Ronald Pohl

Die algerische Verblendung

Roman
Cover: Die algerische Verblendung
Droschl Verlag, Graz 2007
ISBN 9783854207153
Gebunden, 236 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

Der Algerienfranzose Meursault aus Camus' Roman "Der Fremde" ist in Ronald Pohls Roman ein Handlungsreisender mitten im algerischen Unabhängigkeitskrieg der frühen 60er Jahre. Seine Wege durch Algier und in die Berge der Kabylei sind ein wahrer Alptraum: die Kolonialgesellschaft zeigt sich von ihrer schlimmsten Seite, die Lächerlichkeit und Verkommenheit der Szenerie ist kaum noch zu überbieten. Mitten in Dreck und Getümmel kommt Meursault hinter das Geheimnis seiner Herkunft.Wie eine Schmutzflut ergießt sich die Prosa Ronald Pohls kaskadenartig über die Seiten. Eine entfesselte Metaphernmaschine scheint hier am Werk zu sein, die sich über jede politische Korrektheit hinwegsetzt und mit ihren immens gespannten Sätzen die Welt als Wucherung vorführt - oder auch als Verdauungsvorgang.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.11.2007

Nicht wirklich erwärmen kann sich Rezensent Samuel Moser für diesen Roman von Ronald Pohl. Die Lektüre des Buchs empfindet er immer wieder als eine Qual. Verantwortlich macht er dafür zum einen Pohls misanthropischen Erzähler Meursault, der in den frühen sechziger Jahren, kurz vor Algeriens Unabhängigkeit, über die algerischen Zustände schwadroniert. Moser bedauert, dass das Elend Algeriens kaum greifbar wird, die Misere des Erzählers, dessen Hass, Zynismus, Rassismus und Sexismus dafür um so mehr. Zum anderen missfällt Moser die Sprache des Romans. So moniert er den kaum erträglichen Schwall an Bildern, Metaphern und Vergleichen und hält dem Autor in diesem Zusammenhang "blenderische Satzkaskaden" vor, die zwischen "biederer Detailpflege" und "großmäuliger Verallgemeinerungssucht" hin und her schwappten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.05.2007

Jörg Drews fühlt sich aufgerufen, den neusten Roman von Ronald Pohl gegen einen bösen Verriss von Michael Scharang in der österreichischen "Presse" zu verteidigen. Während sich der erboste Kritiker nämlich offensichtlich über die drastische Sprache und die fortwährenden misanthropischen Auswürfe der Hauptfigur gewaltig aufgeregt hat, zeigt Drews Verständnis und findet sie auch dem Anlass angemessen. Der Held des Roman ist - ähnlich wie in Albert Camus' "Der Fremde" - ein Algerienfranzose namens Mersault, hasst beide Seiten in sich und ergeht sich in einer unendlichen Suada der Beschimpfungen. Drews möchte zunächst einmal klarstellen, dass die wütenden Tiraden der Hauptfigur nicht mit den Standpunkten ihres Autors zu verwechseln sind und streicht heraus, dass angesichts der furchtbaren Zustände der 60er Jahre in Algerien, in denen der Roman spielt, die Haltung des Helden nicht bloße Willkür darstellt, sondern vielmehr in einer "Tradition des großen Pessimismus" steht, die seit Swift und Voltaire die europäische Literatur geprägt hat.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de