Elfriede Jelinek

Am Königsweg

Hörspiel in zwei Fassungen
Cover: Am Königsweg
Belleville Verlag, München 2017
ISBN 9783946875529
CD, 12 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Sieben CDs mit einer Laufzeit von 6 Stunden und 17 Minuten. Am Abend, an dem Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, begann Elfriede Jelinek, ihr Stück Am Königsweg zu schreiben. Vor Trumps Amtseinführung hatte die Autorin eine erste Fassung des Textes abgeschlossen. Der Bayerische Rundfunk präsentierte seine Hörspielproduktion Am Königsweg als deutsche Erstinszenierung in zwei Varianten: Eine Fassung in drei Teilen, die in der Gesamtlänge von vier Stunden den ungekürzten Text ausbreitet, und eine eigenständige, das gesamte Material komprimierende Miniaturfassung, die, ebenfalls in drei Teile gegliedert, in 53 Minuten eine Königsweg-Abkürzung anbietet. Beide Fassungen liegen hiermit auf CD vor. Schon die Konstellation hier Elfriede Jelinek, dort Donald Trump verspricht einen Schaukampf: Auf der einen Seite die Literaturnobelpreisträgerin und Dramatikerin, die in ihren Werken ebenso sprachmusikalisch wie -analytisch die Inszenierungen politischer Macht und Verbrechen seziert und offenlegt, auf der anderen Seite ein skrupellos agierender Milliardär, Bauunternehmer und Skandalproduzent, der in einer jähen Wendung jene politische Rolle übernimmt, die ihn zum mächtigsten Mann der Welt werden ließ. Stimmen: Mechthild Großmann, Helga Fellerer, Kathrin von Steinburg, Peter Brombacher, Christoph Jablonka, Thomas Albus, Christian Gaul, Sebastian Weber, David Zimmerschied, Johannes Herrschmann, Katja Bürkle, Johannes Silberschneider und Elfriede Jelinek Musik: Sven-Åke Johansson / Elliott Sharp / Chor des Bayerischen Rundfunks und Akademie für Alte Musik Berlin. - Leitung: Howard Arman.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.11.2017

Elfriede Jelinek hat "Am Königsweg" an dem Tag zu schreiben begonnen, als USA Donald Trump zum Präsidenten wählten, weiß Rezensentin Sylvia Prahl. Dementsprechend sarkastisch ist Jelineks Ton, insbesondere im ersten Teil des Stückes, in dem sie bewusstseinsstromartig ihren Abscheu kund gibt. Geschickterweise hat der Hörspiel-Regisseur Karl Bruckmaier diesen Teil durch recht witzige, wechselnde Stimmen, wie die von Kermit dem Frosch, ein wenig entzerrt und aufgelockert. Im zweiten und dritten Teil geht es gelassener zu, versichert Prahl. Begleitet wird der Text von drei Musikern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2017

Genau wie man es von ihr erwartet hätte, der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, ist ihr neues Stück, aus dem der Bayrische Rundfunk nun ein recht anregendes Hörspiel gemacht hat, erklärt Rezensentin Verena Mayer. Natürlich ist "Am Königsweg" von aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen angestoßen, reich an intertextuellen Bezügen und genau so sprachintensiv, wie man es von Jelinek gewohnt ist, lesen wir, was dem Hörspiel zu Gute kommt, das sich mit Hintergrundgeräuschen und sonstigen Vertonungen zurückhalten, den Fokus ganz auf die Melodie, den Klang und die Sprachspiele legen kann, freut sich Mayer. Gegenstand des Dramas ist ein König, inspiriert vom real existierenden Donald Trump, seine Machtspielchen, seine Willkür und sein bereitwillig unterwürfiges Volk. Das einzige Problem an dieser Wirklichkeitsnähe ist, so die abwägende Rezensentin, dass die Realität immer ein Stück voraus ist und den Roman, wenngleich er durchaus starke Beine hat, immer hinterherhinken lässt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.08.2017

"Große Relevanz" attestiert Rezensent Florian Kölsch diesem nun von Karl Bruckmaier sorgfältig als Hörspiel inszenierten Theaterstück von Elfriede Jelinek. Der ganzen Absurdität der Trump-Wahl verleiht die österreichische Autorin hier Ausdruck, zwischen Komik und bitterem Ernst, meint der Kritiker, der vor allem über Jelineks Spiel mit zahlreichen Referenzen staunt: Trump wird nie direkt genannt, auch schnödes "Bashing" vermeidet Jelinek, so Schröder, aber der Bezug zu Sophokles' König Ödipus erscheint ihm offenkundig: Nicht der König erblindet hier allerdings, sondern das Volk - geblendet durch seinen König, eklärt der Kritiker. Dreizehn Sprecher, darunter die Synchronstimmen von Miss Piggy und Homer Simpson, machen das metaphernreiche Hörspiel zu einem Ereignis, lobt der Rezensent, dem auch die von drei Komponisten eigens beigesteuerte und sehr vielschichtige musikalische Untermalung gut gefallen hat.
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