Peter Stamm

Sieben Jahre

Roman
Cover: Sieben Jahre
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100751263
Gebunden, 304 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Sonja ist schön und intelligent und lebt mit Alex. Eine vorbildliche Ehe, er müsste glücklich sein. Aber wann ist die Liebe schon einfach? Und wie funktioniert das Glück? Iwona wäre neben Sonja fast unsichtbar, sie ist spröde und grau. Aber Alex fühlt sich lebendig bei ihr und weiß nicht, warum. Sie liebt ihn. Er trifft sie immer wieder, und als sie von ihm schwanger wird und das Kind kriegt, das Sonja sich wünscht, setzt er alles aufs Spiel.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.09.2009

Eigentümlichen Reiz bescheinigt Rezensentin Wiebke Porombka diesem Roman, obwohl sie unsicher bleibt, ob dies nicht eine unfreiwillige Begleiterscheinung des Buches ist. Denn zuerst sind ihr die deutlichen Schwächen aufgefallen, deren gravierendste aus ihrer Sicht die "langweilige" Sprache ist, die eine Aneinanderreihung von Hauptsätzen kennzeichnet. Aber auch inhaltlich bleiben für Porombka Fragen offen. Unter anderem die, was den Schriftsteller grundsätzlich an der biblischen Geschichte von Jakob interessiert, der erst sieben Jahre mit der falschen Frau leben muss, bevor er die richtige bekommt. Denn die zeitgenössische Fassung, die Peter Stamm hier erzählt, beantwortet die Frage der Rezensentin nicht. Werden hier zwei Beziehungskonzepte einander gegenüber gestellt? Vernunft versus Liebe? Heraus kommt für die Rezensentin schließlich die Geschichte eines Mannes, der seine Stärke ausschließlich aus den Schwächen anderer bezieht. Darin besteht der bescheinigte Reiz. Aber der kam, befürchtet sie eben, unfreiwillig zustande, weil der unentschlossene Autor von seinem Text "hinterrücks überrumpelt" worden sei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.08.2009

Hans-Peter Kunisch hat in Peter Stamms neuem Roman "Sieben Jahre" die Gegenwart gespürt, wie schon lange nicht mehr. Dabei scheinen sich die Protagonisten dieses Roman nicht sonderlich um die Verhältnisse sich herum zu kümmern, zu viel haben sie mit sich selbst zu tun. Der Held, Alexander, sieht sich zwei Konzepten von Lieben gegenüber, die eigentlich keine sind. Dass er sich da nicht entscheiden kann, verwundert den Rezensenten nicht: Auf der einen Seite gibt es Iwona, die polnische Hilfsbuchhalterin, die körperliche Gestaltlosigkeit mit mentaler Willensarmut kombiniert und für ihn eine "Oase der Regression" darstellt. Auf der anderen Seite die erfolgreiche, intelligente und attraktive Sonja, ideal zum Heiraten und Statushalten. Wie Stamm in diesem Dreieck herauszufinden versucht, was Menschen bewegt, wie sie sich verhalten und wie sie ab und zu doch die Freiheit gegen die Versachlichung ihrer Gefühle suchen, das hat Kunisch sehr beeindruckt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.08.2009

Risse und Verwerfungen, Trieeebe! Roman Bucheli weiß zwar, worum es in Peter Stamms Roman geht. In der Rückschau erzählt der Protagonist vom Tier in sich, wie er erst der willfährigen Polin Iwona und dann dem Alkohol verfiel. Für das Verständnis sorgt laut Bucheli tadellos Stamms Reißbrettverfahren betreffend Plot und Figuren. Allein, das Drama bleibt Papier, glatt und widerspruchsfrei. Nur sachte wird dem Rezensenten die Spannung offenbar zwischen einer brüchigen Gegenwart und einer machtvollen amour fou aus der Vergangenheit. Das Machtvolle indessen kann er sich nur erlesen, wirklich spürbar wird es für ihn nicht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.08.2009

Ausgesprochen freudig begrüßt Rezensentin Iris Radisch Peter Stamms Versuch, sich in seinem jüngsten Roman "ganz unzeitgemäß" der Liebe und ihrer Rolle als "unzähmbare Passion" zu widmen. Denn sonst seien Liebesgeschichten in der Gegenwartsliteratur aus der Mode, wo Radisch Liebende nur noch als "Lebensdienstleister" mit entsprechenden Leerstellen in der Seele auftauchen sieht. Bei Stamm hingegen werde nun dessen ohnehin stark ausgeprägtes Interesse an den "Nachtseiten des Gefühlslebens" weiter radikalisiert. Zu Demonstrationszwecken spiele er alsdann zwei Liebeskonzepte gegeneinander aus: Einmal das etwas kühlere, das in der Liebe ein System von sozialen Bedingungen sieht, und dann das schon von den Romantikern erträumte, demzufolge die Liebe eine von jeder sozialen Frage unabhängige Naturkraft ist. Gespannt folgt die Rezensentin Stamms Versuchsanordnung, ist höchst dankbar, dass er sich für kein Konzept entscheidet und stattdessen einen "sympathisch unentschiedenen" elegischen Liebesroman verfasst. Bedauerlich findet Radisch nur, das die Versuchsanordnung dann manchmal doch leicht "gazettenhafte", konventionelle Züge trägt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.08.2009

Rezensent Christoph Schröder ist begeistert von diesem "höchst irritierenden, ja beklemmenden" Roman, dem vierten der Schweizers Peter Stamm. Ihm gefällt, wie der Autor mit Zeit und Raum spielt, und besonders, wie clever er Rückblenden in seine Geschichte einbaut. Beeindruckt ist Schröder auch davon, wie Stamm "doppelbödig im Wechselspiel von Banalem und Bedeutsamem" ist. Es geht um eine Dreiecksgeschichte zwischen dem Ich-Erzähler Alex, seiner schönen, lebenspraktischen Frau, der er etwas leidenschaftslos gegenüber steht und der unattraktiven Iwona, die er umso heftiger begehrt. Wie Stamm diese Geschichte erzählt, macht das Buch nach Schröders Meinung zu seinem besten bisher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2009

Ein Mann entwirft sich ein Leben und erzählt im Rückblick, wie alles, was er sich eingerichtet hatte, zuschanden ging. Beeindruckend schön, aus besserer Gesellschaft, reich obendrein, ist die Frau, mit der er die Ehe eingeht.  Dann aber lernt er eine andere kennen, Iwona aus Polen, die keinen der Vorzüge seiner Ehefrau besitzt, die jedoch, so passiv sie sonst ist, aufgrund eines einzigen Sachverhalts unwiderstehliche Anziehungskräfte entfaltet: Sie liebt ihn, und zwar hingebungsvoll. Peter Stamm entwirft sein Drama der Irrationalität mit der "Geduld des Langzeitforschers", wie Rezensentin Sandra Kegel fasziniert feststellt. Sie preist überdies die geradezu "altmeisterliche Fertigkeit", mit der der Autor seine Geschichte eines Liebesunglücks erzähle.
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