Primo Levi

Ich, der ich zu Euch spreche

Cover: Ich, der ich zu Euch spreche
Secession Verlag, Zürich 2017
ISBN 9783906910062
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Monika Lustig. Primo Levi war im Januar 1987 auf den Vorschlag des Kritikers Giovanni Tesio eingegangen, gemeinsam eine Biografie zu schreiben. Beide wussten, welche Schwierigkeiten vor ihnen lagen, als sie sich zum ersten ausführlichen Gespräch trafen. "Hast du dir schon eine Strategie überlegt?", fragte Levi, ganz so, als ob es ihn selbst interessierte, wie man aus ihm, dem verschlossenen und gehemmten Autor, etwas herausbekommen könnte. Das galt umso mehr, als er müde war, unter Depressionen litt und wegen einer anstehenden Operation eine weitere Verschlechterung fürchtete. "Du musst meine Geständnisse 'übersetzen'", forderte Levi seinen Interviewer auf. Er sollte auslegen, einordnen, deuten, was der Auschwitz-Zeuge zu Protokoll gab. Es gab nur noch zwei weitere Treffen, bevor Levi am 11. April 1987 aus dem dritten Stock des Palazzos, in dem sich seine Wohnung befand, durch das Treppenhaus zu Tode stürzte. Ob es ein Unfall war oder ein Suizid, darüber wird bis heute gestritten. Seine Witwe, die einen Freitod für ausgeschlossen hielt, verhinderte die Veröffentlichung der jetzt erstmals erscheinenden Gespräche. Levi äußert sich so offen und emotional wie selten zuvor und spricht ausführlich über die Universität, Schwierigkeiten in Beziehungen zu Frauen, den Faschismus und den Widerstand. Immer wieder sucht er Schuld bei sich, spricht von seiner politischen Naivität.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.05.2017

René Scheu hat beim Lesen dieses Gesprächs das Gefühl, einem Vermächtnis zuzuhören. Nicht nur, weil es sich bei dem Interview, das der Journalist Giovanni Tesio mit Primo Levi geführt hat, um das letzte vor Levis Tod handelt, sondern vor allem, weil der unsystematische Plauderton nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass sich hier jemand obsessiv an alles erinnern will, Kindheit, Namen, Freunde, Wegbegleiter, Mitgefangene in Auschwitz, Orte, Lektüren. Für Scheu zieht der Autor unter Aufbietung aller Kräfte Bilanz, Schlussbilanz. Kein Fabulieren, meint Scheu, sondern das Bannen des gelebten Lebens durch die Erinnerung, vor deren Verlust Levi sich so fürchtete.