Samuel Beckett

Dante und der Hummer

Gesammelte Prosa
Cover: Dante und der Hummer
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518411599
Gebunden, 363 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen und Englischen übersetzt von Elmar und Erika Tophoven. Dante und der Hummer (so heißt die erste Erzählung aus Mehr Prügel als Flügel) macht alles, was in den Werken, in Einzelausgaben und sonst verstreut von Becketts kürzerer erzählender Prosa auf deutsch erschienen ist, zum ersten Mal in einem Band verfügbar ? dazu drei kleine deutsche Erstveröffentlichungen: Das Bild, weder noch und Wie soll man sagen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.09.2001

Das Problem liegt auf der Hand: Die meisten dieser Texte sind bekannt, und so legt Werner von Koppenfels seine Besprechung zwar weiträumig an, sagt aber zum Buch letztlich weniger als zu dessen nach wie vor bewundernswürdigem Autor. Allerdings macht Koppenfels einiges wett, wenn er überlegt, wie sich der heutige Leser Beckett, diesem "Mythos der Moderne" und "Ecce homo für Intellektuelle" nähern könnte: Wie, fragt er, verträgt sich die zunehmende Eliminierung der letzten Erzählreste seit den "Texten um Nichts" von 1955 mit der gegenwärtig zu erlebenden Rehabilitation fiktionaler Spannung? Eine entzückende Frage, nicht nur für Germanisten. Bemerkenswert schließlich auch Koppenfels' Einschätzung, gegen die Dramen und Romane nehme sich Becketts erzählende Kurzprosa aparter aus. Den Leser, so der Rezensent weiter, erwarte "ein faszinierend weitgeschwungener Bogen über sechs Dekaden," vornehmlich besagte aus Becketts reduktionistischen Ambitionen erwachsene "spröde Kleinform, die allerdings erstaunliche Variationen erlaubt". Und das allein klingt schon verlockend.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.12.2000

Der jüngst bei Suhrkamp im Rahmen des Jubiläumsprogramms zum 50-jährigen Bestehen des Verlags erschienene Band mit Becketts Prosa spendet Rezensent Uwe Schütte viel Beifall, obwohl der Band fast ausschließlich bereits in der Werkausgabe vorhandene Texte enthält, wie Schütte zugibt. Er eigne sich jedoch vor allem für diejenigen, "die neben dem Dramatiker auch den Prosaautor kennen lernen wollen", oder schlicht als "Einführung in Becketts düsteren Kosmos", erklärt er. Kenntnisreich und gut strukturiert umreißt Schütte für den interessierten Leser, was ihn in diesem Buch erwartet: Es gibt "einen aufschlussreichen Querschnitt durch das Werk Becketts vom anfänglichen Realismus mit humoristischer Komponente zur späteren nihilistischen Abstraktion". Man erhalte einen Eindruck von dem, was die verschiedenen Epochen im Schaffen Becketts ausmachten, z.B. die Tendenz des Autors zur Kompression ab Mitte der sechziger Jahre, die sich in der Prosa ebenso widerspiegele wie in den Bühnenstücken, erklärt Schütte. Den Schluss des chronologisch geordneten Bandes findet der Rezensent besonders gelungen, denn er beinhalte das "eindrucksvolle literarische Vermächtnis eines genialen Schriftstellers". Zwar erschließen sich einige Texte nur dem Experten, etwa "Vorstufen zu Romanen " oder "Abfallprodukte" aus selbigen, doch den überaus positive Gesamteindruck des Rezensenten trübt das nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.2000

Christoph Bartmann widmet sich in seiner Besprechung des Prosabandes zunächst der kleinen Erzählung "Erste Liebe" und versucht dem Mechanismus des Beckett`schen Humors auf die Spur zu kommen. Trotz der Niedergangsstimmung überwiege die Komik und über dieser "Rhetorik der Impotenz" liege "große misanthropische Heiterkeit". Dieser Befund lässt sich auch auf die anderen Texte des Bandes ausdehnen, und der Rezensent macht als weitere Quelle des Komischen das abrupte Aufeinanderstoßen von "Hohem und Niedrigen" aus, das auf existentielle Verzweiflung "Schließmuskelschwäche" folgen lässt. Allerdings äußert er den Verdacht, dass die deutsche Übersetzung die "Grobheiten des Originals" abschwächt, wobei offen bleibt ob das zu begrüßen ist oder einen Mangel darstellt. Zum Schluss wird dem Rezensent richtig nostalgisch zu Mute, denn er trauert den Zeiten hinterher, in denen die Literatur so "rücksichtslos, so unlesbar, so tiefernst und bodenlos heiter" gewesen ist wie im vorliegenden Band.
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