Bora Cosic

Konsul in Belgrad

Cover: Konsul in Belgrad
Folio Verlag, Wien - Bozen 2016
ISBN 9783852566993
Gebunden, 280 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Serbischen von Katharina Wolf-Grießhaber. Bora Ćosićs Buch umfasst die Zeit zwischen 1937, als er mit seinen Eltern nach Belgrad zieht, und Anfang der 1990er-Jahre, als der Protagonist die Stadt, angewidert vom Nationalismus seiner Landsleute, wieder verlässt. Ganz im Einklang mit seiner selbst gewählten Rolle als Konsul blickt der Autor mit der Distanz eines Fremden abgeklärt und sprachlich virtuos auf Kindheit, Jugend, Erwachsenenleben zurück. Er erzählt von der deutschen Besatzung, dem Sozialismus unter Tito, vom Leben als Bohemien inmitten eines faszinierenden intellektuellen Biotops, mit Akteuren wie Ivo Andric, Georges Perec, Danilo Kiš, Bogdan Bogdanović und anderen, bis herauf in die Neunzigerjahre, als der "Konsul" "demissioniert".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.03.2017

Ein "Universum sui generis" nennt Rezensentin Ilma Rakusa Bora Cosics in mehrfacher Hinsicht einzigartiges Ouvre, an dem der serbische Autor noch heute, im Alter von über 80 Jahren mit kaum geminderter Kraft werkelt und wirkt. Belgrad stellt eines der Zentren in diesem Gesamtwerk dar, dem Cosic sich nun in seinem neuen Roman widmet, lesen wir. "Konsul in Belgrad" ist jedoch nicht nur das Porträt einer Stadt und einer Gesellschaft, sondern auch und vor allem Auseinandersetzung mit der Bedeutung dieses Ortes in einer bestimmten Zeit für das eigene Leben und Schaffen des Autors. Humorvoll stilisiert erzählt Cosic von den Jahren 1937 bis zum Jugoslawienkrieg in dieser Stadt, so die begeisterte Rezensentin. Ein Alterswerk, fraglos, jedoch ohne jede Eitelkeit, ohne tränentreibende Sentimentalität oder Larmoyanz, sondern immer zeit- und selbstkritisch und immer ehrlich, vielleicht eher ein "Rechenschaftsbericht", meint die beeindruckte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.03.2017

Bora Cosics Memorien üben einen ganz besonderen Reiz auf Rezensent Jörg Magenau aus. Nicht nur, weil der serbische Schriftsteller die Gefährten seines Lebens - Künstler, Redakteure, Kollegen und Freunde - wie ein Archäologe aus der Erinnerung ausgräbt, verlebendigt und wieder verschwinden lässt, sondern auch, weil Cosic in skizzenhaften Erinnerungsmomenten das untergegangene Belgrad der Vorkriegszeit ebenso wachruft, wie er das unbehagliche, erschöpfende Warten und das "Fremdheitsgefühl" während der Tito-Ära in teils bühnenhaften Bildern beschreibt. Dass der Autor die Zeit, in der er zur "unerwünschten Person" erklärt wurde, mit "vornehmer Lakonie" übergeht, rechnet der Kritiker ihm hoch an. Und wie Cosic in seinem "surrealen Tableau" erotische Momente "flirren" lässt, hat Magenau auch gefallen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2016

Rezensent Paul Ingendaay wird Zeuge, wie Bora Cosic den Verlust seiner Heimatstadt Belgrad an das Tito-Regime in Gewinn verwandelt. Mit Witz, Ton und Haltung, so der Rezensent, erzählt der Autor von seinen Anfängen als Autor, vom Zeitungmachen in Cafes, vom Jungsein, von den Frauen und vom Provinzialismus. Für Ingendaay eine sehr poetische, aber auch ironische Beschwörung der verlorenen Zeit, des Verschwindens von Dingen und Menschen, das dem Leser erlaubt, ein imaginäres Belgrad zu durchstreifen.
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