Richard Ford

Valentinstag

Roman
Cover: Valentinstag
Hanser Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783446277328
Gebunden, 384 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Frank Heibert. Richard Fords berühmteste Figur, Frank Bascombe, ist zurück. Und nun, mit 74, wird seine unangefochtene Meisterschaft, auf lässige Weise den Frieden mit sich und dem Leben zu machen, noch einmal extrem gefordert. Sein Sohn Paul, 47, ist krank, ihm bleibt nicht viel Zeit. Eng waren beide nie, doch jetzt verbindet sie die Bereitschaft, sich mit ungelenker Liebe auf das Kommende einzulassen, und ihr Blick für die Komik des Abseitigen. Für ein letztes Abenteuer mieten sie ein Wohnmobil, einmal von Minnesota bis zum Mount Rushmore - der Weg ist das Ziel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.11.2023

Rezensentin Judith von Sternburg ist komplett begeistert von Richard Fords neuem Roman, der die Geschichte des ehemaligen Sportreporters, Schriftstellers und Immobilienagenten und jetzigen Rentners Frank Bascombe und seiner Familie erzählt. Zeit ist die Trump-Ära Beginn 2020, erläutert Sternburg, und Franks Sohn Paul wird sterben. Frank liest weiter Heidegger (und schläft dabei ein) und unternimmt mit dem sterbenden Sohn einen Roadtrip nach Westen zum Mount Rushmore. Bestechend findet Sternburg nicht nur den Ton, den Frank Heibert gekonnt überträgt, sondern auch die vielen Details, die die Spaltung der US-Gesellschaft und den alltäglichen Wahnsinn gut einfangen, wie sie meint.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.09.2023

Eine ausführliche Rezension widmet Christoph Schröder dem neuen Roman von Richard Ford, der hier wie seit über vierzig Jahren wieder über den Immobilienmakler Frank Bascombe schreibt, es geht vor allem um die Beziehung zu seinem Sohn Paul, der, so muss Frank am Telefon von seiner Tochter erfahren, an ALS erkrankt ist und sterben wird. So beschließen beide, noch einmal auf eine gemeinsame Reise zu gehen, bei der nicht nur die Vater-Sohn-Beziehung zum Thema wird, sondern auch der desolate Zustand der USA um den Valentinstag 2020. Das wird von Bascombe aber nicht zu sehr bewertet, meint Schröder, "sein Kamerablick ist präzise": er nimmt wahr, ohne viel zu urteilen. Besonders gefallen dem Rezensenten die Passagen, die, trotz oder gerade wegen Bascombes politisch unkorrektem Humor im Angesicht des Todes, eine große Innigkeit zwischen Vater und Sohn entstehen lassen. Es gibt zwar auch einige Redundanzen, etwa die Beziehung Franks zu seiner Masseuse, dennoch gefällt dem Kritiker der "humane und auch verzweifelte Kern" des Buches - er ist froh, dass Richard Ford Frank Bascombe doch noch einmal zum Protagonisten gemacht hat. 

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.09.2023

Rezensent Peter Kümmel ist begeistert von der Reise durch Amerika, die Frank Bascombe, die Hauptfigur der Romanserie Richard Fords, im neuen, fünften Band gemeinsam mit seinem Sohn unternimmt. Die beiden werden selten richtig warm miteinander auf dem Weg zum Mount Rushmore, erfahren wir. Frank selbst ist laut Kümmel immer noch ein bekennender Zyniker, der gleichzeitig seine Umgebung extrem genau zu beobachten versteht. Dass er sich die Welt gleichzeitig vom Leib halten und in ihr versinken will macht ihn zu einer faszinierenden Figur, findet Kümmel, der sich auch über die detaillierten Amerikabeschreibungen des Buchs freut. Wie die Protagonisten hat auch das Land seine besten Tage hinter sich, meint der Rezensent, aber noch bleibt die Fassade gewahrt. Nicht ganz zufrieden ist Kümmel mit Frank Heiberts Übersetzung, aber einen sechsten Bascombe-Band würde er sofort lesen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.09.2023

Am Anfang der dichten, luziden Besprechung, mit der Rezensent Dirk Knipphals Abschied nimmt von Frank Bascombe, dem Protagonisten der Romanserie Richard Fords, steht die Frage, warum dieser Frank Bascombe schreibt. Seine Karriere als Romanautor hatte die fiktionale Figur, zeichnet Knipphals nach, bereits im ersten Band abgebrochen. Inzwischen arbeitet er als Makler, hat allerdings, so der Rezensent, mit Blick auf sein eigenes Leben stets die Haltung eines Schreibenden behalten. Das zeigt sich, wie Knipphals an Textbeispielen ausführt, in Fords Formulierungskunst, die Alltägliches exakt zu fassen weiß. Knipphals gefällt die erste Romanhälfte weniger gut als die zweite, in der Frank mit seinem todkranken Sohn eine Reise durch die USA unternimmt. Selbst ein Verweis auf Heidegger führt dabei, so Knipphals, nicht zur existentiellen Schwere letzter Fragen. Schließlich denkt der Rezensent noch darüber nach, ob dieser Frank ein typischer Boomer ist. Nicht in jeder Hinsicht, meint Knipphals, weil das Leben der Hauptfigur stets im Zeichen der Überraschung und des Wandels steht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.08.2023

Von der "existenziellen Ungeschicklichkeit und dem schrägen Sarkasmus" in Richard Fords Roman ist Rezensent Nils Minkmar schwer begeistert. Frank Bascombe, eine altbekannte Figur und in seinen Siebzigern, unternimmt mit seinem todkranken Sohn eine Reise zum Mount Rushmore, wobei sie sich mit schwarzem Humor gegenseitig vom Ernst der Lage ablenken, resümiert Minkmar. Es ist das Amerika unter Trump, das Bascombe wie "ein Schadensgutachter einer Versicherung" durchreist und dabei feststellt, dass es nichts mit seinen Erinnerungen gemein hat: das individuelle Leistungsprinzip und die westlichen Werte sind dem bloßen Schein von Größe gewichen, schreibt Minkmar. Nicht nur hier findet der Rezensent Fords persönlichen Standpunkt wieder: Minkmar imponiert, dass er aus der Perspektive schreibt, die ihm am besten liegt - seine eigene - und sich wenig um die Korrektheit seiner Gedankengänge schert. Manche Passagen sind vielleicht zu detailliert geraten, moniert Minkmar, doch Fords "Philosophie der Albernheit" und die "virtuose" Übersetzung von Frank Heibert lassen Minkmar nicht glauben, dass dies der letzte Roman über Frank Bascombe sein soll.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.08.2023

Rezensent Wolfgang Schneider freut sich, dass er noch einmal mit Frank Bascombe, der Hauptfigur des nun fünfteiligen Romanserie Richard Fords, Lesezeit verbringen kann. Nicht der mittlerweile über 70-jährige Frank, sondern dessen Sohn Paul sieht in dem neuen Buch, lernen wir, aufgrund einer unheilbaren Krankheit dem Tod entgegen. Vater und Sohn unternehmen, zeichnet Schneider nach, eine Reise zum Mount Rushmore mit seinen überdimensionierten Präsidentenköpfen. Ein Mustervater ist Frank keineswegs, meint Schneider, aber im Laufe des Buches kommen sich die beiden doch näher. Die Handlung steht nicht unbedingt im Mittelpunkt, so der Rezensent, wichtiger sind Franks Reflektionen über Amerika und auch über die vier Großen des Mount Rushmore.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2023

Rezensent Patrick Bahners beginnt seine dichte, beziehungsreiche Besprechung des fünften und vermutlich letzten Teils von Richard Fords Frank-Bascombe-Romanzyklus mit der Enttäuschung, die lang erwartete Blicke auf berühmte Kunst- und Bauwerke fast zwangsläufig mit sich bringen. Objekt des Blicks ist in diesem Fall Mount Rushmore und die Blickenden sind die Hauptfigur Frank und dessen Sohn Paul. Der Trip zum Monument ist für den todkranken Frank, lernen wir, eine Art vorweggenommener Lebensabschluss und auch eine Geste der Entschuldigung an den Sohn. Als einen klugen Schachzug beschreibt Bahners Fords Entscheidung, seinen Helden seit dem zweiten Buch der Reihe als Immobilienmakler arbeiten zu lassen, weil dieser Beruf Franks hemdsärmeligen Umgang auch mit privaten Problemen angemessen ist. Außerdem reflektiert Bahners im Anschluss an Frank über die vier Präsidentenköpfe des Mont Rushmores, sowie über einen weiteren Präsidenten, Donald Trump, der sich gern als fünfter zu ihnen gesellen würde. Insgesamt zeigt Bahners sich sehr angetan von Fords Buch, das Motive aus vorherigen Romanen des Autors aufgreift und mit feinsinnigen Paradoxien und Verschiebungen arbeitet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.08.2023

Nach über dreißig Jahren hat Richard Fords Buchreihe um den Immobilienmakler Frank Bascombe nun doch ein Ende, berichtet Kritiker Peter Körte. In diesem letzten der fünf Bände wird auch für neu dazustoßende Leser noch einmal wiederholt, welche gesundheitlichen und familiären Schwierigkeiten Frank von Prostatakrebs bis zu einem kranken Sohn schon erlebt hat, so Körte. Dieser an ALS erkrankte Sohn ist denn auch das Zentrum des Romans: Mit ihm verbringt der Protagonist eine letzte Reise, deren literarischer Wert für Körte dadurch ein wenig geschmälert wird, dass Ford seine Figuren viel zu geschwollen vom "Äther aus keimfreiem Positivismus" und Ähnlichem reden lässt. Dennoch: mit den Schilderungen einer Vater-Sohn-Beziehung im Angesicht des Sterbens ein lesenswerter Abschluss dieser Reihe, findet der Rezensent.