Wilhelm Genazino

Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze

Roman
Cover: Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze
Carl Hanser Verlag, München 2018
ISBN 9783446258105
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Liebe und Ehe sind ein kompliziertes Geschäft. Die Bilanz ist oft nur mittelmäßig. Muss man es einfach nur häufiger versuchen? Oder gleichzeitig? Oder besser über die eigene Mutter nachdenken? Steckt in der "Ehefrau" nicht von Anfang an die "Ehemalige", das einzig authentische Überbleibsel jeder Ehe? Wilhelm Genazino erzählt von einem philosophischen Helden, der beim verschärften Nachdenken jede Sicherheit verliert. Vielleicht muss der Mann die Probe aufs Exempel machen mit allen Frauen, die er im Leben kannte, und die Vergangenheit handfest bewältigen. Die Gelegenheit wird sich bieten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.04.2018

Daniela Strigl wünschte, es handelte sich hier um das erste Buch von Wilhelm Genazino. Dann könnte sie uneingeschränkt genießen: Genazinos zerstreute Sicht auf das Leben, den komplexen, offenherzigen Antihelden und seine Schrullen, die merkwürdigen Sexszenen. Allerdings kennt Strigl das alles schon zur Genüge. Und so beschleicht sie eine leichte Gereiztheit, nur um kurz darauf festzustellen, dass es das gute Recht des Autors ist, seinen Kosmos zu bespielen. Darüber hinaus aber stellt Strigl durchaus beglückt fest, wie meisterlich Genazino über die Schwelle zwischen Komik und Tragik gleitet, wie treffend sein Blick und wie wundersam seine Wortkreationen immer sind.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.02.2018

Roman Bucheli weiß, dass nicht alle Leser gleichermaßen von Wilhelm Genazinos Figuren berührt sind: Vielen sind sie - "halb Esel, halb Philosoph" - zu wenig von allem, sie sind gleichgültig, aber nicht gelassen. Auch Genazinos neuer Roman "Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze" folgt seinem unfrohen Helden durch den erwartbar erfolglosen Kampf gegen die Gespenster des Alltags, naja vielleicht ist es auch nicht unbedingt ein Kampf, räumt Bucheli ein, sondern ein Räsonieren. Aber auch in diesem neuen Buch zeigt ihm der Autor, was ihn so besonders macht: Es ist seine Barmherzigkeit. Genazino beweist dem Rezensenten, wie all diese armen, trostlosen Gestalten zu leuchten beginnen, wenn man ihnen ein wenig "literarische Passion" zuteil werden lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.02.2018

Judith von Sternburg sieht Wilhelm Genazinos Helden in der Depression angekommen. Wie es nun noch weitergehen soll, da die Figur in diesem neuen Buch wirklich nur noch jammert und über verflossene Frauen und Chancen nachsinnt, literarisch laut Sternburg ein durchaus eleganter, langer Gedankenfluss, vermag sie sich kaum auszumalen. Zunehmend dunkel also, was sich hier abzeichnet, erklärt sie. Dass sich der Erzähler um aktuelle Debatten nicht schert, heißt aber noch lange nicht, dass all das nichts mit dem Leben zu tun hätte, findet Sternburg, im Gegenteil, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2018

Auf Wilhelm Genazino und seinen Protagonisten ist Verlass, meint Helmut Böttiger. Auch die altbekannten Motive und Themen, erklärt Böttiger, kommen im neuen Roman wieder vor, variiert, aber auch verschärft, wenn der zunehmend verwahrlosende Held über weibliche Brüste schwelgt oder zur Zerstreuung ins Kaufhaus flieht. Auch eine Handlung im herkömmlichen Sinn sucht der Rezensent wiederum vergebens. Ein Buch für Genazino-Afficionados und ein weiterer Mosaikstein in einem Gesellschaftspanorama des bundesdeutschen Alltags, meint Böttiger.
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