Zadie Smith

Zähne zeigen

Roman
Cover: Zähne zeigen
Droemer Knaur Verlag, München 2001
ISBN 9783426195468
Gebunden, 656 Seiten, 22,96 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Als Ophelia nach 30 Ehejahren die Scheidung einreicht, beschließt Archibald Jones zu sterben. Doch er hat die Rechnung ohne Mo-Hussein Ishmael gemacht, den koscheren Metzger, der mit einem Selbstmord vor seiner Ladentür absolut nicht einverstanden ist. Archie kommt mit einem blauen Auge davon, stolpert in eine "Willkommen-zum-Ende-der-Welt-Party", begegnet der zahnlosen, aber bildschönen Jamaikanerin Clara, heiratet und schwängert sie und schlägt sich bald mit allen Problemen herum, die das multikulturelle London zu bieten hat. Trost spendet ihm sein bester Freund aus Kriegstagen, der bengalische Moslem Samad Iqbad, ebenfalls mit einer sehr viel jüngeren Frau verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Als ihre Kinder beim Marihuanarauchen erwischt werden, bekommen sie "als sozial Benachteiligte" ein Förderprogramm verpasst - ausgerechnet bei einer scheinbar Gebildeten weißen Mittelschichtsfamilie, durch die sich die Probleme zwischen Archie, Samad und ihren Kindern noch verschärfen ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.05.2001

Ganz geheuer ist dem Rezensenten der preisgekrönte und teuer bezahlte Roman der jungen englischen Autorin nicht. Ja, doch, er findet ihn toll, behauptet Thomas David und verweist dann hinterhältig auf die "geglättete Widerspenstigkeit" des Romans. Zu gefällig, das sage selbst die Autorin - aber gefallen tut er doch. An Salman Rushdie reicht die Geschichte trotz einer thematischen Verwandtschaft - das mulitkulturelle London, magische Zufälle - für David nicht heran. Die Figuren sind ihm zu beladen: "krumm vor lauter Witz", aber scheinbar von einem Mutterwitz, dessen Humor auch er sich nicht entziehen kann. Ist der erzählerische Ballast der vielen Nebenfiguren erst abgeworfen, schälen sich mit den Zwillingssöhnen Magid und Millat zwei Protagonisten heraus, erzählt David, die das Thema des islamischen Fundamentalismus konträr abhandeln. Diesem so wichtigen Thema, seiner komischen Umsetzung und seiner Leselust kann sich David auf Dauer doch nicht verschließen. Das Buch hat ihm gefallen. Doch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.03.2001

Das Lob von Georg Diez für Zadie Smith` Romandebüt kennt keine Grenzen. In England steht "Zähne zeigen" seit einem Jahr in den Verkaufslisten ganz oben, informiert der Rezensent. Warum? Weil Smith zeigt, wie einfach und wie schwierig das Erzählen ist. Weil sie von großen Themen schreibt, die sie mit kleinen Menschen meisterhaft zusammenbringt. Weil sie die Balance hält zwischen Tragik, Komik und Weisheit. Und weil man über die bösen Witze der jungen Autorin herzlich lachen kann, lautet die Antwort des Rezensenten. Nur die Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann schmälert Georg Diez` Begeisterung. Die findet der Autor recht ungelenk.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.02.2001

Einfach sensationell ist dieser Roman von Zadie Smith, findet die Rezensentin Cristina Nord. Überbordend, geradezu verschwenderisch im Gebrauch von "Vergleichen, Alliterationen und Anekdoten", zudem humorvoll werden hier die "Folgen von Kolonialgeschichte" und "von Aus- und Einwanderung" für Großbritannien behandelt. Somit nach Meinung der Rezensentin nicht nur ein inhaltlicher Genuss, sondern auch ein stilistisch Literaturereignis allererster Güte. Einzig die ungeheure Anzahl an Nebenfigur trübt ganz leicht ihren Lobgesang. Bei solchem Enthusiasmus muss man wohl auch davon ausgehen, dass dieses mutmaßliche Meisterwerk der "gerade 25 Jahre" alten britischen Autorin mit jamaikanischen Vorfahren ebenso gut übersetzt wurde. Denn darüber verliert die Rezensentin bei all ihrer Begeisterung leider kein Wort. Aber, wer will ihr das bei einem solch offensichtlichen Lesevergnügen auch verdenken.
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