Angela Rohr

Lager

Roman
Cover: Lager
Aufbau Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783351036027
Gebunden, 445 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Als die namenlose deutsche Ich-Erzählerin 1942 in ein Lager des Gulag gebracht wird, gerät sie in eine Welt jenseits aller Normalität. Von nun an ist Rechtlosigkeit das einzige Gesetz. Sie wird als Ärztin in Lazaretten arbeiten, fast ohne Medikamente, ohne brauchbare Instrumente. Hunger und Kälte ist sie ebenso ausgeliefert wie der erbarmungslosen Lagerhierarchie. Als ihre völlig ungerechtfertigte Strafe abgebüßt ist, erwartet sie die "ewige Verbannung" - eine andere Art von Unfreiheit, nicht weniger demütigend und gefahrvoll. Eine Drachenhaut aus Gefühlskälte soll sie schützen, doch die bekommt Risse, wenn unter dem Hass und der Niedertracht ringsum manchmal Reste von Zuneigung und Hilfsbereitschaft aufleuchten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.05.2016

Durch ihren bewegenden autobiografischen Roman "Lager" lernt Judith Leister die schillernde Ärztin, Schriftstellerin, Bohemienne, Psychoanalytikerin und Journalistin Angela Rohr von einer ganz anderen Seite kennen. Mit erstaunlicher Nüchternheit notiere Rohr hier ihre Erfahrungen aus sechzehn Jahren Lagerhaft im Gulag, informiert die Kritikerin, die kaum etwas über Rohrs eigene Verzweiflung, dafür umso mehr von den Schicksalen der ebenfalls inhaftierten Russen, Deutschen, Koreaner, Perser, Kalmücken, Armenier, Letten, Mandschuren und Juden erfährt. Leister liest, wie die Autorin Kloaken putzt und sich vornehmlich psychologisch um die Mitinhaftierten kümmert und bewundert nicht zuletzt die Willenskraft und Stärke, mit der Rohr Hunger, Kälte und Arbeit übersteht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2016

Es ist nie zu spät, Angela Rohr zu entdecken, versichert Rezensentin Judith von Sternburg, die den Roman "Lager" mit angehaltenem Atem gelesen hat. Wobei Roman nicht ganz treffend ist, wie Sternburg bemerkt, denn eigentlich sei das Buch ein Bericht aus dem Gulag, Erzählerin und Autorin nicht voneinander zu trennen. Die Ärztin aus Mähren war 1925 mit ihrem Mann nach Moskau gegangen, 1941 als deutsche Spionin verhaftet und für elf Jahre nach Sibirien deportiert worden. Was Sternburg an Rohr besonders imponiert, sind die präzise Beobachtung, der konzentrierte Ton und die unbestechliche Urteilskraft. Immer ruhig schreibe sie, lakonisch, auch selbstironisch, aber "ohne übermäßige Bitterkeit", betont die Rezensentin, selbst wenn sich in den Baracken und Krankenlagern die Toten stapeln: In diesem Text werde das Sterben alltäglich, aber nie unbedeutend.