Can Xue

Liebe im neuen Jahrtausend

Roman
Cover: Liebe im neuen Jahrtausend
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783751800310
Gebunden, 398 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Karin Betz. Wei Bo irrlichtert durch eine Welt ständiger erotischer Verfügbarkeit, in der er zum Spielball in einer geheimnisvoll matriarchal kontrollierten Gesellschaft wird. Vier Frauen dominieren seine Welt, in der sich alle in permanenter Überwachung befinden, in der Informanten in Blumenbeeten lauern und es vor falschen Berichten wimmelt. Verschwörungen wuchern an allen Ecken und Enden dieser Gesellschaft, die Paranoia und Misstrauen schürt. Manche versuchen zu fliehen - sei es in ein mysteriöses Wellnesshotel oder in die Häuser der Ahnen, die nur unterirdisch durch schlammige Höhlen, Abwasserkanäle und Tunnel erreicht werden können. Andere suchen die Zuflucht in einer Stadt namens Chao, wo traditionelle chinesische Heilpflanzen es ermöglichen, zu einem neuen Selbst zu finden, und versprechen, die Welt etwas glücklicher werden zu lassen. Jedes Leben wird hier von tief vergrabenen Geheimnissen und surrealen Trugbildern heimgesucht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.12.2021

Dieser Roman "bringt einem das Lesen neu bei", jubelt Rezensentin Lea Schneider und rät dringend dazu, sich auf Can Xues "metaphysisches Lockermachen" einzulassen. Hymnisch fährt die Kritikerin fort: Dostojewski, aber auch die "ecriture automatique" kommen ihr während der Lektüre in den Sinn, denn Xue verzichtet auf Plot und Hauptfiguren, pfeift auf Zusammenhänge und sämtliche Erzählgesetze, bietet dem Leser dafür aber anhand von Wiederholungen und Variationen eine Art Orientierung. Und so taucht die Kritikerin ein in den Figurenreigen, in den Mix aus Mythen, Märchen, Geistergeschichten oder "absurden" Dialogen und macht sich frei von allen Erwartungen. Ihr begegnet etwa die Figur des Wei Bo, der in einem Gefängnis an die Zeit der Kulturrevolution erinnernde Umerziehungssitzungen über sich ergehen lassen muss, aber auch zahlreiche Frauen, für Schneider die eigentlichen Heldinnen des Romans. Karin Betz' Übersetzung von Xues wunderbar eigenartigem Roman findet die Kritikerin meisterhaft, wenngleich sie sich ein paar Erläuterungen zu Wortspielen oder Topoi der chinesischen Literaturgeschichte gewünscht hätte. In jedem Fall fühlt sich Schneider nach der Lektüre dieses so poetischen wie politischen, humorvollen Buches ein Stück weit "erleuchtet".
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