David Blum

Kollektorgang

(Ab 14 Jahre)
Cover: Kollektorgang
Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2023
ISBN 9783407757340
Kartoniert, 128 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Mario wurde nicht einmal 14 Jahre alt. Wieso, das erzählt er von seinem Grab aus: Wie zwei Gruppen sich in unterirdischen Katakomben ihr eigenes Reich bauen, um das sie kämpfen bis zum Tod, von Freundschaft und einem phänomenalen Boxkampf zwischen seinem besten Freund Rajko und einer Gang Neonazis. Mit viel schwarzem Humor, aber auch voller Hoffnung und Liebe berichtet Mario von Gewalt, Außenseitertum und dem trostlosen Dasein zwischen Plattenbauten, wo Eltern genau so abwesend sind wie eine Zukunft. Dieser wortgewaltige Roman entfaltet einen un-heimeligen Sog, dem man so nur selten begegnet - vielleicht sogar nie. Genau wie den Erwachsenen im Plattenbau.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.12.2023

Rezensentin Christine Knödler lässt sich von David Blum in eine Unterwelt führen - einen Ort, an dem sich alles sammelt und verbirgt, was an der Oberfläche keinen Platz hat: Freiheit, Nähe, Zuflucht und erste scheue Zukunftspläne, aber eben auch Verdrängtes, Angestautes wie Wut, Hass und rechte Gewalt. Die Oberfläche, so Knödler, das ist eine Plattenbausiedlung der Nachwendezeit, die Blum mitsamt ihrer Tristesse, der allgemeinen Perspektivlosigkeit, der Fremdenfeindlichkeit, Armut und dem Alkohol eindrücklich zu beschreiben weiß. Der Untergrund, das sind die titelgebenden Kollektorgänge, die die einzelnen Häuser der Siedlung miteinander verbinden - ein Labyrinth aus verborgenen Tunneln, in denen sich ein Großteil dieser Geschichte abspielt. Erzählt wird sie von einem Toten - Mario - der im Kampf für seinen Freund gestorben ist und nun sein kurzes Leben rekapituliert. Sein Erzählen ist ein raffendes wie raffiniertes Erzählen, lobt die Rezensentin, voller Witz und Poesie. Blum beschreibt in seinem Debüt das Elend und den Schmerz, verstört dabei im besten Sinne, ohne jede Spur von Larmoyanz. Durch eine Anmerkung am Ende des Romans gemahnt der Autor indirekt an die Kontinuität rechter Gewalt, so wird aus diesem großartigen und vielschichtigen Porträt eine "literarische Warnung", so die begeisterte Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2023

Rezensentin Helena Schäfer findet gut, wie David Blum in seinem Jugendroman die Härte einer Berliner Jugend einfängt. Nüchtern, aber auch mit einer Leichtigkeit, die nicht über den Ernst des Themas hinwegtäuscht. Blum erzählt von Mario, der nach der Wende in einem Plattenbau bei seinen aus der Bahn geworfenen Eltern aufwächst - im Rückblick oder vielmehr aus dem Jenseits, denn Mario ist von Neonazis getötet worden. Wie Blum von rechter Gewalt erzählt, vom Leben im Beton und einer Jugend, die hässlich und schön zugleich ist, gefällt Schäfer.
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