang des neuen Jahrtausends. Einer jungen Frau stehen die Türen zu einer Welt aus Glanz und Glitter offen. Sie ist groß, schlank und ausgesprochen hübsch. Gerade hat sie an einer Elite-Universität ihren Abschluss gemacht und arbeitet nun in einer angesagten Kunstgalerie. Sie wohnt im teuersten Viertel der Stadt, was sie sich leisten kann, weil sie vor Jahren schon ein kleines Vermögen geerbt hat. Es könnte also nicht besser laufen in ihrem Leben ... In Wirklichkeit jedoch wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ihrer Welt den Rücken zu kehren.
Von einer dubiosen Psychiaterin lässt sie sich ein ganzes Arsenal an Beruhigungsmitteln, Antidepressiva und Schlaftabletten verschreiben. Mithilfe der Medikamente will sie "Winterschlaf halten". Aber dann merkt sie in einem ihrer wenigen wachen Momente, dass sie im Schlaf ein eigenes Leben führt. Sie findet Kreditkartenabrechnungen, die auf Shoppingtouren und Friseurbesuche hindeuten. Und scheinbar chattet sie regelmäßig mit wildfremden Männern in merkwürdigen Internetforen. Erinnern kann sie sich daran aber nicht ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2018

Prinzipiell findet Sandra Kegel die Idee einer dauerschlafenden Heldin super. Praktisch aber birgt so ein Setting gewisse Probleme, stellt sie beim Lesen des neuen Romans von Ottessa Moshfegh fest. Um die Geschichte um eine dekadente New Yorker Szene-Frau in Gang zu halten, erklärt Kegel, muss die Autorin allerhand Nebenstränge und -figuren erfinden und Komik einbauen, damit der Leser nicht selbst einschläft. Grotesk, bitter und gesellschaftskritisch scheint Kegel der Text durchaus, doch die Figuren bleiben allzu stereotyp, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.11.2018

Angela Schader warnt vor Ottessa Moshfeghs Roman. Angenehm sind weder Heldin noch Handlung, auch wenn der Titel anderes suggeriert. Letztere tritt laut Schader sogar auf der Stelle und wird nur durch Erinnerungen an die Kindheit und die New Yorker Kunstszene sowie durch den Auftritt einer Freundin der tablettensüchtigen, welthassenden, reichlich unsympathischen Protagonistin gerettet. Schader wägt Längen und Wiederholungen der hellsichtigen Gesellschaftsanalyse der USA zwischen 2000 und 2001 ab gegen ihre stilistische Brillanz und entscheidet: lesenswert!

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2018

Rezensentin Luise Checcin ist Otessa Moshfeghs neuer Roman fast zu perfekt - aber nur fast, denn ihre tadellosen Pointen und messerscharfen Analysen spiegeln eines der Themen des Romans, sinniert die Rezensentin: Moshfeghs Protagonistin ist laut Checcin eine junge und schöne New Yorkerin, die unter ihrer perfekten Oberfläche leidet. Sie verachtet die Oberflächlichkeit der Welt, deren Zwang zur Selbstoptimierung sie sich aber nicht entziehen kann. Schließlich beschließt sie, sich ihr ein Jahr lang mit Beruhigungstabletten entziehen, bis sie wie aus einem Winterschlaf hoffentlich rundum erneuert erwacht, so die Rezensentin, die den Roman für im besten Sinne eigensinnig hält und der Autorin einen aufmerksamen Blick auf ihre Zeit bescheinigt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 07.10.2018

Rezensent Florentin Schumacher findet Ottessa Moshfegh schlicht genial. Sätze wie Brenneisen, zwischendrin mal nervende Überidentifikation mit der somnambulen extra runtergekühlten Heldin, aber vor allem Dialoge und Beschimpfungen vor New Yorker Kulturschickeria-Kulisse, die Schumacher nicht mehr vergisst. Für Schumacher besser als jeder Weltschmerz a la Easton Ellis, zumal für ihn immer spürbar ist, dass die Autorin genau weiß, worüber sie schreibt: missbrauchte Frauen, die zu missbrauchen wissen.