Christopher Hitchens

Der Herr ist kein Hirte

Wie Religion die Welt vergiftet
Cover: Der Herr ist kein Hirte
Karl Blessing Verlag, München 2007
ISBN 9783896673558
Gebunden, 350 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Anne Emmert. Welche Rolle darf Religion heutzutage spielen? Keine - wenn es nach Christopher Hitchens geht. Schon gar keine Sonderrolle, dazu ist unsere Welt zu klein geworden. In seiner Streitschrift legt er eloquent und provokant dar, dass die Rückkehr zum Glauben - ob als archaische Staatsdoktrin oder vermeintlich modernes Sinnstiftungsangebot für den Privatgebrauch - in eine gefährliche Sackgasse führt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.02.2008

Rezensentin Renee Zucker kann dieses Antireligionsbuch lediglich aus populistischen Gründen empfehlen: denn Christopher Hitchens steile Thesen bedeuten schlicht und ergreifend Lektürespaß. Allerdings abflauend, wie die Rezensentin bald ernüchtert feststellen muss, was sie einerseits dem "rührenden missionarischen Eifer" zuschreibt, mit der das Bekenntnis gegen die Religion formuliert ist. Andererseits flaut das Rezensentinneninteresse auch deswegen ab, weil Hitchens für das von ihm kritisierte Phänomen nicht wirklich ein Gefühl hat, was dann auch Einfluss auf die tiefere Glaubwürdigkeit seiner Thesen hat. Nichtsdestotrotz verdankt die Rezensentin dem Buch einige interessante Informationen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.10.2007

Rezensent Christian Schlüter zeigt sich in seiner Doppelbesprechung der zwei großen neuen Atheismusschriften des Jahres wenig begeistert von Christopher Hitchens Abhandlung über die pathologischen Züge des Glaubens. Nicht gerade neu findet der Rezensent die These, es mache den Gläubigen krank, seinen Glauben gegen "sich häufende Gegenbeweise" ständig verteidigen zu müssen, und auch das "Sündenregister" religiös verwurzelter 'Pathologien' vom Verbot von Schweinefleisch und Kondomen über Kindesmißbrauch bis zum Selbstmordattentat entlockt ihm nur ein herzhaftes Gähnen. Dass der Autor für die Fehltritte der Kirche, die so manches Mal mit dem Totalitarismus paktiert hat, gleich die Religion an sich für schlecht erklärt, sei ein Fehlschluss, da könne man mit gleichem Recht auch die Wissenschaft - die übrigens Christopher Hitchens Kollege Richard Dawkins in "Der Gotteswahn" als Alternative zur Religion vorschlägt - gleich ganz für schlecht erklären, ob deren "unzähligen Verwerfungen, die im Namen der Wissenschaft geschehen sind - politisch, sozial, ökologisch".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Sehr einseitig findet Uwe Justus Wenzel diese Religionskritik von Christopher Hitchens. Natürlich würden nur die Unterdrückung und die Gewalttaten genannt und alles andere unterschlagen. Die sträflichste Auslassung aber sei die Nichtberücksichtigung der Theologie, mit der für Wenzel die Religion ja schon längst ihre wissenschaftliche und hermeneutische Deutung gefunden hat, die Hitchens so "rabiat" vermisst. In Wenzels vergleichender Besprechung von Hitchens Buch, Richard Dawkins' "Der Gotteswahn" und Sam Harris' "Das Ende des Glaubens" kommt letzterer noch am besten weg, und zwar weil er den Menschen wenigstens das Bedürfnis nach spirituellen Erfahrungen zugesteht. Auch erkennt Wenzel bei Hitchens wie beim Kollegen Dawkins ein Faible für eine gewisse "Naturmystik", die sich etwa in der Bewunderung der All-Fotos des Hubble-Teleskops ausdrückt, hält das aber für wenig ausbaufähig. Die Ursache für die derzeitige Flut an grob gestrickter Religionskritik sieht Wenzel nicht nur bei deren Urhebern. Er bittet deshalb alle Gläubigen, etwas gelassener mit Kritik umzugehen. Dann könnte diese wiederum gelassener und "intelligenter" daherkommen als es im Augenblick mehrheitlich der Fall ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.09.2007

Anerkennend beurteilt der Theologe Friedrich Wilhelm Graf diese Kritik an der Religion von Christopher Hitchens, auch wenn er seine Positionen nicht teilt. Im Unterschied zu Richard Dawkins' plumper Religionskritik "Der Gotteswahn" mutet ihn das Buch des liberalen Skeptikers Hitchens, das allerdings auf Deutsch erst in zwei Wochen erscheint, geistreich und subtil an. Anders als bei Dawkins sieht er hier nicht kruden Naturalismus am Werk, sondern reflektierte die kulturanalytische Argumentation, die den Blick auf die destruktiven Folgen religiösen Glaubens für ein friedliches Zusammenleben der Menschen richtet. "Skeptisch, ironisch, auch selbstkritisch" scheint ihm die Haltung des Autors, sein Stil "brillant", seine Einsicht in die Grenzen naturwissenschaftlicher Begriffsbildung klug. Der "milde Spott", mit dem sich Hitchens von doktrinärer Rechthaberei distanziert, gefällt ihm ebenso wie seine "skeptische Gelassenheit", "tolerante Großzügigkeit" und seine Würdigung der Religionskultur. Auch seine Analysen religiös motivierter Gewalt haben Graf überzeugt. Allerdings bedauert er, dass Hitchens es nicht lassen kann, einigen modernen Glaubensikonen "alles mögliche Falsche, Schlechte" nachzusagen.
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