Ruth Mayer (Hg.), Brigitte Weingart (Hg.)

Virus!

Mutationen einer Metapher
Cover: Virus!
Transcript Verlag, Köln 2004
ISBN 9783899421934
Kartoniert, 318 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

AIDS, Ebola und abstürzende Computer; Fremdkörper, Parasiten und Sleeper; Bio- und Cyberterrorismus, Tierseuchen und zuletzt SARS: Viren zirkulieren derzeit in verschiedensten Bereichen. Dabei erweist sich die Metaphorik des Wortes als ebenso grenzgängerisch und mutierend wie die konkreten Objekte. Sie wird bemüht, um Bedrohungsszenarien und grenzsichernde Maßnahmen durchzusetzen und dient gleichzeitig als Modell für Widerstand und subversive Selbstinszenierungen. Kein Zufall, dass sich die jüngste Mediendebatte um terroristische Gewalt erneut in diesen Mustern verfangen hat. Der Band "VIRUS!" untersucht die Auswirkungen der Bilder von riskanten Kontakten, Ansteckung und Unterwanderung - nicht nur auf die Herstellung der "harten Fakten" in Naturwissenschaften und Technik, sondern auch auf die Gestaltung der globalen Weltordnung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.08.2004

Klaus Lüber hat diesen von Ruth Mayer und Brigitte Weingart herausgegebenen Sammelband über das Virus als Metapher mit viel Interesse und Zustimmung gelesen. Schon den ersten Beitrag des Bandes, in dem der Medientheoretiker die Begriffsgeschichte des Wortes "Virus" referiert, lobt der Rezensent als "glänzende" Vorbereitung auf die zentrale Frage, ob sich das Konstrukt des Virus als "subversives Element" überhaupt "wissenschaftlich legitimieren" lässt. Während der Medizinhistoriker Martin Dinges den Ursprung einer solchen Vorstellung vom Virus aus der mittelalterlichen Seuchenplage herleitet, geht Sheldon Watts in seinem Beitrag dem Virus als "politische Metapher" nach, fasst Lüber zusammen. Es folgt ein Aufsatz von Philip Sarasin über die Anthrax-Anschläge, in denen der Autor "überzeugend nachweisen" kann, dass vor allem die Angst vor Anthrax in diesem Fall wie ein "Medienvirus" gewirkt hat, wie der Rezensent zustimmend bemerkt. Als eigentliche "Stärke" des Buches hebt der Rezensent die "Dekonstruktion des vermeintlich exakten wissenschaftlichen Begriffs "Virus"" hervor und hier lobt er insbesondere den Beitrag von Hilmar Schmund über die geschichtliche Entwicklung des Computervirus. Am Ende mache der Sammelband unmissverständlich klar, dass es sich bei der Verwendung des Begriffs Virus als "subversiver Schädling" um ein reines "Konstrukt" handele, dass mittlerweile "überholt ist", so Lüber abschließend sehr angetan.