Stéphane Mallarmé

Zu verwirklichen ist nur das Unmögliche

Briefe
Cover: Zu verwirklichen ist nur das Unmögliche
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751850001
Gebunden, 639 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Ausgewählt, kommentiert und aus dem Französischen übersetzt von Leo Pinke und Tim Trzaskalik. Die Revolution der poetischen Sprache: Dafür steht der Name Mallarmé. Mit ihm begann die Verskunst ebenso reflexiv wie abstrakt zu werden. Mit Mallarmé hat in der Poesie die Herrschaft der Kunst im Allgemeinen begonnen, das heißt der individuelle, autonome Menschen, losgelöst von jedem vorgegeben System (einschließlich dem des Individualismus). Auch in der deutschsprachigen Lyrik des 20. Jahrhunderts wurde dieses erste wirklich moderne dichterische Werk breit und kontrovers rezipiert. Von den über 3300 überlieferten Briefen aus der Feder Mallarmés sind rund 200 in diese erste deutschsprachige Edition seiner Korrespondenz aufgenommen worden. Es werden Fragen der Literatur diskutiert, die nicht selten in regelrechte Abhandlungen zu einer möglichen Dichtkunst münden. In den Briefen wird aber auch ein Leben anschaulich, das in seinem Werk ebenso aufging, wie jenes aus seinem Leben bestand. Lesbar werden in dieser Ausgabe auch die zahlreichen Missverständnisse und Angleichungen eines im Laufe des 20. Jahrhunderts entstandenen "deutschen" Mallarmé. Seine vermeintlich weltabgewandte Poetik erscheint in einem ganz anderen Licht. Der Dichter kommt ebenso zu Wort wie der mitten im Zeitgeschehen stehende gesellige Zeitgenosse, der Mensch, der er war - eine schwindelerregende Chronik zu einem halben Jahrhundert überbordender Kreativität, alltäglicher Sorgen und Beschäftigungen, Ambivalenzen und Leidenschaften. Ein verbrieftes Leben, das die Kunst nicht weniger nachahmt als diese das Leben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.11.2023

Zwischen 1862 und 1898 sind die Briefe Stéphane Mallarmés entstanden, die der von Leo Pinke und Tim Trzaskalik herausgegebene Band umfasst, erläutert Rezensentin Antje Allroggen. Sonderbar, so Allroggen, dass sich in mancher Korrespondenz des die Lyrik seiner Zeit revolutionierenden Dichters die Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben ausdrückt. Das könnte mit seiner von frühen Verlusten geprägten Familiengeschichte zusammenhängen, vermutet die Rezensentin, und eben dies erklärt vielleicht auch die wichtige Rolle, die Freundschaften in Mallarmés Leben gespielt haben. Auch Briefe an seine Frau Marie sind in der Sammlung enthalten, erfahren wir, insgesamt wollen die Herausgeber keinen kompletten Überblick über das Leben des Dichters geben, vielmehr orientieren sie sich eigenen Angaben zufolge an Fragen, die mit dem Werk zusammenhängen. Man lernt aus den Briefen manches über Mallarmés Dichtung, so Allroggen, außerdem finden sich Korrespondenzen mit berühmten Zeitgenossen wie Zola und Monet. Sehr hilfreich findet die Rezensentin eine beigefügte Chronologie sowie Kommentare der Herausgeber, die die Briefe zudem ausgezeichnet übersetzt haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Stéphane Mallarmé war ein kleiner Mann mit Bart, ein bei Eltern und Schülern unbeliebter Englischlehrer, der mit Anfang 20 eine deutsche Gouvernante heiratete und seine Kinder abgöttisch liebte: Das ist die Sphinx der französischen Lyrik. Man möchte diesen Briefband am liebsten dem Kritiker Niklas Bender entreißen, um selbst darin zu blättern. Mallarmé war vielleicht der hermetischste Dichter der Moderne und in diesen Briefen, so Bender, erhält man Einblick in die Entwicklung seiner "komplexen" und "dunklen" Dichtkunst, die erst auf das "ideale BUCH" angelegt war und sich dann mit einem "Album" bescheidete, einer "Probekollektion", die den Leser trotz ihrer Verschlossenheit durch ihre Musikalität anzieht. Und Musik, absolute Musik, war tatsächlich Mallarmés Vorbild, erzählt Bender. Worte sollten nicht mehr sein als die Tasten, die eine Stimmung erzeugen. Doch das ist nicht alles in diesem laut Kritiker durch "Sorgfalt und Detailliertheit bestechenden Band: Immer wieder gibt es einen Übergang zu Mallarmés ganz praktischer Seite. Dazu gehören seine Dankesschreiben für Büchersendungen, die er hübsch boshaft quittieren konnte.
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