Rainer Braune

Die Krokodilfärberei

Roman
Cover: Die Krokodilfärberei
Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2004
ISBN 9783378006539
Gebunden, 272 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

In der Tulpischen Wildnis steht ein verwahrlostes Haus, in dem es nicht immer irdisch zugeht. Im Frühling trifft der Zeichner Gilles dort ein, um zwei Räume für den greisen Cembalisten Quitzow herzurichten, der hier - inmitten seiner Vögel und Azaleen - den Lebensabend verbringen möchte. Gilles' Aufenthalt soll also nicht von Dauer sein, und das nicht nur, weil ihn sein Auftrag nicht lange beschäftigen wird. Denn in diesem Garten scheint die Zeit stillzustehen wie im Paradies. Dazu tragen ebenso reiz- wie geheimnisvolle Nachbarinnen bei, ganz besonders Adolphine. Statt die Stuben auszumalen, zeichnet Gilles lieber auf alten Papieren, während er mit ihr plaudert. Eines Nachts jedoch ereignet sich in dieser Idylle eine unerhörte Tat, die die Vögel und Adolphine zum Verstummen bringt. Aus seiner beschaulichen Existenz gerissen, fädelt Gilles einen kunstvollen Racheakt ein.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.06.2004

Wenn jemand den Glauben an die deutsche Literatur verloren haben sollte, so kann er ihn jetzt wieder finden, weiß Rezensent Jochen Jung. Das Erstlingswerk von Rainer Braune, ein Roman, in dem er die Geschichte eines Hauses, einer Renovierung, einer Vergewaltigung und Rache erzählt, ist ein Buch, das an die romantischen Romane Mörikes erinnert oder bei der Lektüre die Erinnerung an Raabe oder Jahnn weckt. "Staunenswert durch und durch" ist das Werk, da es sich durch nichts "von seinem Weg abbringen lässt", ohne überhaupt eine Ahnung zu haben, "wohin der führen könnte." Und der Rezensent freut sich, dass Braune die Lust hat "zu staunen" und die Überzeugung, dass die Rätsel der Menschheit eher durch "Fantasie und verqueren Witz" gelöst werden können als durch irgendeine Analyse. "Eigensinnig, eigenwillig", schön.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2004

Sebastian Domsch mag keine Schreibinstitutsliteraten. Dass Rainer Braune kein solcher ist, macht ihn dem Rezensenten darum schon einmal sympathisch. Allerdings enttäuscht Braune, ehemaliger Theaterregisseur, Komponist und Zirkusdirektor, den Kritiker wiederum dadurch, dass er sich mit "Die Krokodilfärberei" zwar an E. T. A. Hoffmann zu orientieren versuche, dabei jedoch vom Weg abkomme. Dieser Mix aus Realität und Traum haut nicht hin, findet Domsch. Wo Hoffmann Geister beschworen habe, entwerfe Braune eine Geisterbahn; so sei das Buch "eine tiefe Verbeugung vor E. T. A. Hoffmann und der deutschen Romantik, doch scheint sich Braune beim Bückling einen Hexenschuss geholt zu haben". Alles sei auf vordergründigen Effekt hin angelegt. Es fehle dem Roman an Tiefe, an wirklich verstörendem Potenzial, trotz aller sprachlichen Arabesken, trotz des "zarten, aber unendlich verspielten" Stils, der durchaus die Zustimmung des Rezensenten findet. Die Puppen, die der Autor schnitze, bleiben unbelebt - "wo kein Abgrund, da kein Schwindel". Domsch kommt zu dem Schluss: "Rainer Braune zeichnet in seinem Roman durchaus mit Talent am Außergewöhnlichen, aber an jedem Bild ist mindestens ein Strich zuviel."
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.03.2004

Die "romantischste und gelungenste Narrheit", die man derzeit bekommen kann, hat Rainer Braune mit seinem neuen Roman vorgelegt, freut sich Gustav Mechlenburg. Die Geschichte von Gilles, dem verkappten Zeichner, der in der Wildnis ein Haus renoviert und dabei über allerlei bizarre Gestalten stolpert, sei "höchst undramatisch" geschildert. Der Autor habe keinen Platz für "epische Breite" gelassen, alles sei "eng hintereinander weg" geschrieben. Braune habe "präzis choreografierte Kombinationen" entstehen lassen, mit "schlagenden Vokabeln". Auch wenn einige seiner "Kunststückchen" nach Meinung des Rezensenten eher "überflüssige Ornamente" sind, tut dies seinem Lesevergnügen keinen Abbruch. Denn Braune vereint die "schwindelige" Liebesgeschichte mit "märchenhaften" Naturbeschreibungen, sprachlichem "Aberwitz" und einer Prise "Brutalität", schwärmt Mechlenburg.