Anne Berest

Die Postkarte

Roman
Cover: Die Postkarte
Berlin Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783827014641
Gebunden, 544 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Amelie Thoma und Michaela Meßner. Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter unter den Neujahrswünschen eine verstörende Postkarte mit nichts als den Namen ihrer vier Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender, ohne Unterschrift. Anne fragt nach und die Mutter erzählt ihr die tragische Geschichte der Familie Rabinowicz. Aber erst als ihre  kleine Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, beschließt Anne, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines Privatdetektivs und eines Kriminologen recherchiert sie in alle erdenklichen Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Roman. Er zeichnet nicht nur den ungewöhnlichen Weg der Familie nach, sondern fragt auch, ob es gelingen kann, in unserer Zeit als Jüdin ein "ganz normales" Leben zu führen. Der Roman steht seinem Erscheinen 2021 auf der französischen Bestellerliste.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.06.2023

Rezensent Dirk Fuhrig benennt die durchaus oberflächlich wirkende Eingängigkeit des Buches von Anne Berest, aber auch den Aha-Effekt, den die Mischung aus Familienbiografie und Geschichtswerk bewirkt. Als Aufarbeitung der Kollaboration in Frankreich wartet Berest mit erschütternden, noch unbekannten Details auf, wenn sie zwei Frauen die Denunziation und Deportation ihrer Vorfahren untersuchen lässt, erklärt Fuhrig. Eine mitreißende Spurensuche, findet er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.06.2023

Erschüttert ist Rezensent Stefan Michalzik von dieser Familienbiografie der französischen Autorin Anne Berest. In akribischem Detail rollt Berest als "Kind von Überlebenden" die Geschichte ihrer in Auschwitz ermordeten Vorfahren auf, lesen wir. Eine Stärke des Buches macht Michalzik darin aus, dass die Romanhandlung nicht unter den zahlreichen historischen Fakten leidet, die Berest anführt, wenn sie die Schicksale und Diskriminierungserfahrungen der in Europa zerstreuten Familie seit den 1920er Jahren schildert. Der Kritiker schätzt die Klarheit des "fast schon reportagehaften Stils", der auch ohne jedes Pathos die erlebten Schrecken der Deportation vor Augen führt. Ausgezeichnet findet Michalzik auch die Übersetzung von Michaela Meßner und Amelie Thoma.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.06.2023

Beeindruckt ist Rezensentin Susan Vahabzadeh vom Roman der französischen Schrifstellerin Anne Berest, in dem diese ihre jüdische Familiengeschichte aufarbeitet und dabei auch eine Verbindung zum heutigen Antisemitismus in Frankreich schafft. Eine alte Postkarte lässt der Erzählerin Anne keine Ruhe, lesen wir, sie trägt die Namen ihrer Urgroßeltern und der Geschwister ihrer Großmutter, die allesamt 1942 in Auschwitz ermordet wurden. Nachdem sie das beharrliche Schweigen der Familie über die Vergangenheit doch durchbrechen kann, rekonstruiert sie in Gesprächen mit der Mutter und anhand historischer Quellen, detailliert das Leben ihrer Vorfahren, lesen wir. Die Autorin vermag es, diese Geschichte so lebendig zu erzählen, dass die Rezensentin das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein, und betreibt dabei ein komplexes Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen. Dabei werden die Leser nicht geschont: die Autorin schildert Schreckliches. Um so interessanter findet es die Kritikerin, dass der Autorin gerade diese Passagen den Vorwurf einbrachten, sie wären erfunden.
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