Timothy Garton Ash

Zeit der Freiheit

Aus den Zentren von Mitteleuropa
Cover: Zeit der Freiheit
Carl Hanser Verlag, München - Wien 1999
ISBN 9783446197589
Gebunden, 504 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Garton Ash ist der Geschichte auf den Fersen, nun in seinem neuen Buch über die postkommunistischen Jahre seit 1989 und über die Zukunft des europäischen Ostens. Er berichtet vom vereinigten Deutschland bis zum blutigen Chaos im Kosovo heute, vom Umgang Westeuropas mit den Nachbarn im Osten und dem Alltag und Lebensgefühl der postkommunistischen Gesellschaften.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2000

Reinhard Veser sieht die Stärken dieser Reportagen vor allem in der Nähe Ashs sowohl zu den Ereignissen, die er beschreibt, wie auch zu den Personen. So hebt der Rezensent besonders das Porträt der Polin Helena Luczywo hervor, die in den achtziger Jahren - in ihrer Küche - die Zeitung "Robotnik" herausgab und heute stellvertretende Chefredakteurin der größten Tageszeitung Polens ist. Der Autor kennt sie schon lange und hat nach Ansicht Vesers ein eindrucksvolles Bild ihrer Wandlung zur Unternehmerin (die heute ein beachtliches Aktienpaket besitzt und an Gewerkschaften kein Interesse mehr hat) gezeichnet. Durch Geschichten wie diese, gelingt es Ash, so Veser, Veränderungen in Polen anschaulich zu machen, auch wenn sich so manche Einschätzung des Autors aus den frühen neunziger Jahren inzwischen als unzutreffend erwiesen habe. Veser stört allerdings eines an diesem Buch ganz erheblich: Seiner Ansicht nach stellt sich Ash selbst zu häufig in den Vordergrund. Viel zu häufig weise er darauf hin, dass er die Protagonisten ja bereits kannte, als sie noch Dissidenten waren, wodurch ein "schaler Nachgeschmack" beim Lesen entstünde. Dabei habe Ash dies eigentlich "nicht nötig", findet Veser.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.10.1999

Wolfgang Templin rezensiert Timothy Garton Ashs Reisen in das Osteuropa der neunziger Jahre "Zeit der Freiheit``. Templin sieht das Buch im Dreiländereck von Journalismus, Geschichtsschreibung und Literatur angesiedelt. Für ihn ein Wagnis, aber eben auch der Reiz des Buches. Eindrückliche Reisereportagen sieht Templin in dem Buch verbunden mit klugen Reflexionen. Ash nimmt, so Templin, die Beteiligten und Betroffenen ernst, und bleibt deswegen auch in Kritik und Analyse sympathisch und glaubwürdig. Besonders angetan ist Templin allerdings von den Kapiteln, die die Lebensläufe ehemaliger Dissidenten und ihr heutiges Dilemma schildern. Aus ganzem Herzen scheint er Ashs These zu teilen, dass man in seinem Leben Intellektueller und Politiker sein kann, aber nie beides gleichzeitig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.1999

Die Frage, ob es Sinn macht, mehrere Jahre alte Essays dieser Art heute in einem Buch zu veröffentlichen, beantwortet Daniel Brössler mit einem "Ja" und schliesst sich damit Ashs Überzeugung an, dass Augenzeugen oftmals über eine zuverlässigere Urteilskraft verfügen als die rückblickende Geschichtswissenschaft. Nach Brössler ist stets Ashs Befürchtung spürbar, Ereignisse könnten zu leicht in Vergessenheit geraten und politische Chancen vertan werden. Dieses Engagement macht für den Rezensenten offensichtlich eine der Stärken dieses Buches aus. Bei seinen Betrachtungen sei Ash darüber hinaus vielseitig: Neben Gesellschaftsbildern gebe es beispielsweise auch ein persönliches Porträt von Vaclav Havel, und stets beleuchte Ash die Fragen auch im geografischen und historischen Kontext.
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