Sandro Veronesi

Sein anderes Leben

Roman
Cover: Sein anderes Leben
C. Bertelsmann Verlag, München 2001
ISBN 9783570005057
Gebunden, 254 Seiten, 20,45 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Bruno Genzler. Gianni ist vierzig und steckt in einer Lebenskrise. Von einem Tag auf den anderen wird sein bisheriges Leben in Frage gestellt. Jemand erzählt ihm, sein verstorbener Vater sei ein KGB-Spion gewesen. Gianni ist wie vor den Kopf geschlagen. Doch der Zweifel ist gesät, wächst, wird riesengroß: Was stimmt eigentlich in seinem Leben? Und was läuft falsch?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.03.2002

Für Volker Breidecker gehört Sandro Veronesi der "Generation Fiat Bambino" an, und damit ist eigentlich mehr über den Rezensenten als über den Autor gesagt: So jemanden darf man eigentlich nicht ernst nehmen, suggeriert Breidecker und trauert wortreich "dem Verlust der Anschlussmöglichkeiten an die von Übervätern verkörperten Traditionen" hinterher. Ein solcher Übervater war und ist den Fiat-Bambini-Italienern ihr Pier Paolo Pasolini, der auch den Originaltitel "La forza del passato" (Die Macht der Vergangenheit) zu Veronesis Roman beigesteuert hat, der aber leider, so Breidecker, im Deutschen zu "Sein anderes Leben" "verschmockt" wurde. Veronesi jedenfalls gibt sich auch so, wie es Volker Breidecker zu erwarten scheint: Sein Roman inszeniere ein "Alltagsdrama light", so der Rezensent, mit Schreibblockade, Ehekrise und der Fähigkeit zur Selbstironie, wenn es darum geht, die eigene Zitierfreudigkeit unter Beweis zu stellen. Diese Kunstfertigkeit gerät unter Beschuss, als dem Protagonisten des Romans ein Mann begegnet, der ihm die heimliche Doppelexistenz seines Vaters enthüllt oder weismachen will: die Vergangenheit ist nicht ohne weiteres abrufbar, so die Moral von der Geschichte, wie sie Volker Breidecker versteht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.01.2002

Der Stoff, Geheimdienstaffären und Auseinandersetzungen während des Kalten Krieges, spricht eigentlich für einen "gehaltvollen Roman", findet Maike Albath, eine Hoffnung, die sich jedoch schnell zu verlieren scheint. Dabei seien die ersten Kapitel "ganz vielversprechend". Doch das Leben beziehungsweise die Krisen des römischen Jugendbuchautors, an dem das Thema festgemacht wird, gehen der Rezensentin durch die "zahlreichen Plattitüden" schnell auf die Nerven, denn sie finden, wie Albath feststellt, nur an der Oberfläche statt und erschüttern keineswegs das Bewusstsein. Auch wer meint, etwas über die komplexe politische Situation im Italien der Nachkriegszeit lernen zu können, werde enttäuscht, warnt Albath. So konstatiert sie abschließend ironisch: "Der Polanski-Anfang verpufft, und nicht einmal der Sesamstraßen-Effekt tritt ein."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2001

Veronesis Roman sei die Geschichte einer Identitätskrise, die lange vor dem eigentlichen auslösenden Moment begann, berichtet Klara Obermüller: Der Kinderbuchautor Gianni Orzan, gequält von einer Schreibblockade und von der Untreue seiner Frau, erfährt darüber hinaus, dass sein kürzlich verstorbener Vater nicht der konservative, christdemokratische Italiener, sondern Russe, Kommunist und KGB-Agent war. Dass nichts und niemand so ist, wie er scheint, sei nicht neu, dennoch ist die Rezensentin dem Autor "atemlos" gefolgt. Er habe das Buch "rasch, leicht, witzig, voller Selbstironie" geschrieben, berichtet sie begeistert. Und: Die "Interpretation der Geschehnisse bleibt dem Leser überlassen."
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