Clemens J. Setz

Der Trost runder Dinge

Erzählungen
Cover: Der Trost runder Dinge
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518428528
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Ein elsässischer Soldat im Ersten Weltkrieg entdeckt am Nachthimmel das Sternbild des Großen Burschen, das so schauderhaft ist, dass er niemandem davon erzählen kann. Ein junger Mann, der sich in die blinde Anja verliebt hat, muss feststellen, dass ihr Apartment von oben bis unten mit Beschimpfungen bekritzelt ist. Marcel, sechzehn Jahre alt, hinterlässt auf der Toilettenwand eines Erotiklokals seine Handynummer und den Namen Suzy. Familie Scheuch bekommt eines Tages Besuch von einem Herrn Ulrichsdorfer, der vorgibt, in ihrem Haus aufgewachsen zu sein, und einen Elektroschocker unter seinem geliehenen Anzugjackett verbirgt.Das ganz und gar Unerwartete bricht in das Leben von Clemens J. Setz' Figuren ein.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.04.2019

Martin Krumbholz hält Clemens J. Setz für einen meisterhaften Mikropsychologen. In den vorliegenden Erzählungen entdeckt der Rezensent gekonnt herausgearbeitete Ambivalenzen im Verhältnis der Figuren auf engstem Raum, komplexe seelische Sachlagen und raffinierte Text-Kompositionen, in denen unter dem Eis die Komik lauert und umgekehrt. Berührend scheint Krumbholz das allemal. Ein Buch der seltsamen Verwandlungen und überraschenden Entwicklungen, das den Rezensenten an Kafka erinnert. Einen sicheren Boden sollte der Leser nicht erwarten, warnt er, ein intensives Lektüreerlebnis aber schon.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.03.2019

Oliver Jungen mag die "verspielte Exzentrik" des "Schauerromantikers" Clemens J. Setz, die laut Kritiker vor allem in der kurzen Form aufleuchtet. Denn hier gelinge es dem Autor in der Flut seiner originellen "High-End-Metaphern" und rätselhaften Wendungen äußerst präzise um "emotionale Grundzustände" zu kreisen, staunt der Rezensent, der in den Erzählungen von Phobien, Tourette, Schuld und Liebe liest. Vor allem aber sind es Setz' verletzliche Figuren, die dem Kritiker ans Herz gehen und die er lange nicht mehr vergisst.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.03.2019

Clemens Setz hängt ein bisschen quer in der Welt, glaubt Rezensent Florentin Schumacher, der Setz' dadurch "verrückten Blick" aufs Geschehen ganz gut leiden kann. Im Kurzgeschichtenband "Der Trost der runden Dinge" erlebt Schumacher also Bäume, die sich wie träumende Giraffen bewegen, eine Blinde, die nicht sehen kann, wie hässlich die Wände ihrer Wohnung beschmiert sind, eine Schulkrankenschwester, die einen Jungen entführt. Die Geschichten gehen dem Rezensent nah, aber begeistern kann er sich nicht wirklich für sie, wie er gesteht. Zu angestrengt findet er die "coole Tiefkühl-Lakonie", zu perfekt den Sound, zu hypersensibel die Wahrnehmung all der supersympathischen Figuren. Am Ende findet Schumacher es tröstlich, dass selbst ein hochbegabter Autor wie Setz es nicht ganz hinbekommt, lebensnahe Figuren zu schaffen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.03.2019

Rezensentin Daniela Strigl lernt den Trost von Auberginen und Callboys kennen in den neuen Erzählungen von Clemens Setz. Stets zwischen "Witz und Wahnsinn" mäandernd folge der Autor seinen Figuren mit Sympathie auf ihren Abwegen, erkennt die Kritikerin, die ihre Vorstellungen von Normalität nach der Lektüre nochmal überdenkt. Eigensinnige Bilder, wunderbare Sprachspielereien und eine für Setz ungewohnte Zärtlichkeit machen das Buch für Strigl zum unvergesslichen "Abenteuer".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.02.2019

Judith von Sternburg gelangt mit den Erzählungen von Clemens J. Setz in die Tiefen des Menschseins. Die Rätselhaftigkeit und das Lapidare dieser Prosa ist ihr vertraut, das Faible des Autors für die Empfindlichen und Seltsamen, für Synästhesie und das ruhige Betrachten bizarrer Vorgänge und hier: runder Dinge. Das alles geht Setz leicht von der Hand, versichert Sternburg, doch nicht zu leicht. Das Folgerichtige übertrifft das Vorhersehbare in diesen Texten, versichert sie, und ihre Unterschiedlichkeit betreffend Länge und Art sorgt für anhaltende Unterhaltung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2019

Paul Jandl kennt den Kosmos des Clemens J. Setz bereits gut. Wenn Setz in einer seiner Erzählungen eine Poetologie unterbringt, in der es um die spielerischen Möglichkeiten der Figuren geht, wundert das Jandl nicht groß. Auch mit Synästhesie und Realitätsverschiebungen kennt er sich aus, und findet ihr Vorkommen bei Setz manchmal schon seriell oder kindisch. Dass die Texte um Zwangsstörungen unter Kellnern, Krankenpflegerinnen und Hausmeistern aber auch komisch und oft von großer Zartheit sind, schätzt Jandl dagegen sehr. Und runde Dinge schaut er künftig ganz anders an, als hause darin unsere Seele.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2019

Birthe Mühlhoff lernt in den Erzählungen von Clemens J. Setz den befriedenden Anblick von Auberginen und Obst kennen und schätzen. Auch wenn die synästhetische Wahrnehmungsweise und der Vergleichsfuror des Autors ihr mitunter zu viel werden, im Nachhinein beglückt, was man liest, versichert Mühlhoff. Dass Setz die kurze Form am besten steht, scheint ihr hingegen absolut zweifelsfrei. Und wie Setz in diesen Geschichten das Faszinierende am Gewöhnlichen und nicht allzu Gewöhnlichen (Aufregung um ein Klassenfoto, Angststörungen und Sex mit Komatösen) herauspräpariert, findet die Rezensentin einfach hinreißend.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.02.2019

"Verzweifelt lebendig", voller Witz, Tragik und Trost, erscheint Rezensentin Juliane Liebert dieser Band mit neuen Erzählungen von Clemens J. Setz. Zwar möchte sie das "feuerfreudige neuronale Prosanetzwerk" nur Lesern mit soliden Nerven empfehlen, diese aber werden viel Freude haben an den überdrehten Sätzen und "heißgelaufenen" Alltagsgrotesken, versichert die Kritikerin. Wenn sie hier erfährt, wie Spinnen schmecken, Kinder zu Automaten transformiert werden oder alleinerziehende Väter Panikattacken erleiden, bewundert sie bei aller Exzentrik doch die Klarsicht des Autors. Statt der "sperrigen Avantgarde" eines Joyce' bekommt der Leser hier "akustische Sensibilität" geboten, versichert sie.