Rutu Modan

Blutspuren

Cover: Blutspuren
Edition Moderne, Zürich 2008
ISBN 9783037310359
Kartoniert, 166 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Farbige Comics. In Tel Aviv erhält der junge Taxifahrer Kobi einen mysteriösen Anruf von einer jungen Frau, die behauptet, sein Vater sei bei einem Selbstmordattentat ums Leben gekommen. Kobi kennt seinen Vater kaum und hat sich nie um ihn gekümmert. Widerwillig lässt er sich von Numi, der jungen Frau, in die Suche einbeziehen. Im Laufe ihrer Ermittlungen erfährt er Überraschendes über einen Vater, der sich seinem Sohn immer entzogen hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.09.2008

Nach Thomas von Steinaecker wurde der "Boy-meets-Girl"-Geschichte im zeitgenössischen Comic kaum noch eine neue Facette beigefügt, weshalb er der Comicerzählung der israelischen Illustratorin Rutu Modan schon mal Bewunderung entgegen bringt. Im Zentrum der in Israel spielenden Geschichte stehen der Taxifahrer Kobi und die Soldatin Numi, die sich in der gemeinsamen Suche nach ihrem Geliebten, seinem Vater, der bei einem palästinensischen Bombenanschlag ums Leben gekommen sein soll, zögernd näher kommen, fasst der Rezensent zusammen. Nicht nur vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts, der eher subtil einfließe, gewinnt die Liebesgeschichte ihre Besonderheit. Modan verbindet darin zudem versiert Krimi und Dokumentation und streicht in ihren "minimalistischen" Zeichnungen vor allem den "pragmatischen Zynismus" heraus, der den Umgang der Menschen mit der alltäglichen Bedrohung auszeichnet, lobt Steinaecker eingenommen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2008

Rezensent Andreas Platthaus ist froh, dass Rutu Modans Comic, eines der "scharfsichtigsten Porträts israelischen Lebens" überhaupt, nun endlich auch auf deutsch erschienen ist: Präsentiert sich ihm doch eine "mit allen Wassern der Psychologie und Soziologie gewaschene" Geschichte in den reduzierten Bildern. Die in der Kritik zwiespältig aufgenommene spröde Grafik Modans begreift der Rezensent als ein Mittel zur Distanzierung vom "hochpersönlichen Stoff" der ständigen Gefährdung des israelischen Alltags durch Anschläge.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.09.2008

Oliver Ristau stellt die israelische Comiczeichnerin Rutu Modan vor, deren erste längere Bilderzählung "Blutspur" nun auf Deutsch vorliegt. Stilistisch erinnert ihn der Band wegen der klaren Linien und der zurückhaltenden Kolorierung an Arbeiten aus Frankreich oder Belgien, inhaltlich dagegen scheint er ihm durchaus exemplarisch für die israelischen Verhältnisse. Es geht um eine junge Frau, die auf der Suche nach ihrem angeblich bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommenen Liebhaber ist und dabei dessen Sohn kennen lernt. Beeindruckt ist der Rezensent, wie Modan die unterschwellige Bedrohung spürbar macht, die den Alltag der Menschen in Israel durchzieht. Dabei spare sie alles Politische konsequent aus und konzentriere sich auf das Lebensgefühl ihrer Protagonisten, so Ristau fasziniert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.08.2008

Sehr Eingenommen ist Christian Gasser, hauptamtlicher Comic-Rezensent, von diesem Band der israelischen Autorin Rutu Modan. In der Geschichte geht es um eine junge Frau, die versucht, das Opfer eines Bombenattentats identifizieren zu lassen, von dem sie glaubt, dass es ihr Geliebter ist. Dafür sucht sie den Sohn des deutlich älteren Mannes und reist mit ihm durch das Land, um die Behörden auf Trab zu bringen. Vieles bleibt ungesagt in dieser Geschichte, erfahren wir von Gasser, vieles wird nur angedeutet. Der Nahostkonflikt beherrscht alles Leben, doch es taucht kein einziger Palästinenser auf. Nicht greifbar wird auch der Konflikt, den der junge Kobi mit seinem Vater gehabt haben mag. In deutlichem Kontrast zu dieser beklemmenden Unsichtbarkeit steht Modans Zeichenstil, bemerkt der Rezensent, der ihn als "klar, sauber, subtil" und "tiefenscharf" beschreibt.
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