Ulrich M. Schmid (Hg.)

Russische Medientheorien

Cover: Russische Medientheorien
Haupt Verlag, Bern 2006
ISBN 9783258067629
Kartoniert, 378 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Franziska Stoecklin. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich die medienwissenschaftliche Theoriebildung in Russland sehr schnell entwickelt. Vor allem der Zusammenhang zwischen Medien und politischer Macht, aber auch soziologische oder kunstwissenschaftliche Aspekte der medialen Repräsentation von Wirklichkeit wurden eingehend untersucht. Dabei haben russische Intellektuelle interessante Denkmodelle entworfen, die jedoch im Westen weitgehend unbekannt geblieben sind. Im Zentrum stehen Probleme wie die Erweiterung des Textbegriffs auf nicht schriftgebundene Repräsentationssysteme, die Übersetzbarkeit von Inhalten zwischen verschiedenen Medien, die Mediatisierung der Politik und ihre Technologien, die Informationsexplosion und damit verbundene Konsequenzen für das kulturelle Gedächtnis. Der vorliegende Band bietet eine Einleitung in die Entwicklung russischer Medienkonzepte, dokumentiert die wichtigsten Grundlagen und stellt zehn aktuelle Essays von maßgeblichen russischen Medientheoretikern vor. Texte von Ulrich Schmid (Einleitung) - Nikolai Tschernyschewski, Lew Tolstoi, Pawel Florenski, Josif Stalin, Michail Bachtin, Juri Lotman, Iwan Sassurski, Georgi Potschepzow, Michail Jampolski, Michail Epstein, Alexander Woiskunski, Oleg Aronson, Michail Berg, Boris Groys, Jelena Petrowskaja, Wjatscheslaw Kurizyn.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2006

So klingt der russische Mediendiskurs? Ungläubig lauscht Felix Philipp Ingold dem westlichen Sound der aktuelleren Beiträge in diesem von Ulrich Schmid herausgegebenen Band über russische Medientheorien. Russische Rhetorik findet Ingold bestimmt auch (Stalin spricht und Bachtin), doch der überwiegende Teil des Bandes widmet sich der postsowjetischen Medienkultur. Da klingt es dem Rezensenten eben oft englisch oder französisch im Ohr. Interessant erscheint ihm die vom Autor vertretene These, wonach Realpräsenz und Repräsentation (als die der russischen Medienkultur hier zugrunde gelegten Konzepte) im Stalinismus konvergieren. Zumindest über letzteres, sprich über politische Symbolik, Rhetorik und Zensur, hätte Ingold gern noch mehr erfahren.
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