Peter Buwalda

Bonita Avenue

Roman
Cover: Bonita Avenue
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498006723
Gebunden, 640 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens. Was, wenn die eigenen Kinder sich gegen einen wenden? Joni Sigerius, Stieftochter eines angesehenen Mathematikers und Rektors einer holländischen Universität, hat zusammen mit ihrem Freund Aaron ein Unternehmen aufgezogen, das sie vor anderen lieber geheim halten will. Als es auffliegt, fliegt in der Stadt Enschede, in der die Familie lebt, auch eine Feuerwerksfabrik in die Luft. Für Siem Sigerius, den Stiefvater, schlägt das plötzliche Wissen ein wie eine Bombe, erschüttert den Boden, auf dem er vermeintlich mit beiden Beinen steht. Da im Sommer desselben Jahres auch noch sein Sohn aus der Haft entlassen wird, bleibt in der Familie kein Stein mehr auf dem anderen, denn: Ist Nähe ein Garant dafür, dass man einander auch vertraut?
Ein Roman über das Auseinanderbrechen einer Patchwork-Familie, über einen Vater, dessen Kinder die Erwartungen, die er an sie stellt, durchkreuzen, über Familiengeheimnisse, Wahrheit und Lüge, Schein und Sein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.04.2013

Absicht oder nicht? Das ist die Frage, die sich Christoph Bartmann stellt, wenn er dem Autor dabei zusieht, wie er den Familienroman demontiert, doch nicht, ohne zuerst dessen Pathologie vor uns auszubreiten. War Peter Buwalda das Genre einfach zu dröge? Musste er deshalb aus der Geschichte der Familie Sigerius zwischen Enschede und Kalifornien einen Splatterfilm machen? Bartmann jedenfalls sieht die realistischen Optionen des Erzählens in diesem Buch eine nach der anderen hoppsgehen. So sehr ihn das mitunter zu faszinieren scheint, so schade findet er das auch. Als Gesellschaftsroman, meint er, taugt so ein Buch nicht mehr. Dafür ist es viel zu extrem und singulär.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2013

Nach der Lektüre von Peter Buwaldas hoch gelobtem Debütroman "Bonita Avenue" kann sich Rezensentin Katharina Teutsch nicht zu einem eindeutigen Urteil durchringen. Im Grunde genommen erscheint ihr das als psychologisch komplexer Familienroman geplante Buch wie ein knapp siebenhundert Seiten langer Porno, in dem die dürftige Handlung wohl vor allem aus Philip Roths "Amerikanischem Idyll" übernommen wurde. Dennoch kann die Kritikerin den Roman gar nicht mehr aus den Händen legen, was ihrer Meinung nach vor allem an Buwaldas packender, "gieriger" und "körperlich intensiver" Sprache liegt. Und so liest sie gebannt die Geschichte um einen berühmten Hochschulrektor, der mit seiner dicken, phlegmatischen, später aber noch eine Leiche zersägenden Ehefrau und den Adoptivtöchtern Joni und Janis in einer niederländischen Kleinstadt lebt, die bald von einer explodierenden Fabrik in Aufruhr versetzt wird. Aber auch innerhalb der Familie kommt es zu explosiven Verwicklungen, berichtet die Rezensentin: Joni beginnt zunächst mit ihrem Vater ein inzestuöses Verhältnis, bevor sie als Pornoproduzentin nach Kalifornien entschwindet. Zwischendurch werden immer wieder "anfallartige Ejakulationen" beschrieben, die den Leser definitiv stimulieren werden, versichert die nach der Lektüre äußerst verunsicherte Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2013

Sehr ausführlich schildert Rezensentin Katharina Borchardt die Verästelungen dieser Geschichte einer Familie, deren "emotionales Zerbersten" (wie Borchardt anerkennend mitteilt) Autor Peter Buwalda mit der Feuerwerkskatastrophe in Enschede im Jahr 2000 verquickt. Als Leitthema hat die Rezensentin dabei die Verlogenheit dieser Familie identifiziert. Gut gefällt ihr, wie der dafür in den Niederlanden ausgezeichnete Buwalda sein Handwerkszeug beherrscht: Trotz einem Umfang von über 600 Seiten bleibt der Roman spannend, in seinen Beobachtungen exakt, sprachlich souverän und in seiner Erzählkonstruktion überzeugend, lobt die Rezensentin. Lediglich den Hang zu Skandalthemen wie Pornografie und Selbstmord findet sie zuweilen etwas nervig.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2013

Peter Henning ist begeistert von der "sprachlichen Wucht und Freiheit" des Debütromans von Peter Buwalda. Unverblümt, zornig, erzähle es vom Aufstieg und Untergang von Siem Sigerius, der als beruflicher Überflieger in die familiären Abgründe stürzt. Hennings nennt es einen Familienroman von Weltklasse, der allerdings in seiner Blutrünstigkeit alles Dagewesene dieses Genres zu überbieten schafft. Pornografie, Totschlag, vor nichts schreckt es zurück. Aber gerade wegen der rauschhaften Übertreibung dringe der Roman in tiefere Ebenen vor, die züchtiger Sprache verwehrt blieben, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.02.2013

Ist Peter Buwalda die niederländische Antwort auf Jonathan Franzen? Nix da, bescheidet Rezensentin Ursula März dem NRC Handelsblad, das solches behauptet hatte. Dieser Autor hat mit seinem Debütroman europäische Literatur von Rang geschrieben. Eine komplizierte Familiengeschichte so erzählt, dass der Leser den Überblick behält - und dann die Metaphern! Die Rezensentin staunt. Es geht um eine Patchworkfamilie, in die mit einem zum Mörder gewordenen verleugneten Sohn das Grauen einbricht. Alles fliegt auseinander, so März, und landet zum Teil im Trash, zum Teil bei Thomas Pynchon. Aber das ist schon in Ordnung, versichert die hingerissene Rezensentin: Den Peter Buwalda ist zwar exzentrisch, aber er blödelt nicht.
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