Maxim Znak

Zekamerone

Geschichten aus dem Gefängnis
Cover: Zekamerone
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518128046
Kartoniert, 242 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Henriette Reisner und Volker Weichsel. Mit einem Nachwort von Valzhyna Mort. In einer auf Zellengröße geschrumpften Welt gewinnt jedes Detail an Bedeutung: die Kakerlake, die ihren Job macht, die Mausefalle, mit der sich die Zeit totschlagen lässt, die seltsamen Rhythmen des kollektiven Schnarchens, wie sie der Schlaflose wahrnimmt. Maxim Znak, Jurist und prominentes Mitglied der belarussischen Oppositionsbewegung, wurde im Herbst 2020 verhaftet und im September 2021 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. In seinem "Zekamerone" (von "zek", dem russischen Akronym für Häftling), das er im ersten Jahr seiner Haft schrieb, erzählt er in einhundert "mini stories" von seinem neuen Alltag. Seine Geschichten legen Zeugnis ab von Widerstand und Selbstbehauptung, vom leisen und lauten Verrücktwerden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.02.2023

Rezensent Karl-Markus Gauss findet stark, wie der Jurist und Aktivist Maxim Znak über seine eigene Haft im belarussischen Witebsk schreibt, wie er den zermürbenden Gefängnisalltag schildert und in seinen Gefängnisgeschichten immer wieder erschütternde Einzelheiten mit "souveräner Ironie" zu vermischen versteht. Ob Znak über begabte Schnarcher unter den Haftgenossen schreibt, über die Gefängnisverwaltung, das Ungeziefer oder die höllische Enge der Zellen, diese Prosa ist ein Triumph des freien Willens und des Widerstands, findet Gauss.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.02.2023

Alle sollen dieses Buch lesen, wünscht sich Rezensent Volker Weidermann: Maxim Znaks "Zekamerone", dessen Titel sowohl auf Boccacios "Decamerone" anspielt als auch auf das russische Wort für Häftling, versammelt hundert Geschichten, die der Oppositionsanwalt im belarussischen Gefängnis erlebt hat. Wie die Geschichten aus dem Gefängnis überhaupt nach draußen gekommen sind, erfahren weder der Rezensent noch das Publikum, aber er ist dankbar, dass er durch Znak von der Isolation der Haft, von der Kraft, die ein Hungerstreik kostet, und dem Wunsch nach Freiheit erfährt. Weidermann ist sichtlich hingerissen, nicht nur vom reinen Inhalt, sondern auch von der Kraft, die dieses an der Zensur vorbeigeschmuggelte Buch ausstrahlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.01.2023

Für Rezensentin Cornelia Geißler ist Maxim Znaks "Zekamerone", das mit seinem Titel gleichzeitig auf Boccaccios "Decamerone" und das russische Wort "Zek" für Häftling anspielt, ein echtes Wunder: Niemand weiß, wie der in Weißrussland zu zehn Jahren Straflager verurteilte Oppositionsanwalt es geschafft hat, die hundert Geschichten seines Bandes aus den Gefängnismauern hinauszuschmuggeln, darf er doch nur mit wenigen Familienmitgliedern stark überwachten Briefkontakt halten, wie Geißler schildert. Noch viel wundersamer ist für sie aber die Fähigkeit des Autors, aus Unterdrückung, Schmerz und Schimmelwänden, beeindruckende, schwarzhumorige Literatur zu schaffen. Einen richtigen Kosmos erfindet er in seiner Gefängniszelle. "Freiheit im Kopf" attestiert die Kritikerin dem Inhaftierten sichtlich bewegt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.01.2023

Dem Rezensenten Jens Uthoff vermitteln die Gefängnisaufzeichnungen des belarussischen Anwalts Maxim Znak vor allem Mut, Humor und Esprit. Znaks herausgeschmuggelte Miniaturen über das Leben in einem Gefängnis bei Wizebsk, über Gerüche, Hungerstreik und die Kommunikation sind für Uthoff kleine literarische Kabinettstücke, lakonisch kafkaesk, voller Absurditäten und immer wieder auch kleiner Hoffnungsschimmer, so wenn der Autor es aus dem Frauentrakt singen hört: "Mama, ich bin verliebt! In ein Arschloch!!!".