Catherine Liu

Die Tugendpächter

Wie sich eine neue Klasse mit Moral tarnt und Solidarität verrät
Cover: Die Tugendpächter
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783864893971
Kartoniert, 128 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Chiara Grima de la Cruz. Catherine Liu rechnet mit der linksliberalen Elite in den USA ab, der sogenannten "Professional Managerial Class" (PMC). Wo diese einst den Kampf der Arbeiterklasse gegen kapitalistische Ausbeutung unterstützte, ist sie heute einer der stärksten Treiber des sich progressiv gebenden, globalisierten Kapitalismus und seiner brutalen, neoliberalen Leistungsideologie. Moralische Werte und Tugenden zielen nicht mehr auf die Gemeinschaft, sondern dienen als individuelle Accessoires dazu, die eigene Überlegenheit gegenüber der als minderwertig betrachteten Arbeiterklasse auszustellen. Tugend verkommt so zur reinen Prahlerei.Lius Selbstkritik der Linken lässt sich ohne Umschweife auf die urbane Mittelklasse Deutschlands übertragen, wie Liu in ihrem exklusiven Vorwort zur deutschen Erstausgabe ausführt. Die Tugendpächter formuliert auch eine Hoffnung: Dass die globale PMC endlich wieder die universellen Prinzipien von Gerechtigkeit und Solidarität entdeckt und die soziale Frage ins Zentrum ihrer Kämpfe stellt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.08.2023

Nicht die "Wokeness", sondern die "Professional Managerial Class" (PMC) ist das Thema von Catherine Lius zorniger Schrif, führt Rezensent Arno Orzessek aus. Die liberalen, prokapitalistischen Eliten in Medien und Politik sind für die Autorin, lernen wir, Heuchler, die der Arbeiterklasse erst ihre materielle Lebensgrundlage entziehen und sich dann auch noch moralisch über sie und ihren Lebensstil erheben. Wenn Hillary Clinton und Barack Obama als zwei Hauptvertreter der PMC identifiziert werden, dann könne man einen "Angriff von rechts" vermuten, so Orzessek, tatsächlich aber sei Liu ein marxistisches Bernie-Sanders-Fangirl, das auf dem Primat ökonomischer Kategorien über Identitätspolitik beharre. Ihr Buch zieht unter anderem über den Poststrukturalismus und Harper Lees "To kill a Mockingbird" her, fährt Orzessek fort. Ambivalenzen lässt sie dabei keine zu, schließt der Rezensent, der den schmalen Band freilich empfehlen würde.