Alice Munro

Tanz der seligen Geister

Erzählungen
Cover: Tanz der seligen Geister
Dörlemann Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783908777557
Gebunden, 384 Seiten, 23,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Heidi Zerning. "Tanz der seligen Geister" war das Debüt der großen Meisterin der kleinen Form. Die Sammlung erschien im Original 1968 und wird nun erstmals auf deutsch herausgegeben. Bereits hier zeigt sich Alice Munro als präzise, unsentimentale und abgründige Chronistin zeitgenössischen Alltagslebens. Stehen in ihren späteren Büchern jedoch Frauen mittleren Alters im Vordergrund, so finden sich in "Tanz der seligen Geister" vor allem Erzählungen vom Erwachsenwerden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.07.2010

Tobias Döring freut sich, dass Alice Munros Debütband mit Erzählungen nun endlich auch auf Deutsch vorliegt, zumal er die Übersetzerin Heidi Zerning nachdrücklich für die Feinfühligkeit ihrer Übertragung lobt. Als erfreuliche Überraschung dieser Kurzgeschichten macht der Rezensent aus, dass die 1968 erstmals in Toronto veröffentlichen Texte immer noch zu berühren und erstaunen vermögen, auch wenn er einräumt, dass einige der Geschichten vielleicht allzu gradlinig auf ihre Pointe zielen. Alles in allem aber zeige sich schon hier die "Meisterschaft" der kanadischen Autorin, in ihren in der abgeschiedenen Provinz angesiedelten Geschichten die Unsicherheit der Existenz und die Brüche, aus denen sich manchmal neue Freiräume entwickeln, wirkungsvoll zu evozieren, so Döring fasziniert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.06.2010

Als Bernsteine, in die das Leben eingeschlossen ist, bezeichnet Rezensentin Sylvia Staude diese frühen, erst jetzt auf Deutsch erscheinenden Kurzgeschichten von Alice Munro. Es ist das Leben der Eltern- und Großelterngeneration, das die Erzählerin vor Staudes Augen entfaltet. Die Unerbittlichkeit, mit der Munro dabei zu Werke geht, steht laut Staude im Dienst der Präzision und der Präparation sozialer Prägungen, Seelenzustände und Gewissensmanöver. Dass die Autorin ihre Geschöpfe - allesamt sehr junge Frauen, Dienstbotinnen, Verkäuferinnen - respektiert, steht für sie außer Frage. Als Beleg führt Staude ihren Realitätssinn an, denn Empfindlichkeiten können sie sich nicht leisten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.06.2010

Nichts weniger als ein "Wunder" meint Angelika Schader mit den erst jetzt auf Deutsch erscheinenden Debüterzählungen der kanadischen Autorin Alice Munro in den Händen zu halten. Schon hier zeige sich die ganze "Meisterschaft" Munros, jubelt die Rezensentin, die die "Enge" in der Provinz als eines der Hauptthemen der Autorin nicht nur in diesem Band ausmacht. Die Rezensentin lässt sich mal vom eiskalten, mal vom "herzzerreißend" ehrlichen Ton dieser Erzählungen faszinieren. Dabei tun sich nicht nur interessante "Kontinuitäten" in Personal und Motiven auf, man kann hier bereits Munros Technik der vielfachen thematischen Bezüge innerhalb der einzelnen Erzählungen erkennen, wie Schader fasziniert bemerkt. Im Spiegel ihres autobiografisch geprägten Bandes "Wozu wollen Sie das wissen?" von 2006 erkennt der Leser auch die autobiografischen Spuren in den vorliegenden Erzählungen, so die Rezensentin weiter, in der die Geschichten, wie sie schreibt, lange nachhallen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.04.2010

Wie eine "Flaschenpost" aus der Vergangenheit und zugleich als Beleg für die "Kontinuitäten" im literarischen Schaffen der kanadischen Autorin Alice Munro hat Ulrich Baron die Debüterzählungen "Tanz der seligen Geister" gelesen, die nun, nach über 40 Jahren auch auf Deutsch erschienen sind. Erfahrungen der Verarmung und des sozialen Abstiegs bilden die autobiografische Folie der Erzählungen, wie die Texte auch Zeugnisse des "Aufbegehrens" gegen die Zurichtung auf ein männlich dominiertes weibliches Schicksal ist, stellt der Rezensent fest. Dennoch möchte Baron Munros Prosa auf keinen Fall auf die Darstellung von Frauenschicksalen reduziert sehen, weshalb er die Erzählung "Der Walker Brother Cowboy" hervorhebt, in dem ein Vater, der einem jämmerlichen Hausiererjob nachgeht, ein Stück seiner den eigenen Kindern bis dahin verborgenen Vergangenheit sehen lässt. Die "Redundanzen" in Motiven und Themen von Munros Texten ist für den faszinierten Baron dann auch der stets aufs Neue unternommene Versuch, hinter dem Altvertrauten das Unbekannte aufzuspüren.
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