August Lafontaine

Quinctius Heymeran von Flaming

Roman in vier Theilen. Zwei Bände
Cover: Quinctius Heymeran von Flaming
Zweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783861508779
Gebunden, 1452 Seiten, 59,90 EUR

Klappentext

Wer war der bekannteste, beliebteste und meistgelesene Erzähler der Goethezeit? Goethe selbst? Wieland? Jean Paul? Es war August Lafontaine. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine Romane von Königen und Kammerzofen gleichermaßen geliebt und in den Leihbüchereien regelrecht zerlesen. Nach den ersten Bestsellererfolgen war der abgebrochene Student, Hauslehrer und Feldprediger der erste deutsche Schriftsteller, der sich entschloss, allein von den Erträgen seiner Feder zu leben. Die Folge war, dass seine Romane in immer dichterer Folge erschienen und in der Qualität so stark abfielen, dass Lafontaine zum Spott der Romantiker und sein Werk bald vergessen wurde. Dabei war er ein internationaler Bestsellerautor: Seine Romane wurden in 14 Sprachen übersetzt, Stendhal und Madame de Staël zählten zu seinen begeisterten Lesern. Lafontaines Werke verkauften sich so gut, dass sogar ausländische Buchhändler noch vor Erscheinen 100 Exemplare seines neuesten Buches bestellten. Sein vierbändiger Roman über "Leben und Thaten des Freiherrn Quinctius Heymeran von Flaming" von 1795-1796 zählt zu Lafontaines größten Erfolgen und zeigt den Autor auf der Höhe seiner Romankunst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.08.2009

Wo Schon Schiller, Novalis und Arno Schmidt Lobeshymnen anstimmten, möchte Hansjörg Graf sich nicht lumpen lassen. Die auf der Ausgabe von 1789 basierende kritische Neuedition des 1200-Seiten-Schinkens von August Lafontaine findet er ganz und gar nicht langweilig. Handlung und Figuren erkennt er sowohl als Geschöpfe der Empfindsamkeit ("Tränen fließen ohne Unterlass"), als auch der Aufklärung, die sich ihm als aufmerksamem Leser im steten gesellschaftlichen Wandel andeutet. Ansonsten gefällt Graf der Autor als "Spötter vor dem Herrn", das Buch als quirliges Pasticcio, das ein umfangreiches Nachwort zu verstehen hilft. Letzteres macht durch seine biografie- und werkgeschichtlichen Komponenten dem Rezensenten Lust zu weiteren Lafontaine-Erkundungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2008

Wer einst für "guilty pleasures" vor allem von Leserinnen verantwortlich war, ist heute fast unbekannt und wäre auch zu seinem 250. Geburtstag sicherlich vergessen worden, hätte sich in den 60er Jahren nicht Arno Schmidt vehement für ihn eingesetzt, meint Willi Winkler. Die Rede ist von August Lafontaine, dessen Roman "Quinctius Heymeran Flaming" jetzt in einer Neuausgabe herausgekommen ist, wie der Rezensent freudig kundtut. Er schwelgt nach Herzenslust in der verwickelten Liebesgeschichte eines Adelssohnes und dem "gar süßen Mägdelein" Käthe und hat offenkundig sein Vergnügen an dem "absurden" wiewohl durchaus "vertrauten" Liebesreigen, den die Geschichte in aller Breite erzählt. Nicht wenig Freude hat Winkler dabei offensichtlich auch an der antiklassischen Tendenz des Romans, der schon um 1800 gern in Opposition und wohl auch Konkurrenz zu den Werken der Weimarer Großschriftsteller wie Goethe und Schiller gesehen wurde. Der Rezensent unterschlägt dafür aber auch nicht, dass die Romane Lafontaines in geradezu "fabrikmäßiger" Manier produziert wurden und sein in viele Sprachen übersetztes Werk den Vielschreiber zu einem reichen Mann machte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2008

Der Baron Quinctius Heymeran von Flaming hat einen Knall. Daran lässt August Lafontaine, immerhin der Autor, der ihn schuf, auf 1200 Seiten, keinen Zweifel. Flaming nämlich glaubt an eine irrsinnige Rassentheorie, die die Blonden den Schwarzhaarigen vorzieht und allerlei Dummheiten mehr. Das ganze wächst sich, nachdem der Baron aus der Großstadt vertrieben ist, aus zu einer "Unser Dorf soll rassistischer werden"-Aktion. Eine Satire ist das, erklärt ein durchaus eingenommener Tilman Spreckelsen, auf die "Buchgelehrsamkeit", und zwar eine Satire, die auch heute noch, mehr als zweihundert Jahre nach ihrer Entstehung, unterhält. Mit Einschränkungen zwar, so Spreckelsen, denn nicht jede Nebenfigur und Nebenhandlung wäre nun wirklich nötig gewesen, und wie der Held tickt, hätte man auch ohne Zusatz-Erklärerfigur kapiert. Aber insgesamt scheint dem Rezensenten der einst von Arno Schmidt wiederentdeckte Autor Lafontaine sehr wohl einer erneuten Wiederentdeckung wert.
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