Benny Morris

1948

Der erste arabisch-israelische Krieg
Cover: 1948
Hentrich und Hentrich Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783955656096
Gebunden, 646 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

In seiner Monografie "1948. Der erste arabisch-israelische Krieg" beleuchtet Benny Morris die Hintergründe und Ereignisse, die zum Ende des Britischen Mandats in Palästina, zur Zersplitterung der arabisch-palästinensischen Gesellschaft und schließlich zur Geburt des Staates Israel führten. Im Fokus der Betrachtung steht dabei die unmittelbare Reaktion auf die Staatsgründung: der panarabische Angriffskrieg.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.03.2024

Viel zu lernen auch mit Blick auf die Aktualität des Nahostkonflikts gibt es laut Rezensent Ludger Heid aus Benny Morris' Buch über den ersten arabisch-israelischen Krieg im Jahr 1948, der unmittelbar an die Gründung des Staates Israels anschloss. Morris gehört, so Heid, zu den sogenannten "Neuen Historikern", die in den 1980ern die Geschichte Israels neu zu erschließen begannen und dabei geläufige Erzählungen sowohl der Zionisten als auch ihrer Feinde zu hinterfragen begannen. So stellt Morris Heid zufolge dar, dass die Vertreibung von 700000 Palästinensern im Zuge des Krieges zwar nicht Teil eines israelischen Masterplans war, aber keineswegs friedlich ablief. Allerdings reagierte die zionistische Ideologie, so Heid mit Morris, dabei auf eine arabische Aggression, die sich gegen alle jüdische Ansiedlungen im Nahen Osten richtete, umfangreiche Vertreibungen von Juden aus zahlreichen arabischen Staaten einschloss und das von der UN verbriefte Existenzrecht Israels nicht anerkennt. Der Konflikt beruht nach wie vor auf unvereinbaren Ansprüchen der beiden verfeindeten Gruppen, lernt Heid von Morris.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2024

Sehr ausführlich bespricht Rezensent Thomas Thiel dieses Buch und nutzt seine Kritik, um die ganze und komplexe Geschichte der Gründung Israels in seinem Artikel gewissermaßen nochmal zu erzählen. Dabei vergisst er ein wenig, das Buch aus heutiger Sicht einzuordnen. Denn es ist ein älteres Buch, ein Standardwerk, das erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde, und es gehört zu den einflussreichsten Bücher einer seinerzeit neuen Historikergeneration, das einige Beschönigungen des offiziellen Zionimus radikal in Frage stellte und Morris eine Menge Ärger einbrachte, wie Thiel erzählt. Klar ist nach Thiel zunächst mal, dass die Araber den Krieg anfingen. Klar ist, dass auch die Israelis gewalttätig wurden und durchaus Dörfer dem Erdboden gleichmachten und Palästinenser vertrieben. Und die Israelis hatten dabei drei Jahre nach dem Krieg nicht vergessen, dass der Mufti von Jerusalem ein Liebling und aktiver Kollaborateur der Nazis gewesen war. Verschiedene wichtige Aspekte hebt Thiel außerdem hervor: Die Desorganisiertheit der arabischen Staaten, die oft nur geheuchelte Solidarität dieser Staaten mit den Palästinensern sowie deren eigene Verantwortung für ihre "Nakba", die sich aus einer Mischung von Hass und militärischer Inkompetenz zusammensetzte. Mit Blick auf den 7. Oktober merkt Thiel noch an, dass der Konflikt immer stärker unter religiösen Vorzeichen steht. Morris, so schließt Thiel, hat seinen Blick auf das Geschehen im Zeichen palästinensischen Hasses übrigens revidiert und sehe Israel des Jahres 1948 heute in milderem Licht als zur Zeit der Publikation des Buchs.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 29.01.2024

Großartig, dass mit dem Buch des Historikers Benny Morris nun ein Standardwerk - im Original 2008 veröffentlicht - zum arabisch-israelischen Krieg des Jahres 1948 auch auf Deutsch vorliegt, so Rezensent Marc Reichwein. Morris blickt gelegentlich, stellt Reichwein klar, auch kritisch auf die israelische Politik, er ist aber kein Antizionist, und konzentriert sich in seinem Buch auf die Chronologie des Konflikts, inklusive Vorgeschichte. Reichwein liest bei Morris über den Bürgerkrieg im britischen Mandatsgebiet 1947, über die Invasion arabischer Staaten direkt nach Gründung Israels und über den Weg zum Waffenstillstand. Für Reichwein ist das Buch ein willkommenes Korrektiv zu den parteiischeren Darstellungen etwa Ilan Pappés, und er freut sich außerdem, dass es ergänzt wird von einem Gespräch mit Morris aus aktueller Perspektive, sowie von klugen Vor- und Nachworten von Jörg Rensmann und Stephan Grigat.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.01.2024

Rezensentin Catherine Newmark empfiehlt wärmstens Benny Morris' geschichtliche Abhandlung des Krieges 1948, der gewissermaßen den Kern des Israel-Palästina-Konflikts bildet. Denn wie der israelische Historiker hier mit bestechender "Sachlichkeit" dem genauen Hergang der jeweiligen Kämpfe, aber auch den unterschiedlichen Macht- und Interessenkonflikten der europäischen und der arabischen Staaten schon im Vorfeld, im 19. Jahrhundert, genauestens nachgeht und alles ausführlich darlegt, findet die Kritikerin höchst informativ, auch noch für Kenner. Als einer der sogenannten "Neuen israelischen Historiker" arbeite Morris dabei an einer Revidierung des zionistischen Narrativs, ohne dabei das arabische "schlicht zu untermauern", erklärt Newmark; vielmehr mache er deutlich, wie sich die beiden gegenläufigen Erzählungen erst entwickeln konnten. Spannend und neu findet sie dabei etwa die Ausführungen über die Rolle der britischen Mandatsmacht und ihre wechselnden Interessen, oder auch über die verschiedenen Ziele der selbst noch jungen arabischen Staaten. Ein gerade in Anbetracht des mangelnden historischen Wissens in diesem Themenfeld unbedingt lesenswertes Werk, "monumental wie minutiös", so Newmark begeistert.

Buch in der Debatte

9punkt 23.03.2024
Im taz-Interview mit Till Schmidt spricht der israelische Historiker Benny Morris über seine Forschungen zum arabisch-israelischen Krieg 1948, die er in einem Buch zusammengefasst hat. Als Teil der "Neuen Historiker" war er einer der ersten, die die offizielle zionistische Darstellung kritisch aufarbeiteten und das "klassische" Narrativ ("Die Araber griffen an, die Juden verteidigten sich. Die Araber waren böse, wir waren nett und agierten heroisch.") in Frage zu stellen. Gleichzeitig beschäftigt er sich mit der Verklärung des Konfliktes von arabischer Seite: "Die Behauptung, die Palästinenser und die Araber seien jederzeit nur 'Opfer' fremder Aggressionen gewesen und hätten keine Handlungsmacht gehabt, ist absoluter Unsinn. Denn in jeder Phase des Krieges, aber auch schon vor 1948, erhoben sich Palästinenser und griffen Juden an. In den 1920ern verübten sie eine Reihe von Pogromen. Die arabische Seite lehnte die Peel-Kommission und deren Empfehlungen für eine Zweistaatenlösung von 1937 ab; genauso die von der UN-Generalversammlung 1947 vorgeschlagene Zweistaatenlösung. Schließlich begann die arabische Seite den Bürgerkrieg und griff Israel in Folge seiner Unabhängigkeitserklärung 1948 an, um den jüdischen Staat ungeschehen zu machen." Unser Resümee