Sophie Schönberger

Zumutung Demokratie

Ein Essay
Cover: Zumutung Demokratie
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406800085
Gebunden, 189 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

"Die Hölle", so wusste Jean-Paul Sartre, "das sind die Anderen". In eine besondere Spielart dieser Hölle versetzt uns die Demokratie, die uns als Staatsform nicht nur ein großes Versprechen politischer Freiheit macht, sondern auch die Zumutung auferlegt, die "Anderen" mit all ihren abweichenden Meinungen, Bedürfnissen und Interessen tatsächlich zu ertragen. Die zunehmenden inneren Widerstände, denen demokratische Systeme aktuell verstärkt ausgesetzt sind, zeigen, dass diese Zumutung mittlerweile in wachsendem Maße als unerträglich erlebt wird und die Krise der Demokratie in besonderer Weise eine Krise der Gemeinschaft, des Einanderaushaltens und des Zusammenfindens ist.  Sophie Schönberger untersucht, welche Zumutungen und Versprechen grundsätzlich in dem "Wir" liegen, das für jede Demokratie konstituierend ist, und wie die Demokratie als Regierungs- wie als Lebensform dem Zusammenfinden und dem Auseinanderdriften der Individuen begegnet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.2023

Rezensent Günther Nonnenmacher muss schmunzeln angesichts von Sophie Schönbergers Vorschlag, die Trinkhallenkultur wiederzubeleben, um der Demokratie auf die Sprünge zu helfen. Wenn es so einfach wäre, meint er. Die These der Rechtsprofessorin, wonach wir unsere Mitmenschen nicht gut aushalten, was dann zu gesellschaftlichen und politischen Spaltungen führt, findet Nonnenmacher mindestens hinterfragenswert. Wenn die Autorin aber dazu anregt, mehr Begegnungsangebote in Parks oder Freibädern zu initiieren, geht für Nonnenmacher der Ernst verloren, zumal die Autorin laut Rezensent weder originelle soziologische Aspekte beisteuert noch wichtige Themen wie die Überforderung des Sozialstaats anspricht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 04.03.2023

Der hier rezensierende Soziologe und FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube kann nur in Teilen mit Sophie Schönbergers Essay zur Bedrohung der Demokratie mitgehen. Denn viele Punkte, die die Professorin für Öffentliches Recht an der Universität zur Begründung des Verfalls auch von "full democracies" anführt, sind nicht falsch, vermittelt Kaube: etwa die Individualisierung des modernen Lebens, der mangelnde Rückhalt in sozialen Großgruppen, die zunehmenden Singlehaushalte oder das personalisierte und selektive Surfen im Internet. Wie Schönberger das alles dann aber argumentativ verwerte, nämlich indem sie solche Aspekte als Angriff auf ein für die Demokratie konstitutives "Gemeinschaftsgefühl" sieht, zu dem im öffentlichen und auch physischen Raum wieder zurückzukehren sei, findet der Kritiker auf mehreren Ebenen "empirisch" nicht überzeugend - so würde etwa die deutlich zunehmende Toleranz von Menschen jeglicher Konfession, Ethnie oder Geschlechtsidentität außer Acht gelassen. Die Passagen, in denen es um Politik und Recht geht, gelingen Schönberger dagegen sehr gut, lobt er - der Gemeinschaftsbegriff, von dem ihre Überlegungen ausgehen, scheint ihm jedoch etwas verklärt.