Sarah Bakewell

Wie man Mensch wird

Auf den Spuren der Humanisten. Freies Denken, Neugierde und Glück
Cover: Wie man Mensch wird
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406805509
Gebunden, 496 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Rita Seuß. Wer Entscheidungen lieber aus Verantwortung und Mitgefühl als nach Gesetzen und Geboten trifft, wer das Leben einzelner Menschen interessanter findet als kollektive Visionen, und wer davon träumt, unbekannte Welten zu entdecken, der steht, ob er will oder nicht, in der Tradition des Humanismus. Sarah Bakewell macht mit den wichtigsten Humanisten bekannt, die uns bis heute etwas zu sagen haben - von den Literaten und Künstlern der Renaissance bis zu engagierten Denkerinnen und Denkern des 20. Jahrhunderts. Ihr Buch ist eine Einladung zu einem menschlichen - glücklichen, freien, neugierigen - Leben und Denken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2023

Rezensentin Marianna Lieder steigt begeistert ein in Sarah Bakewells Humanismus-Wimmelbuch. Sie folgt dem süffigen "Middlebrow-Ton" der Autorin, den bunt nach Gusto zusammengewürfelten biografischen Skizzen zu Petrarca und Boccaccio, Bentham, Montaigne und sogar der ein oder anderen Frau (Harriet Taylor Mill) sowie allerhand Anmerkungen zur Ideengeschichte. Leider fällt ihr bald auf, dass alte Bekannte wie Thomas Morus eher stiefmütterlich behandelt werden und das Humanismus-Konzept im Buch nicht wirklich fassbar wird. Am Ende wird Bakewell sogar richtig lustlos und handelt den Posthumanismus mit Stichpunkten ab, kritisiert die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.10.2023

In großer Ausführlichkeit und mit großer Sympathie bespricht Katharina Teutsch diese große tour d'horizon durch die Geschichte humanistischen Denkens. Bakewell, schreibt sie, ist eine brillante Porträtkünstlerin, und so kann auch Teutsch den Band von Boccaccio bis Bertrand Russell und bis zu denen, die sich heute Humanisten nennen, wie in einem Bilderbogen vor dem Leser auffalten. Humanismus ist keine Schule, die sich auf ein paar Lehrsätze reduzieren lässt. Eher beschreibt Teutsch ihn mit Bakewell als das Bestreben kluger Köpfe, ohne Gehhilfen wie Religion Autonomie und im übrigen auch ein gutes Leben zu erreichen. Über die Rolle von Religion spricht Teutsch so gut wie gar nicht - also auch nicht darüber, ob Bakewell ihr Raum widmet. Eher scheint es der Buch-Autorin tatsächlich darum zu gehen, auch die Lebenswelten berühmter Humanisten wieder erstehen zu lassen. Castiglione ist etwa ein Beispiel, Autor des "Cortegiano" und Erfinder der "Sprezzatura", also einer Eleganz, die sowohl geistig, als auch gesellschaftlich und körperlich sein soll. Auch wichtige Frauenporträts gibt es in dem Band, verspricht Teutsch, etwa über Olympe de Gouges oder Mary Wollstonecraft und Emilie du Châtelet. Begeistert geht Teutsch mit Bakewell mit, auch wenn sie sie mit  ihrem "manchmal überfordernden Sauseschritt" manchmal außer Atem bringt. Ein Schmöker, der bildet!

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 31.08.2023

Grundsätzlich wichtig findet Rezensent Thomas Groß Sarah Bakewells Versuch, mithilfe einer Reihe biografischer Skizzen den Humanismus zu verteidigen. Schließlich habe der es gerade schwer, angesichts einer problembehafteten Gegenwart einerseits und einer den Humanismus mit Vorliebe als ein maskulines und eurozentrisches Hegemonialprojekt beschreibenden Geisteswissenschaft. Von der Antike bis in die Gegenwart spannt sich Bakewells Bogen, lernen wir, es geht unter anderem um Epikurs Philosophie, Boccaccios Instrumentalisierung der Literatur gegen die Pest und um politisch engagierte Intellektuelle des 20. Jahrhunderts. Viele schöne Details findet Groß in diesen Miniaturen - aber, moniert er, es bleibt eben bei meist unverbundenen Details, allzu tief steigt das Buch nicht in die Materie ein. Der Humanismus wird auf eine Handvoll Allgemeinplätze verkürzt, kritisiert der Rezensent, der nicht der Meinung ist, dass das Buch seinem Thema vollauf gerecht wird.