Rainer Merkel

Stadt ohne Gott

Roman
Cover: Stadt ohne Gott
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783103973488
Gebunden, 352 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

Die Berlinerin Rosie reist in den Libanon, voller Hoffnung auf ein neues Leben. Sie verliebt sich in den Syrer Daoud, aber der hat Angst vor der Liebe. Rafik, der Modemacher werden will, liebt sie beide. Und Zahra, die Soziologin, hat die Liebe schon lange aufgegeben. Die vier treffen sich in Beirut, im 'Paris des Ostens'. Es ist eine Stadt am Rand der Kriege dieser Welt. Sie suchen nach einem Ort, an dem sie ihre Träume leben können, und befinden sich doch eigentlich nur auf der Flucht vor der Hoffnungslosigkeit in Syrien und den leeren Versprechungen Berlins. Sie alle beherrschen die Verhaltensweisen der Kälte nicht. Werden sie trotzdem überleben?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.08.2018

Rezensent Christoph Schröder stellt eine interessante Wendung in Rainer Merkels literarischer Entwicklung fest. Anfang der 2000er hatte dieser mit "Das Jahr der Wunder" oder "Lichtjahre entfernt" einen Erzählton gefunden, mit dem es ihm gelang, das fundamentale Gefühl des Verlorenseins in unserer gegenwärtigen Gesellschaft auszudrücken. Ein paar Jahre später, erinnert sich Schröder, begann der Autor für eine Hilfsorganisation zu arbeiten, was sich natürlich auch auf sein Schreiben auswirkte. Nun war es nicht mehr die komplexe Architektur irgendwelcher Gefühlswelten, die im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit als Schriftsteller stand, sondern politische Themen. In "Stadt ohne Gott" hat er nun versucht, beides miteinander zu verbinden, was ihm, zum Bedauern des wohlwollenden Rezensenten, nicht gelingt bzw. einfach nicht funktioniert, denn im Kontext des syrischen Bürgerkrieges wirkt der Schmerz seiner Figuren und die "Pflege von Brüchigkeit und Verletzlichkeit" nicht wie das Symptom einer erkrankten Welt, sondern wie reiner Narzissmus, lesen wir. Zeit und Figuren stehen in keinem anderen Verhältnis zueinander als dem des Zufalls und die nebulösen Beschreibungen, welche das Empfinden seiner Figuren ausdrücken sollen - so elegant sie sein mögen - laufen leider ins Leere, so der etwas enttäuschte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2018

Allzu viel Nebel herrscht für Rezensent Alexander Košenina in Rainer Merkels Roman um drei schwierige, umeinander kreisende Figuren in Beirut während des Syrien-Krieges. Handlungsarm, aber reflexionsreich nennt er das Geschehen im Text, das ihn an Nicolas Borns "Die Fälschung" erinnert, da es innere und äußere Krisen miteinander verschränkt und mehrere personale Erzählperspektiven nutzt. Die dysfunktionalen Beziehungen der Figuren scheinen dem Rezensenten etwas allzu deutlich konstruiert und psychologisch anstrengend zu sein. Die zeitlichen Verschachtelungen in der Geschichte findet er dagegen raffiniert.
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