Paulita Pappel

Porno positiv

Was Pornografie mit Feminismus, Selbstbestimmung und gutem Sex zu tun hat
Cover: Porno positiv
Ullstein Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783864932366
Kartoniert, 208 Seiten, 16,99 EUR

Klappentext

Wir können die Gesellschaft und unser Sexleben ändern, einen Porno nach dem anderen. "Worauf hast du heute Lust? Worauf nicht?" Diese Fragen wurden Paulita Pappel zum ersten Mal an einem Pornoset gestellt. Dank ihrer Arbeit nackt vor der Kamera hat sie gelernt, ihren Körper zu lieben. Als Regisseurin und Intimitätskoordinatorin schafft sie Räume, in denen Menschen offen miteinander reden, wo gegenseitiges Einvernehmen etabliert und Grenzen ausgehandelt werden. Das alles hat ihr Privatleben bereichert, und sie ist überzeugt, dass viele andere Menschen von diesem Wissen profitieren können. Paulita Pappel versteht Pornografie als Werkzeug der Emanzipation, als sicheren Ort der sexuellen Selbstentdeckung. Wenn der Porno nicht länger an den Rand der Gesellschaft gedrängt würde - in die Schmuddelecke -, wäre ein Kulturwandel möglich, mit dem wir Platz für Vielfalt, für Unterschiede und für Gleichheit schaffen könnten. In ihrem Buch zeigt Paulita Pappel, wie wir uns so von verinnerlichten Ängsten und Scham befreien und eine selbstbestimmte Sexualität leben können. 

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.12.2023

Etwas arg pornopositiv geraten ist Paulita Pappels Buch, findet Rezensent Przemek Żuk. Die in Berlin lebende Spanierin dreht selbst Pornos, lernen wir, und hat nun ein Plädoyer für einen offeneren Umgang mit pornografischen Filmen verfasst. Nicht nur als Masturbationsvorlage sollen diese Filme dienen, so Pappel laut Żuk, vielmehr können sie sich positiv auf Diskussionen über Sexualität auswirken. Allerdings stellt Pappel die Branche tendenziell verkürzt dar, moniert der Rezensent, Pappel schreibt über feministische und queere Produktionen, bei denen auf Einvernehmlichkeit Wert gelegt wird, die Realität vieler Frauen, die in Sexarbeit gezwungen werden, kommt eher weniger zur Sprache, ebenso wie die Problematik der kostenlosen Internetpornografie. Vielseitig ist das Buch, gesteht Żuk ein, Pappel verbindet ihre Thesen sowohl mit persönlichen Betrachtungen als auch mit handfesten Fakten, was allerdings auch dazu beiträgt, dass gewisse insbesondere ökonomische Realitäten unter den Tisch fallen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.10.2023

Rezensentin Berit Dießelkämper hofft, dass sie mit den beiden Büchern der Pornowissenschaftlerin Madita Oeming und der Pornodarstellerin und -produzentin Paula Pappel künftig weiß, wie sie sich zum Thema Porno - vor allem als Frau - zu positionieren hat. Feministisch, aber nicht prüde - das ist möglich, denn beide Autorinnen verstehen sich als "sexpositiv", haben also nichts gemein mit Anti-Porno-Feministinnen wie Andrea Dworkin oder Alice Schwarzer, klärt die Kritikerin auf. In den offenbar sehr ähnlich argumentierenden Büchern liest die Rezensentin, dass Frauen - sofern die Filme im Einvernehmen entstehen - im Porno keineswegs unterdrückt werden, Pornos feministische und ethische Werte vertreten können - und Frauen in Pornos keineswegs zum Objekt werden müssen. Vielmehr diene die Subjektwerdung der Frau als Darstellerin und Konsumentin der Befreiung weiblicher Sexualität. Dass Pornodarstellerinnen übrigens deutlich mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen, erfährt Dießelkämper ebenfalls. Über das Geschäft, das mit Pornos gemacht wird oder den Druck, der Frauen dazu treibt, ihre Sexualität in "marktfähige Produkte" zu verwandeln, hätte die Rezensentin in beiden Büchern allerdings gern mehr gelesen. Und so bleibt sie trotz interessanter, auch unterhaltsamer Lektüre doch immer noch ein wenig ratlos zurück.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2023

Rezensentin Juliane Liebert bespricht zwei neue Bücher, die sich mit dem negativen Image von Pornografie befassen, das beide nicht verdient finden: Madita Oemings "Porno" und Paulita Pappels "Porno Positiv". Beide sehen in der Tabuisierung von Pornografie vor allem den Einfluss einer konservativ-patriarchalen Sexualmoral und wünschen sich einen gelasseneren Umgang mit Sex. Soweit kann Liebert gut mitgehen. Oemings Forderung, die Performance von Sex nicht mit gewaltsamem Sex zu verwechseln, leuchtet ihr ebenso ein, wie die Forderung, Jugendlichen das Pornoschauen nicht zu verbieten, sondern lieber "Medienkompetenz" bei der Auswahl zu fördern. Auch mit Paulita Pappels Ansatz, Pornografie als "gelebte Emanzipation" zu betrachten - sofern die Produktionsbedingungen stimmen - gefällt Liebert im Prinzip. Wenn Pornografie, wie in diesen beiden Büchern, aber vor allem als "empowernd" gefeiert wird, geht ihr doch ein bisschen das "anarchistische Potenzial" der Pornografie verloren. Zumal auch die beiden Autorinnen nichts daran ändern können, dass die Hübschen immer mehr Sex haben als die weniger Hübschen, denkt sich die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2023

Rezensentin Marianna Lieder fühlt sich veralbert von der queerfeministischen Pornoentrepreneurin Paulita Pappel. Pappels Erfahrungen vor und hinter der Kamera in der Pronofilmbranche in allen Ehren, meint Lieder, aber Pappels Buch kommt als "volkspädagogischer" Ratgeber für wokes Pornogucken und besseren Sex rüber. Das gefällt Lieder ganz und gar nicht. Dass die Autorin allen Ernstes an die Möglichkeit eines GEZ-geförderten Pornos glaubt, sei ihr überlassen, meint die Rezensentin. Ihren "bieder-missionarischen Enthusiasmus" darf Pappel gleichfalls gerne für sich behalten, schimpft Lieder.
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