Stephan Thome

Pflaumenregen

Roman
Cover: Pflaumenregen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518430118
Gebunden, 526 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Taiwan in den 1940er Jahren, am Ende der japanischen Kolonialzeit. Während der Pazifische Krieg unaufhaltsam näher rückt, wächst die achtjährige Umeko behütet in einer Kleinstadt im Norden der Insel auf. Sie ist stolz auf ihr gutes Japanisch und himmelt ihren älteren Bruder an, der der Star des örtlichen Baseballteams ist. Als die Armee jedoch am Ortsrand ein Lager für ausländische Kriegsgefangene einrichtet, gerät ihr Leben in einen Strudel aus Schuld und Verbrechen, der die Familie siebzig Jahre später immer noch gefangen hält. Stephan Thomes neuer Roman ist eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat Taiwan und den zähen Überlebenswillen ihrer Bewohner.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.01.2022

Rezensent Paul Jandl hält Stephan Thomes neuen Roman für ein Meisterwerk. Und ein aktuelles dazu. Denn Thome erzählt ihm hier nicht weniger als die Vorgeschichte zu den gegenwärtigen Provokationen Chinas gegenüber Taiwan. Der Kritiker liest hier die Geschichte Taiwans seit Ende des Zweiten Weltkrieges, erzählt von Umeko, die ihm zunächst als junges Mädchen, später als alte Frau begegnet. Anhand ihrer Familiengeschichte erlebt Jandl Japonisierung und Sinisierung, Konflikte innerhalb der Familie oder Chinas Sorge davor, dass Taiwan seine Unabhängigkeit erklären könnte. Nicht zuletzt bewundert der Kritiker die "psychologische Tonspur" des Romans: Deutlich vernimmt er etwa den "Sound der Scham", der das Leben der fremdbestimmten Taiwaner begleitet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.11.2021

Hymnisch bespricht Rezensentin Insa Wilke den neuen Roman von Stephan Thome, der selbst seit zwölf Jahren in Taiwan lebt. Aber Thome führt die Kritikerin nicht nur durch die Geschichte Taiwans seit dem Zweiten Weltkrieg, sondern liefert ihr gleich einen "Crashkurs in ostasiatischen Beziehungen" - und zwar "kulturell, politisch, emotional" und ohne erhobenen Zeigefinger, wie sie ergänzt. Entlang der Geschichte Umekos erzählt Thome von der Kolonialisierung durch Japan oder vom autoritären Polizeistaat in Taiwan, schneidet gekonnt die Schicksale von Umekos Familienmitgliedern in die Geschichte, etwa wenn er ihre Enkelin Julie aus der Gegenwart erzählen lässt, und bringt immer wieder Details aus der ostasiatischen Geschichte zum Leuchten, resümiert Wilke. Vor allem aber bewundert sie, wie "dicht", "subtil" und leichthändig Thome private Schicksale mit politischer Geschichte verwebt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2021

Rezensent Andreas Platthaus bedauert, dass so wenig taiwanische Literatur ins Deutsche übersetzt wird. Umso dankbarer ist er für den neuen, wie er findet, großartigen Roman des in Taiwan lebenden Schriftstellers Stephan Thome, der ihm die Geschichte Taiwans von den frühen Vierzigern bis ins Jahr 2016 erzählt: Durch die Augen von Umeko, die der Kritiker als junges Mädchen und als alte Frau begleitet, erlebt er Japonisierung, Sinisierung, Massenimmigration der Chinesen nach der Niederlage der Republik China und chinesische Provokationen bis in die Gegenwart, wobei die jüngsten Spannungen zwischen China und Taiwan der Entstehungszeit des Romans geschuldet nicht mehr vorkommen, ergänzt Platthaus. Wie Thome die Geschichte, aber auch die Mythen des Landes mit dem Schicksal und den verschiedenen Ansichten von Umekos Familie verknüpft, "subtil" und kenntnisreich, kann der Rezensent nur bewundern. Darüber, dass fremdsprachige Lizenznehmer den Roman aus Sorge vor dem Vorwurf kultureller Aneignung nicht übersetzen, wie er erfahren haben will, kann Platthaus daher nur den Kopf schütteln. Für Taiwan sei indes eine Übersetzung geplant.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter

Themengebiete