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Michael Ondaatje

Die Kunst des Filmschnitts

Gespräche mit Walter Murch
Cover: Die Kunst des Filmschnitts
Carl Hanser Verlag, München 2005
ISBN 9783446205888
Kartoniert, 332 Seiten, 27,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Gerhard Midding. Michael Ondaatje, Autor des "Englischen Patienten", und Walter Murch, Cutter und Tonmann, unterhalten sich in diesem Buch über Literatur und Film und alles, was damit zu tun hat: über den Einfluss anderer Künstler auf den zeitgenössischen Film, über ihre Erfahrungen beim Machen und Betrachten von Filmen, über die Bedeutung des Begriffs Realismus im Film wie im Roman und über zahlreiche Autoren und Regisseure. Eine Fundgrube für alle Freunde der Literatur und des Kinos.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.07.2005

Michael Ondaatje habe seinem Gesprächspartner Walter Murch beim Schnitt von "Der englische Patient" über die Schulter geschaut und begriffen, dass hier nicht nur der Filmschnitt, sondern der eigentliche Film entsteht, erläutert der Rezensent das 'Making Of' des Buches. Der Schriftsteller und der Cutter würden der Frage nachgehen, wann "das eigentliche Erzählen einer Geschichte" passiere. Rezensent Bernhard Sinkel gibt sich selbst als Filmemacher zu erkennen und liefert einen Miniessay über die vermeintlich unsichtbare Bedeutung des Filmschnitts, an dessen Ende Michael Ondaatjes Buch als neue "Pflichtlektüre für alle Kinogeher" gepriesen wird. Sinkel vergleicht es mit Truffauts legendärem Hitchcock-Interview aus den sechziger Jahren und klärt darüber auf, welch herausragende Stellung Walter Murch im amerikanischen Film einnehme. Dieser habe seine Ästhetik als junger Musikstudent an den Kompositionen von John Cage geschult und sei ein Fan der "Nouvelle Vague" gewesen. Aus dem Zusammentreffen von Schriftsteller und "Filmeditor" sei ein Buch entstanden "voller Esprit und Witz, Anekdoten und intellektuellem Boulevard".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2005

Der Filmcutter als Philosoph: Als solcher ist Walter Murch dem Rezensenten Thomas David im vorliegenden Interviewband begegnet. Murch sei ein "Renaissancemensch", meint auch Michael Ondaatje, der die Gespräche geführt hat. Einer, der Verbindungen "zwischen der Struktur altchinesischer I-Ging-Hexagramme und der Inszenierung von Filmszenen" zieht. Und so kommen, schwärmt David, alle auf ihre Kosten: die Cineasten erhalten Futter für ihre Technikbegeisterung und "Einsicht in das geheime Wissen Hollywoods" - Murch war nicht umsonst Coppolas Cutter - und erfahren beispielsweise, was es mit der "Spaghettisaucen-Methode" des Filmschnitts auf sich hat, während die "Romanleser" neuen Stoff zum Nachdenken über die Beziehung von Film und Literatur erhalten. Gut gefällt ihm die hervorragende - "ungewöhnliche" - Besetzung, zwei Kreative, zwei Neugierige. Das Ergebnis: ein "wohltemperiertes Künstlerbuch".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2005

Ein Buch über Filmschnitt. Das ist doch wohl nur was für Spezialisten? Nicht dieses, versichert Michael Althen in einer mitreißenden Besprechung. Der Cutter Walter Murch, drei Mal für seine Arbeit mit dem Oscar ausgezeichnet, erkläre im Gespräch mit dem Regisseur Michael Ondaatje die Kunst des Filmschnitts immer anhand konkreter Beispiele und verliere sich nie in Fachsimpeleien. Beim Schnitt ist alles möglich, Ondaatje erinnere im Buch an die Szenenfolge des Films "Der Englische Patient", wie sie ursprünglich im Drehbuch numeriert war: "1, 42, 2 98..." Für Murch sind "51 Prozent des Schnitts eine Sache des Gefühls", erklärt der Rezensent. Dennoch suche er auch nach "allgemeingültigen Regeln der Montage". Althen jedenfalls, der auf eine lange Karriere als Filmkritiker zurückblicken kann, haben Murchs "anschauliche" Erklärungen "die Augen geöffnet".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.05.2005

Obwohl Michael Ondaatjes Name groß auf dem Cover der "Kunst des Filmschnitts" prangt, macht die Rezensentin deutlich, dass dieses Buch alles, was an ihm toll ist, erst dem im Untertitel auftauchenden Walter Murch verdankt. Murch, "einer der besten Cutter der Welt", verbreite sich hier in "ungemein bescheidener" Manier über die Geheimnisse des Filmschnitts, freut sich Katja Nicodemus. Hingerissen ist sie von Murchs kenntnisreichen Ausflügen in die klassische Musik, die Literatur, Physik, Philosophie und andere für seinen Beruf scheinbar marginale Wissensgebiete - diese würden dem Werk einen ganz besonderen Glanz verleihen. So hat Nicodemus dem Buch beispielsweise entnommen, dass "Beethovens orchestrale Struktur und rhythmische Dynamik die Grammatik des Films - Überblendungen, Totalen, Großaufnahmen - vorwegnahmen". Aber im Zentrum stehe natürlich die Arbeit am Schneidetisch, die Murch immer wieder auf eine "große Tüftelei" herunterbreche, so der Eindruck der Rezensentin. Dem Schriftsteller Michael Ondaatje, der sich von ihr den Vorwurf gefallen lassen muss, manchmal etwas "selbstgefällig" zu sein, ist sie letzten Endes dafür dankbar, dass er Murch "aus der Deckung" zu locken vermocht hat.

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