Renate Welsh

Dieda oder das fremde Kind

(Ab 10 Jahre)
Cover: Dieda oder das fremde Kind
Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 2002
ISBN 9783789151125
Gebunden, 139 Seiten, 10,90 EUR

Klappentext

Es könnte so schön sein in dem Haus mit den wilden Rosen ... Als es im Zweiten Weltkrieg in Wien zu gefährlich wird, zieht Ursel mit der neuen Frau ihres Vaters aufs Land. Das Haus umrankt von wilden Rosen, ist wunderschön aber es wird kein Zuhause für Ursel, denn die Familie ihrer Stiefmutter macht ihr das Leben schwer. Niemand nennt sie mehr bei ihrem Namen, alle rufen sie nur "Dieda". Der Alte der jetzt ihr Großvater sein soll, hält Briefe von ihrem Vater zurück, sorgt dafür, dass die Kinder im Dorf nicht mehr mit ihr spielen und behauptet sogar sie sei eine Hexe. Fast glaubt sie es selbst schon ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.01.2003

Das Schreiben über den Holocaust, meint die Rezensentin Gerda Wurzenberger, hat sich gewandelt. Was lange Zeit als "empörend" gegolten habe, nämlich einen nicht-autobiografischen, historischen Roman über diese Zeit zu schreiben, werde jetzt denkbar, gerade in der Kinder- und Jugendliteratur. Den Grund sieht die Rezensentin darin, dass ein Großteil der Autoren den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust nur vermittelt kennen gelernt hätten, und die jungen Leser schon durch zwei Generationen von den Ereignissen getrennt seien. In einer Doppelbesprechung widmet sich die Rezensentin zwei Kinder- und Jugendromanen, die sich mit dem Thema Holocaust beschäftigen. Renate Welsch erzähle von einem Wiener Mädchen, das das Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Land verbringe und dort als Fremdkörper, als "Dieda" behandelt werde. Die Autorin orientiere sich dabei an ihren eigenen Erinnerungen, und gerade das, vermutet die Rezensentin, gibt der kindlichen Perspektive eine Radikalität, die von der Sicherheit des Selbsterlebten getragen wird. Die Erwachsenenfiguren sind "brüchig" und können dem Mädchen "keinen Halt" geben, ihre Grausamkeiten dem Kind gegenüber sind weder "erklärt", noch "aufgelöst", was den Roman zu einer "eindringlichen", auch für Erwachsene "fordernden" Lektüre macht, lobt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.11.2002

Besonders empfehlenswert findet die Jury von der "Zeit" und "Radio Bremen" das mit dem "Luchs 190" ausgezeichnete Buch der 65-Jährigen, "international anerkannten" und bereits mit vielen Preisen bedachten Kinder- und Jugendbuchautorin Renate Welsh, berichtet Birgit Dankert. Ganz zu Recht, meint auch die Rezensentin, denn so "intensiv, mitleidlos und tröstlich zugleich" sei Kindern nur selten von einer schweren Kindheit erzählt worden. Dabei greife die Autorin auf die eigenen "gestörten" Kinderjahre zurück, weiß Dankert. Mit einer großen Reife wisse Welsh von den eigenen Verwundungen "meisterhaft" und ganz in "österreichischer Erzähltradition" über die Kriegsjahre und über die persönlich erfahrene Ablehnung als ungeliebtes Kind zu berichten. Der Autorin sei es gelungen, lobt die Rezensentin, Zeitgeschichte als "Seelendrama" eines "nachdenklichen kindlichen Ichs" vorzuführen und ihr "persönlichstes" Werk trotzdem zu einer "allgemein gültigen Aussage" zu erheben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Die mehrfach ausgezeichnete Kinderbuchautorin Renate Welsh greift in diesem Buch auf ihre eigene Biografie zurück, weiß Elisabeth Bauschmid, weshalb diese Geschichte eines verlassenen und vereinsamten Kindes vielleicht besonders schmerzhaft auf sie wirkt. Welsh begibt sich vollständig in die Perspektive dieses Kindes, das nur als "dieda" bezeichnet wird und erst ganz am Ende seinen Namen preisgibt, so die Rezensentin. Auch die anderen Figuren des Romans bleiben namenlos: der Vater und "die Frau", seine neue Frau. Die Mutter ist vor kurzem gestorben; das Kind fühlt sich schuldig an ihrem Tod und sträubt sich gegen die neue Umgebung; ehemals liebenswert, verwandelt es sich in ein Scheusal, schildert Bauschmid die Handlung, das am Ende "aus höchster Kindesnot" einen Kompromiss eingeht - auch darin bleibe die Autorin konsequent.
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