Magazinrundschau - Archiv

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Magazinrundschau vom 12.02.2008 - Edge.org

Kevin Kelly, einer der intelligentesten Internet-Euphoriker in den USA, gibt in Edge.org einen kleinen Ausblick auf sein kommendes Buch, das sich mit der Frage auseinandersetzt, wie die Kulturindustrien überleben sollen, da im Internet alles frei kopierbar ist: "Wenn Reproduktionen unserer besten Leistungen kostenlos sind, wie sollen wir dann weitermachen können? Einfach gefragt: Wie sollen wir mit Gratiskopien Geld verdienen? Ich habe eine Antwort. Am einfachsten kann ich sie so ausdrücken:
Wenn Kopien im Überfluss vorhanden sind, werden sie wertlos.
Wenn Kopien im Überfluss vorhanden sind, dann werden Dinge, die nicht kopiert werden können, selten und wertvoll.
Wenn Kopien gratis sind, dann musst Du Dinge verkaufen, die nicht kopiert werden können." In Kevin Kellys Blog Technium, kann man sein "Book in Progress" beobachten. Zur Zeit steht da der gleiche Auszug wie in Edge.

Magazinrundschau vom 24.07.2007 - Edge.org

Kevin Kelly, einer der Künder der "Dritten Kultur", erklärt in der neuen Nummer von edge den von ihm geprägten Begriff des "Techniums" (mehr auf Kellys Homepage). Darunter versteht er das Ensemble aller sich anbahnenden und vernetzten technologischen und wissenschaftlichen Revolutionen, besonders auch in Genetik und Biowissenschaft, die alle möglichen unheimlichen Konsequenzen haben können und beherrscht werden müssen. "Ich versuche, das Technium als ein Kind der Menschheit zu denken. Unser Job wird es sein, das Technium zu erziehen, ihm Prinzipien mitzugeben, denn ab einem gewissen Niveau und Alter wird es sehr viel selbständiger werden als es jetzt ist. Es wird uns verlassen, wie ein Teenager, der seine eigenen Wege geht: Und auch wenn es nach wie vor mit uns interagieren und ein Teil von uns sein wird, werden wir es gehen lassen müssen."

Magazinrundschau vom 24.04.2007 - Edge.org

Larry Sanger, Mitbegründer von Wikipedia, hat eine neue online-Enzyklopädie gegründet, Citizendium. Jeder darf mitmachen, genau wie bei Wikipedia, aber - und das ist der Unterschied - eine Gruppe von "Experten" wird die Einträge auf ihre Richtigkeit hin kontrollieren. Auf edge.org erklärt Sanger, warum. Um seine Glaubwürdigkeit aufzubessern, hat Wikipedia vor einiger Zeit angefangen, seinen Artikeln Quellen und Fußnoten hinzuzufügen. Das bestätigt für Sanger nur, dass Experten eine wichtige Rolle spielen, auch wenn Wikipedia das leugnet. "Wenn Wikipedianer tatsächlich glauben, die Glaubwürdigkeit der Artikel werde verbessert, indem man Zitate von Experten anführt, würde sie dann nicht noch mehr verbessert, wenn diese Experten eine bescheidene Rolle in dem Projekt spielen würden? Und auf der anderen Seite, wenn es nicht stimmt, dass die zitierten Passagen von Experten stammen, wozu sind sie dann gut? Zur Zeit haben sie einen mysteriösen, talismanartigen Wert. Es scheint, dass Fußnoten für uns alle einen Artikel glaubwürdiger machen - aber warum? Was auch immer der Grund ist, Wikipedianer würden nie zugeben, dass es daran liegt, dass die Leute, die zitiert werden, glaubwürdige Autoritäten auf ihrem Gebiet sind."
Stichwörter: Wikipedia, Edge.org

Magazinrundschau vom 02.01.2007 - Edge.org

Einen der interessantesten theoretischen Artikel über die Internetöffentlichkeit und das Web 2.0 hat im letzten Jahr Jaron Lanier in Edge geschrieben: "Digital Maoism", wo der Autor den Kult der "Schwarmintelligenz" angreift, der sich seiner Meinung nach in Phänomenen wie Wikipedia manifestiert. In einem neuen Artikel für Time, der in Edge dokumentiert ist, greift Lanier seine These noch einmal auf: "Wikipedia hat eine Menge jener Energie aufgesaugt, die vorher in individuelle, eigenständige Websites gesteckt wurde, und gießt sie in eine ein- und gleichförmige Beschreibung der Realität. Ein anderes Phänomen steckt in vielen Blogprogrammen, die die User geradezu dazu einladen, sich unter Pseudonym zu äußern. Das hat zu einer Flut anonymer Unflätigkeiten in den Kommentaren geführt."

Außerdem stellt Edge-Herausgeber John Brockman seine inzwischen berühmte Jahresumfrage. Sie lautet für 2007: Was macht Sie optimistisch? 160 Autoren haben geantwortet. Viele Berühmtheiten sind unter den Autoren, zum Beispiel Chris Anderson (hier), Kevin Kelly (hier), Jaron Lanier (hier), David Gelernter (hier) aber auch Lisa Randall (hier), Richard Dawkins (hier), Jared Diamond (hier). Und als einen der wenigen Deutschen entdecken wir Andrian Kreye (hier), den designierten Feuilletonchef der SZ: "We Will Overcome Agnotology (The Cultural Production Of Ignorance)"

Magazinrundschau vom 13.06.2006 - Edge.org

Die besten Essays über die bestürzende Medienrevolution namens Internet kommen nach wie vor aus den USA. Vor ein paar Wochen entwarf Kevin Kelly (mehr hier) im New York Times Magazine die euphorische Vision eines durch das Internet geschaffenen kollektiven und unendlichen Buchs. Fast gleichzeitig setzt Jaron Lanier (mehr hier), ohne direkt auf Kelly zu antworten, einen scharfen Gegenakzent und kritisiert einen von Projekten wie Wikipedia angefachten Kollektivgeist, der glaubt, dass sich der Weltgeist schon von alleine und ohne verantwortliche Autoren im Netz aggregiert. Lanier spricht von einem "new online Collectivism", "einer Wiederkehr der Idee von einem allwissenden Kollektiv": "Diese Idee hatte fürchterliche Konsequenzen, als sie in verschiedenen Epochen von rechts- oder linksextremen Kräften über uns gebracht wurde. Die Tatsache, dass sie nun wieder von prominenten Forschern und Futorologen aufgebracht wird - darunter Leuten, die ich kenne und mag - macht sie nicht weniger gefährlich." Lanier glaubt nicht an eine Abschaffung der Autorenschaft: "Das schöne am Netz ist, dass es Beziehungen zwischen Leuten herstellt. Der Wert liegt in diesen anderen Leuten. Wenn wir glauben, dass das Internet selbst als Ganzes etwas zu sagen hat, dann entwerten wir diese Leute und machen uns zu Idioten."

Über Laniers Essay werden auf edge.org intensive Debatten geführt. Es antwortet unter anderem Kevin Kelly.