Magazinrundschau - Archiv

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12 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 2

Magazinrundschau vom 30.06.2009 - Frontline

Was 1986 als eine Initiative gegen die unwürdige Praxis begann, die indischen Dalit Toiletten per Hand entleeren zu lassen, hat sich zur gesamtindischen Bewegung der Safai Karamchari Andolan (SKA) entwickelt, berichtet Ajoy Ashirwad Mahaprashasta. Im Mai dieses Jahres errang SKA ein wegweisendes Gerichtsurteil, als der Oberste Gerichtshof entschied, die Bundesbehörden für das - inzwischen offiziell verbotene (mehr hier) - manuelle Toilettenleeren haftbar zu machen. "Mangels einer starken Arbeiterbewegung im Land, erweist sich die SKA als großer Motor für die Dalits, sich zusammenzuschließen und ihre Stimme zu erheben gegen die Unterdrückung, die ihnen mit ihren Jobs zuteil wurden, die die Gesellschaft als Arbeit bezeichnet. Bezwada Wilson, eine Vertreterin der SKA sagt: 'Wir halten die manuelle Entsorgung von Exkrementen nicht für eine Arbeit. Es ist eine Frage der Würde. Keine mir bekannte Zivilisation hat eine solche Aufgabe einer bestimmten Gemeinschaft zugewiesen, wie dies in Indien der Fall ist. Wir wollen nicht nur diese Praxis bekämpfen, sondern auch das Kastendenken in der indischen Gesellschaft.'"

Magazinrundschau vom 17.03.2009 - Frontline

In einem bitteren, sehr klaren Text beschreibt Pervez Amirali Hoodbhoy, Physikprofessor an der Quaid-e-Azam University in Islamabad, die zerstörerische Saudisierung der pakistanischen Kultur und des pakistanischen Lebens in den letzten Jahrzehnten. "In der unteren und mittleren Mittelklasse Pakistans lauert eine grimmige und humorlose Saudi-inspirierte Erweckungsbewegung, die bei jedem Ausdruck der Freude und fröhlichem Zeitvertreib die Stirn runzelt. Da ihr jede positive Beziehung zu Geschichte, Kultur und Wissen fehlt, versucht sie 'Korruption' auszumerzen, indem sie das kulturelle Leben reguliert und Kontrolle über das Erziehungswesen sucht. 'Klassische Musik pfeift in Pakistan auf dem letzten Loch; die Sarangi und Vichtarveena sind tot', klagt Mohammad Shehzad, ein Musikkenner. Tatsächlich wird Musikunterricht an öffentlichen Universitäten gewaltsam abgelehnt von den Studenten der [islamischen Studentenorganisation] Islami Jamaat-e-Talaba. Religiöse Fundamentalisten halten Musik für haram. Für Kathaktänze, einst populär bei der muslimischen Elite Indiens, gibt es keine Lehrer mehr. Pakistan produziert keine Spielfilme von Bedeutung. Als Teil der Kulturoffensive von General Zia ul-Haq wurden Hindi-Wörter aus dem täglichen Sprachgebrauch verbannt und durch schwerfällig klingende arabische ersetzt. Persisch, die Sprache des Mughalreichs in Indien wurde einst als zweite oder dritte Sprache an vielen pakistanischen Schulen gelehrt. Aber wegen seiner Assoziation mit dem schiitischen Iran wurde es fallengelassen und durch das Arabische ersetzt. Die Verwandlung des traditionellen 'khuda hafiz' (persisch für 'Gott sei mit dir') in 'allah hafiz' (arabisch für 'Gott sei mit dir') war in zwanzig Jahren vollendet. Der arabische Import klingt merkwürdig und gekünstelt, aber schließlich hat der arabische Gott gewonnen und der persische Gott verloren."